Thema Abschiede Zwei große Schulleiter gehen von Bord

Mönchengladbach · Die Schulgemeinde des Hugo-Junkers-Gymnasiums hat Wolfgang Bremges mit einer kreativ-fröhlichen Feier in den Ruhestand verabschiedet. Ebenfalls in Pension geht - nach zehn Jahren als Rektor des "Huma" - Heinz-Theo Jacobs.

 Abschiedsfeier im "Hugo": Nicola Kupfer, Angelika de Clerque, Wolfgang Bremges und Tunç Baybuga (v.l.).

Abschiedsfeier im "Hugo": Nicola Kupfer, Angelika de Clerque, Wolfgang Bremges und Tunç Baybuga (v.l.).

Foto: Isabella Raupold

Was haben ein Ei, ein Stück Rasen und die Skulptur eines Menschen, der einen Felsen wegschiebt, mit dem Schulleiter des Hugo-Junkers-Gymnasiums zu tun? Eine Menge, finden Schüler, Eltern und Lehrer, und geben die Antwort auf diese Frage während der Feier zur Verabschiedung des langjährigen Schulleiters Wolfgang Bremges.

Das Ei stehe für die Kreativität, erklärt Schülervertreter Tunç Baybuga, mit der der Schulleiter die Schüler immer wieder überrascht habe. Etwa mit einem Science Slam. Das Stück Rasen repräsentiere Verantwortung, erklärt Elternvertreterin Nicole Kupfer. Und es bleibt der Kollegiumssprecherin Angelika de Clerque überlassen, die Felsbrocken zu benennen, die Bremges in seiner zwölfjährigen Amtszeit beiseiteschob oder schieben wollte.

 Thomas Hollkott (l.) folgt auf Heinz-Theo Jacobs.

Thomas Hollkott (l.) folgt auf Heinz-Theo Jacobs.

Foto: Jörg Knappe

Der größte dieser Brocken war der Wiederaufbau der Schule nach dem Brand am 11. Januar 2011. "Die Schule ist auch dank der unermüdlichen Energie des Schulleiters wie ein Phönix aus der Asche auferstanden", sagt Angelika de Clerque. Ein weiterer Felsbrocken war die Neuausrichtung der Schule durch den naturwissenschaftlichen MINT- und den künstlerisch-sprachlichen KULT-Zweig als Antwort auf sinkende Anmeldezahlen. "Das hat der Schule ein Alleinstellungsmerkmal verschafft", stellt de Clerque fest. Am letzten Brocken hat Bremges gerackert, aber ihn noch nicht zur Seite rollen können. Auch nach drei Jahren hartnäckiger Arbeit gibt es noch kein W-Lan an der Schule.

Die Schulgemeinde bereitet dem scheidenden Schulleiter eine kreative und heitere Abschiedsfeier, in der Videobotschaften von anderen Schulleitern wie Michael Meyer vom Gymnasium an der Gartenstraße, von ehemaligen Hugo-Junkers-Schülern wie dem Bundestagsabgeordneten Günter Krings und Bürgermeister Uli Elsen oder von jetzigen Schülern wie der Klasse 5 b gezeigt werden. Dezernentin Karin Abts-John verabschiedet den Marathon-Mann Bremges mit einer launigen Rede: "Er läuft weg, damit er noch mehr laufen kann." Der scheidende Schulleiter ist von der Feier "überwältigt" und erinnert sich zum Schluss an vier ganz besondere "Momentmale" seiner Berufslaufbahn, wie er es nennt: das herzliche Willkommen, das ihm das Kollegium zu Beginn seiner Tätigkeit bereitet und die Übung in Demut nach dem Brand. "Man kann nicht alles allein schaffen, man muss auch Hilfe annehmen", sagt er rückblickend. Weiter nennt er die gelungene Wiederbelebung der Schule und schließlich die Tatsache, dass sich in Gruppen wie dem Eltern-Lehrer-Schüler-Chor eine hohe Identifizierung mit der Schule widerspiegele.

Auf Bremges' Nachfolger warten "große Fußstapfen", so Bürgermeister Uli Elsen. Torsten Petter, der die Leitung nach den Ferien übernimmt, war bei der Feier anwesend und sah sich an, was auf ihn wartet. "Wir befinden uns in einer Hochphase", sagt Bremges. "Ich gebe die Schule jetzt gern in andere Hände."

Unterdessen ist es in der Aula des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums (Huma) mucksmäuschenstill. Und das, obwohl die Aula mit etwa 250 Schülern, Lehrern, Eltern und Mitarbeitern sehr gut gefüllt ist. Und auch wenn die Unterstufenschüler bereits seit mehr als zwei Stunden auf ihren Stühlen sitzen. Sie alle lauschen den Abschiedsworten ihres Schulleiters Heinz-Theo Jacobs, der auf der Bühne von seinen Gefühlen überwältigt wird.

"Euch, meine Schülerinnen und Schüler, euch werde ich vermissen", sagt Jacobs. Der 63-jährige legte 1971 sein Abitur am Huma ab und war lange Jahre als Mathelehrer dort tätig bis er dann vor etwa zehn Jahren Schulleiter wurde. Mit gutem Gewissen übergibt er nun seine Rektorenstelle an den bisherigen stellvertretenden Schulleiter Thomas Hollkott (49). Er ist in seiner Rede sichtlich gerührt und fühlt sich geehrt diese Stelle anzutreten. "Gehen Sie in Ihrem wohlverdienten Ruhestand, den Dingen nach, für die Sie während Ihrer Leitungstätigkeit keine Zeit hatten", sagt Bürgermeister Michael Schoeren.

In seiner zehnjährigen Rektorenzeit am Huma habe Jacobs das Profil der Schule maßgeblich weiterentwickelt, lobt Lehrer Hans-Peter Stapper. Die Schule hebe sich mit ihrer antirassistischen und humanistischen Ausrichtung positiv ab und sei ein wichtiger Standortfaktor für die Stadt. Die erweiterte Schulleitung hat Jacobs ebenso entwickelt wie den Förderpreis für Schüler, denen es gelingt, in besonderer Weise den humanistischen Leitgedanken der Schule und dem Prinzip Verantwortung des ehemaligen Schülers Hans Jonas gerecht zu werden. Stapper bescheinigt Jacobs Fachlichkeit, Ruhe und Hartnäckigkeit sowie Energie. Er verkörpere Autorität und habe das Gymnasium zu einer Heimat für die Schüler gemacht. Kennengelernt habe er Jacobs als einen ruhigen, etwas wortkargen, aber immer aufmerksamen und nie verschlossenen Menschen. "Zu Anfang deiner Dienstzeit war ich etwas skeptisch darüber, dass nun ein Mathematiker und kein Geisteswissenschaftler an der Spitze des Huma ist. Doch Du hast alles super gemeistert." Das zweistündige Programm wurde mit viel Musik bereichert: von Schulchören, Theatergruppe und Solo-Auftritten. "Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit als Schulleiter, und ich liebe meinen Beruf nach wie vor", sagt Jacobs. Zum Abschied erhebt sich die Menge im Saal und applaudiert lange.

(RP)
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