Mönchengladbach Zuhälterei: 34-Jährige will nun doch gegen Angeklagten aussagen

Mönchengladbach · Überraschende Wende im Prozess um Zuhälterei und Menschenhandel vor der Zweiten Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts: Die Hauptbelastungszeugin will nun doch eine Aussage vor Gericht machen. Zwar werde die 34-jährige Frau aus Bulgarien nicht vor Gericht erscheinen, aber sie war einverstanden mit dem Vorschlag des Kammervorsitzenden, per Videokonferenz auszusagen. Zu Prozessbeginn hatte die Frau noch mitteilen lassen, überhaupt nicht an dem Verfahren teilnehmen zu wollen. Auch danach teilte sie dem Gericht mit, sie wolle sich mit der "ganzen Sache" nicht mehr befassen. Gestern erfolgte nun die überraschende Wende. Es war interessant zu beobachten, wie der Angeklagte plötzlich sein Verhalten änderte und die Gerichtsverhandlung nicht mehr grinsend sondern mit starrem Blick verfolgte. Bis jetzt hat der 34-Jährige die umfangreiche Anklage komplett bestritten.

Die Staatsanwältin wirft dem 34-Jährigen unter anderem Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung vor. Er soll die 34-Jährige im September 2015 in seiner Wohnung an der Hindenburgstraße vergewaltigt und danach zur Prostitution in einem Gladbacher Bordell gezwungen haben. Der Frau war es am 6. Oktober 2015 gelungen, sich aus der Gewalt des Angeklagten zu befreien und sich an die Polizei zu wenden. Der 34-Jährige soll ihr zuvor sämtliche Ausweispapiere abgenommen und sie in ein Bordell gezwungen haben.

Gestern nahm eine junge Bulgarin aus Duisburg auf dem Zeugenstuhl Platz. Sie erinnerte sich an den Angeklagten. Er habe sie heiraten wollen. "Aber ich wollte nicht", so die Zeugin. Außerdem habe er sie zur Prostitution zwingen wollen. "Doch ich wollte keine Hure sein. Er hat mich verprügelt. Aber ich wollte in Deutschland nur eine normale Arbeit verrichten", schilderte die Frau.

Als der Kammervorsitzende die Blätter des bulgarischen Vorstrafenregisters des Angeklagten aufschlug, wurde im Gerichtssaal bekannt, dass der 34-Jährige bereits zweimal wegen Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung bestraft worden ist. Den Mann auf der Anklagebank schien das nicht zu beeindrucken. Auf das Angebot des Gerichts, vor der Ankunft des Opfers aus Bulgarien sein Schweigen im Prozess zu brechen, reagierte der Angeklagte nicht.

Ein 56-jähriger Polizeibeamter aus Mönchengladbach berichtete gestern, was die Frau ihm damals anvertraut hatte. Im September 2015 hatte die Frau den Angeklagten über Facebook kennengelernt. Er hatte ihr angeboten, sie mit seinem Fahrzeug in die Heimat zurückzubringen. Statt dessen landete sie in seiner Wohnung an der Hindenburgstraße. Er habe sie vergewaltigt, geschlagen und schließlich zur Prostitution gezwungen. Er habe sie zwei Tage lang auf einem Stuhl gefesselt, den Mund verklebt, festgehalten. Außerdem habe er ihr sämtliche Ausweispapiere abgenommen. 14 Tage habe sie in dem Bordell arbeiten müssen, bis ihr die Flucht gelungen sei. Im Bordell sei sie ständig bewacht worden. Der Prozess wird am 22. Februar fortgesetzt.

(RP)
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