Serie Was Macht Eigentlich? "Zu wenig Beschäftigung mit dem Menschen"

Die Medizin macht immer neue Fortschritte. Doch nicht alles wird damit besser. "Heute werden die Allergiker fast nur noch durch Labors und Blutuntersuchungen geschleust, es wird sich aber nicht mehr mit dem Patienten als Mensch beschäftigt", kritisiert Dr. Wolfgang Jorde.

Der 73-Jährige hat sich zwar 1999 nach einer Lebertransplantation aus seiner zehn Jahre zuvor eröffneten Praxis als Internist mit Zusatzausbildung in Allergologie zurückgezogen. Doch so ganz ohne Kontakt zu Patienten mag er noch nicht sein: "Dr. Peter Löhmer, ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, den ich in Allergologie ausgebildet habe, ruft mich bei schwierigen Fällen schon mal hinzu."

In der Familie gibt es auch immer wieder Gelegenheiten zum Fachsimpeln. Denn die Jordes wahren die Tradition: Der Vater war Arzt, Wolfgangs Bruder praktiziert in Düren. Ein Sohn ist als Kardiologe in New York tätig, einer als Internist in Mönchengladbach, nur der Dritte ist als Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt "aus der Art geschlagen".

Dr. Wolfgang Jorde hat nach seiner schweren Erkrankung 2000 nicht noch einmal als Arzt angefangen. Langweilig wird ihm aber nicht. Es gibt nicht nur das Golfen, mit dem er nach seiner Lebertransplantation in Wanlo angefangen hat. Er und seine Frau Karin, die er beim Studium in Heidelberg kennengelernt hat (sie wurde Realschullehrerin) und mit der er seit 51 Jahren verheiratet ist, reisen viel: sehr oft ins Markgräflerland, an die Ostsee, nach Frankreich. Und einmal mit Jahr zu seinem Sohn nach New York. Und dann sind da noch die sechs Enkel, zwischen sieben und 20 Jahre alt, mit denen sich Wolfgang und Karin Jorde gerne beschäftigen.

Seine gut zehn Regalmeter lange Fachbibliothek hat Dr. Wolfgang Jorde gerade dem Deutschen Allergiker- und Astmathiker-Bund vermacht. Aus alter Verbundenheit. Doch auch das war ein Stück Abschied.

(oes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort