Mönchengladbach Zu wenig Ärzte in den Außenbezirken?

Mönchengladbach · Der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Post befürchtet, dass es in den Außenbezirken Mönchengladbachs bald einen Ärztemangel geben könnte. Es sei ein Trend, dass die Mediziner ihre Praxen in die Innenstädte verlagern.

 Es herrscht im Land der Trend, dass viele Haus- und Fachärzte die Randgebiete der Städte verlassen und ihre Praxen in die Zentren verlegen, sagt Norbert Post.

Es herrscht im Land der Trend, dass viele Haus- und Fachärzte die Randgebiete der Städte verlassen und ihre Praxen in die Zentren verlegen, sagt Norbert Post.

Foto: dapd, dapd

Im Kölner Osten sei es besonders auffällig, weiß Norbert Post. "Dort gibt es eine 200-prozentige Versorgung mit Kinderpsychotherapeuten. Wenn Sie aber in die angrenzenden Städte des Bergischen Landes fahren, finden Sie dort nur noch eine Versorgung von allenfalls 50 Prozent."

Speziell für Mönchengladbach kann der 59-jährige CDU-Landtagsabgeordnete zwar keine Zahlen nennen, aber er macht sich Sorgen: "Es herrscht im Land der Trend, dass viele Haus- und Fachärzte die Randgebiete der Städte verlassen und ihre Praxen in die Zentren verlegen", glaubt Post.

Beispiel Gründerzeitviertel

"Gehen Sie doch mal durch das Gründerzeitviertel", fordert der Politiker auf, "dort finden Sie in fast jedem dritten Haus eine Arztpraxis". Das lasse auf unausgeglichene Verteilung der ärztlichen Standorte schließen, die durch Vermehrung von Ärztehäusern (Albertus-Zentrum, Medicentrum Rheydt) eine Schieflage schafft zu Ungunsten der Stadtrandgebiete.

"Es gibt dort eine Ärzte-Kumulation", meint Post. "Dies benachteiligt vor allem ältere Menschen, für die weitere, beschwerliche Wege mit Rollator im Bus zurückzulegen sind. Und wir haben eine zunehmend alternde Bevölkerung", betont Post.

Der Facharzt Dr. Arno Theilmeier, Sprecher der Kreisstelle Mönchengladbach der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), widerspricht Norbert Post. "Es gibt sie nicht, diese vermutete Flucht der Ärzte von der Peripherie ins Zentrum, jedenfalls nicht in Mönchengladbach", sagt Theilmeier, der selbst einer großen Praxisgemeinschaft in der Rheydter City angehört. "Bis auf eine Ausnahme hatten alle dort tätigen Ärzte schon vorher in der Rheydter Innenstadt ihre Praxen", betont Theilmeier.

Zumindest die wohnortnahe Betreuung durch Hausärzte sei in der Vitusstadt "auskömmlich" gewährleistet. Die KV sehe den Versorgungsschlüssel für Ärzte in Mönchengladbach stadtweit gesichert. "Wir brauchen Facharzt-Zentren, in denen am besten die gestiegenen Anforderungen ärztlicher Praxisarbeit erfüllt werden können", verteidigt Theilmeier die Einrichtung großer Praxisgemeinschaften.

Im Übrigen habe es "auch früher schon in Randgebieten wenig oder keine Ärzte gegeben". Wenn die Politik fordere, den Trend umzukehren, müsse sie sich eine "falsche Gesundheitspolitik" vorhalten lassen. "Den Ärztemangel haben Gesundheitspolitiker zu verantworten, die das Budget eingeführt haben", meint Theilmeier. Ein Fall für Korrekturen wie auf dem Land, wo Ärztemangel herrscht, sei Gladbach nicht.

Arno Oellers, Bezirksvorsteher West, teilt die Anschauung von Norbert Post. Er wisse von mindestens zwei Beispielen, dass im Rheindahlener und Wickrather Gebiet niedergelassene Fachärzte ihre Praxen in die Rheydter City verlegt haben. "Das betrifft eine orthopädische Praxis und einen HNO-Arzt", versichert Oellers. Er suche öfter das Gespräch mit Fachärzten, um sie zu bewegen, eine Filiale im ländlichen Raum zu eröffnen. "Dort könnten dann Patienten den Arzt an zwei, drei festgesetzten Tagen in der Woche aufsuchen", schlägt Oellers vor.

Theilmeier sieht als Auswirkung der Gängelung durch die Politik, dass immer mehr Mediziner in bestehenden Praxen anheuern. Hier sei tatsächlich ein neuer Trend zu erkennen. Mit einem Aktionsprogramm steuert die Landesregierung der Ärzteballung entgegen. Mehr junge Menschen sollen bewogen werden, sich verstärkt in ländlichen Gebieten niederzulassen.

(RP)
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