Mönchengladbach Zu Fuß vom Mittelalter in die Moderne

Mönchengladbach · Kunsthistorikerin Lucyna Giesen erklärte die Gebäude rund ums Münster.

Unter blauem Himmel entfaltet die Münsterbasilika ihre würdevolle Schönheit. Sie ist Nabel der Stadttour "Rund ums Münster", die von der Marketinggesellschaft Mönchengladbach (MGMG) angeboten wird. Stadtführerin Lucyna Giesen gestaltet den Fußweg zu einer anregenden Zeitreise, die zwischen Mittelalter und Moderne pendelt. Unterhalb der etwa 100 Stufen zwischen dem Parkplatz am Geroweiher und dem Sakralbau mit dem angrenzenden Rathaus im ehemaligen Benediktinerkloster, bittet Giesen, den Anblick auf sich wirken zu lassen. Die Zuhörerinnen vernehmen, dass während der in Etappen verlaufenden Baugeschichte Meister Gerhard aus Köln im 13. Jahrhundert für die Planung und Durchführung gewonnen wurde. Der erste Dombaumeister vollendete das Bauwerk - anders als den Kölner Dom - zu seinen Lebzeiten. Der bedeutende Gelehrte Albertus Magnus weihte den Sakralbau. "Das zeigt, wie wichtig das Mönchengladbacher Münster im Mittelalter war", erklärt die Kunsthistorikerin. Beim Aufstieg verweist sie auf die Skulptur des verstorbenen Künstlers Ettl unterhalb der mittelalterlichen Kirche.

Vor dem Portal des Münsters bewundert die Gruppe die Front des noch romanisch geprägten Westwerks. Sie entdeckt Josefs Beuys' Notiz "EXIT" auf einer der beiden Flügeltüren. Das Wort ist sichtbare Erinnerung an Beuys' Rede am Karfreitag 1976 in Mönchengladbach. Ebenso erfahren die Zuhörerinnen, dass die gekreuzten Schlüssel an der Front die Erhebung des Münsters zur Basilica Minor durch Papst Paul VI. dokumentieren. Die Gruppe betrachtet die Bronzefigur der Mönchengladbacher Künstlerin Maria Lehnen und entdeckt auf der anderen Seite im gotischen Chorwerk neben erhaltenen Wasserspeier-Figuren den steinernen Drachenschwanz, den dazu ergänzend Künstler Thomas Virnich schuf. Im Inneren der Basilika hebt die Kunsthistorikerin die Schönheit des aus dem Mittelalter erhaltenen Bibelfensters hervor, das Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigt. Das Kunstwerk sei um zwei Fenster höher als das ältere Bibelfenster im Kölner Dom, sagt Giesen.

Kurz ist der Weg von Münster und Rathaus zum Museum Abteiberg. Giesen wählt dort die äußeren, übereck vom Eingang gelegenen Stufen hinauf auf die Terrasse mit wunderbarem Blick in den Skulpturengarten. "Auch Bauwerke haben ihre Signatur", verrät sie und zeigt Holleins im Marmorblock verewigten Schriftzug. Beim Blick in den Garten beim Museum stellt die Stadtführerin bedauernd fest, dass nur wenige Menschen diesen schönen Ort kennen und nutzen. Beim Weg über die "Reisterrassen" erlebt die Gruppe unmittelbar die Hangsituation des Abteigartens. Etwa in Höhe der Gartenmitte genügt eine kleine Kopfwende, um zu sehen, wie sich Münster und Museum in beeindruckender Nachbarschaft von Mittelalter und Moderne begegnen.

(RP)
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