Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
EILMELDUNG
Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen

Mönchengladbach Zivi-Aus trifft Schulen hart

Mönchengladbach · Vorbei ist es mit Wehr- und Zivildienst, jetzt kommen die Bufdis, die jungen Leute vom Bundesfreiwilligendienst. Oder auch nicht. An Förderschulen geht die Sorge um, dass keine Helfer mehr kommen. Die sind aber unentbehrlich.

 Orhan muss wegen seiner Behinderung regelmäßig in einen so genannten Stehstuhl. Früher übernahmen Zivis die Aufgabe. Jetzt muss Lehrerin Claudia Rösner mithelfen. Das geht auf Kosten des Unterrichts.

Orhan muss wegen seiner Behinderung regelmäßig in einen so genannten Stehstuhl. Früher übernahmen Zivis die Aufgabe. Jetzt muss Lehrerin Claudia Rösner mithelfen. Das geht auf Kosten des Unterrichts.

Foto: Detlef ilgner

Orhan besucht die Förderschule Hardt. Er ist 17 Jahre alt und mehrfach behindert. Orhan braucht orthopädische Hilfen und muss ständig umgelagert werden — vom Sessel in den Rollstuhl, vom Rollstuhl in eine spezielle Stehvorrichtung. Ein Helfer alleine schafft das nicht. Und Orhan ist nur einer von insgesamt 115 Schülern, die beinahe ständig Aufmerksamkeit und Hilfe brauchen. Deshalb hatten die Lehrer für die Pflege der Kinder und Jugendlichen mit vielfachen Behinderungen bisher Unterstützung: acht Zivildienstleistende (Zivis). Sie wickelten, reichten Essen an, putzten bei Schnupfen Nasen und unterstützten bei Übungen zur Aktivierung der Wahrnehmungsbereiche. "Das ist für viele unserer Kinder so wichtig wie für andere das Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen", sagt Gabriele Hünemeyer, stellvertretende Schulleiterin.

Unterricht leidet

Doch das alles kommt im Moment zu kurz: Denn gibt es keine Zivis mehr, und von den erwarteten Helfern vom Bundesfreiwilligendienst (Bufdis) fehlt noch jede Spur. "Wenn wir keine Freiwilligen mehr haben, geht das auf Kosten des Unterrichts", sagt auch Lehrerin Claudia Rösner. Und noch ein Aspekt ist wichtig: Viele der früheren Zivis haben erst mit der Arbeit in der Förderschule ihre Profession entdeckt. Benjamin Jansen ist einer von ihnen. "Ich war eigentlich immer Handwerker", sagt der 19-Jährige. Aber die Zeit in der Förderschule habe ihm so viel gebracht, dass er nun einen Beruf in der Heilerziehungspflege anstrebt. "Ich habe hier gemerkt, was für ein großes Herz Kinder mit Behinderung haben", berichtet Benjamin Jansen. Der Job sei enorm erfüllend und gewinnbringend. Auch viele Lehrer an der Schule hatten als Zivis begonnen. Besonders in Hinblick auf Rollenbilder und Identifikationsmöglichkeiten seien Männer im Kollegium besonders wichtig, sagt Gabriele Hünemeyer. Deshalb hofft sie, dass sich doch noch viele Bufdis oder Interessenten für ein Freiwilliges Jahr an der Förderschule melden.

Bei der Stadt Mönchengladbach wurde die Sozial-Holding als Träger und Einsatzstelle für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und den neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) anerkannt. Bewerbungen sind aber auch bei den einzelnen Einrichtungen möglich. In den städtischen Altenheimen werden Freiwillige gesucht genauso wie in Schulen sowie im Kinder- und Jugendbereich. Die Förderschulen Hardt und Dahlener Straße bieten Interessenten spezielle Schnuppertage an. FSJ und BFD dauern in der Regel zwölf Monate, Verlängerungen sind möglich. Junge Leute zwischen 16 und 26 Jahren, die sich sozial engagieren wollen, können Wartezeiten auf Studien- oder Ausbildungsplatz überbrücken. Am wertvollsten seien aber die Erfahrungen, findet Benjamin Jansen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort