Roncalli Zirkus mit Mensch und Maschine

Mönchengladbach · Erstmals tritt ein Roboter bei Roncalli auf, der mit einem Artisten akrobatische Kunststücke aufführt. Das ist ganz im Sinne des Mottos „Storyteller – gestern, heute, morgen“. Ab Donnerstag, 14. März wird die Show in der Manege am Geroweiher zu sehen sein.

 Artist Martin Riedel balanciert und schwebt auf Roboter Pauline durch die Manege.

Artist Martin Riedel balanciert und schwebt auf Roboter Pauline durch die Manege.

Foto: Roncalli

Pauline wiegt fast drei Tonnen und hat nur einen Arm. Dieser ist aus Carbon, kann bis zu neun Meter in die Höhe fahren und hält dabei sogar noch das Gewicht von Martin Riedel aus. Pauline ist eine Roboter-Dame und Riedel Artist und gemeinsam vollführen die beiden akrobatische Kunststücke. „Roncalli ist der erste Zirkus, der einen Roboter zusammen mit einem Menschen als Duo-Künstler in der Manege auftreten lässt“, sagt Roncalli-Sprecher Markus Strobl. Und in Mönchengladbach werden die beiden das erste Mal vor Publikum zu sehen sein.

Entwickelt haben die neuartige Darstellungsform Erfinder Ulrich Kahlert, kurz Ulik, Zirkusdirektor Bernhard Paul und ein japanischer Roboter-Hersteller. Traditionelle Zirkusdarbietungen weiterzudenken und eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine einzugehen, war Roncalli-Gründer Bernhard Paul wichtig. „Schon Charlie Chaplin kämpfte in ‚Modern Times‘ mit der Tücke moderner Maschinen“, sagt der Direktor. Gemäß dem Motto der diesjährigen Roncalli-Tournee „Storyteller – gestern, heute, morgen“ wird in der Show die klassische Disziplin des „Chinese Pole“ mit innovativer Robotik verbunden. Durch diese Verschmelzung von Mensch und Maschine entsteht eine neuartige Kunstform, die Roncalli „RoboPole“ nennt.

Show-Ingenieur Ulik lernte Paul bereits in den 90ern kennen und wirkte zunächst als „komischer Kellner“ bei einer Dinner-Show mit. Gemeinsam entwickelten sie die Vision einer Zirkusnummer mit einem Roboter. Über Jahre suchte Ulik nach dem passenden Roboterhersteller, denn an Pauline hatte er besondere Anforderungen. Sie sollte nicht nur über mehrere Drehpunktachsen verfügen – insgesamt sechs an der Zahl –, sondern auch auf fahrbaren Rollen stehen, um mit dem Zirkus unterwegs sein zu können. Nach über einem Jahrzehnt Entwicklung ist Pauline nun fertig und Namensgeber Ulik ist stolz auf sein „starkes Robotermädchen“, das aus über 1000 Bauteilen besteht und einen Wert von mehr als 200.000 Euro hat. Ein bisschen ähnelt Pauline übrigens einem Roboter aus der Automobilindustrie. Allerdings arbeitet sie ausschließlich auf Anweisung von ihrem Erfinder Ulik, der bei den Vorstellungen mit dabei ist.

Dieser hat ein Auge auf Pauline, wartet sie extra einmal in der Woche mit einem speziellem Fitness-Programm. Das sogenannte Heißfahrprogramm dauert rund eine Stunde und beansprucht die gesamte Mechanik. Dabei wird darauf geachtet, dass Maschinenfett durch den gesamten Roboter gelangt. „So bleibt Pauline fit und lernt dazu“, sagt der Erfinder. Er und Roncalli-Direktor Paul freuen sich die geglückte Symbiose aus Mensch und Maschine endlich dem Publikum vorzustellen.

Artist Martin Riedel oder Stellvertreter Paul Herzfeld haben mit Pauline schon in einer Turnhalle geprobt. Denn da sich der Roboter ständig bewegt, müssen die Artisten beachten, wie sie nach einer Akrobatiknummer wieder auf dem Roboter landen. „Die Performance sieht so leicht aus, dass die Zuschauer schnell vergessen, dass sie alles als einfach ist“, sagt Sprecher Strobl. Er und das Roncalli-Team werden schon vor Vorstellungsbeginn in der Stadt sein: nämlich mit eigenem Wagen auf dem Veilchendienstagzug.

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