Mönchengladbach Zahl der Laserattacken steigt massiv

Mönchengladbach · Bereits dreimal in dieser Woche wurden Piloten im Landeanflug von Mönchengladbach auf Düsseldorf mit Laserpointern geblendet. Eine Ermittlungskommission wurde gebildet. Die Tendenz ist alarmierend: Bundesweit gab es alleine im August 60 der gefährlichen Vorfälle.

Orientierungslosigkeit und Schwindel, verbunden mit Kopfschmerzen und dem Gefühl, ein Sandkorn im Auge zu haben — denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Piloten, der ein Flugzeug landen soll. Genau so jedoch beschreibt Jörg Handwerg, Flugkapitän und Sprecher des Piloten-Berufsverbandes Cockpit, den Effekt, den Piloten im Anflug auf Düsseldorf diese Woche bereits dreimal erleben mussten.

Jeweils auf Höhe Mönchengladbach attackierten Unbekannte die Maschinen mit Laserpointern. "Das ist kein Dummejungenstreich", sagt Handwerg. "Sondern ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr, also eine Straftat, die mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet werden kann."

Über GPS geortet

Die Gladbacher Polizei hat eine Ermittlungskommission gebildet, erste Hinweise sind bereits eingegangen. "Bei den ersten beiden Vorfällen am Montag und am Dienstagabend gelang es den Piloten, den oder die Täter über GPS gut zu lokalisieren", so ein Sprecher. Sie hielten sich auf Höhe des Bresgespark (Montag gegen 22.25 Uhr) beziehungsweise im Bereich Arrather Hof/Ahrener Feld (Dienstag gegen 22.40 Uhr) auf.

Bei der dritten Attacke am Mittwoch um 21.20 Uhr gelang die genaue Ortung nicht, der Angriff erfolgte irgendwo aus dem Gladbacher Süden. Sofort eingeleitete Fahndungen blieben jeweils ergebnislos. Am Mittwoch war ein Polizeihubschrauber der Fliegerstaffel an der Suche beteiligt. "In der Vergangenheit konnten wir schon mehrfach zur Aufklärung ähnlicher Fälle beitragen", sagt Jörg Sommerfeld vom zuständigen Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste.

Michael Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), sagt, dass die Zahl der Laserattacken auf Flugzeuge immer mehr zunehme. "Im August gab es bundesweit 60 Fälle. Jetzt, wo es wieder früher dunkel wird, ist die Tendenz weiter steigend."

In Gladbach sind Flugzeuge noch rund 35 Kilometer vom Düsseldorfer Airport entfernt — "und 1000 bis 1500 Meter hoch in der Luft", sagt Fuhrmann. Handwerg weiß, dass Pointer Reichweiten von zwölf Kilometern haben können. Schon ein kugelschreibergroßes Gerät könne drei bis vier Kilometer weit strahlen, ein Pointer von der Größe einer Taschenlampe zehn Kilometer. "In Deutschland ist der Verkauf von Geräten über ein Milliwatt verboten, aber in Asien kriegt man die an jeder Ecke", bedauert Handwerg.

Das Hauptproblem: Beim Landeanflug, der größtenteils manuell vonstatten geht, ist das Cockpit abgedunkelt — "speziell damit der Pilot die Landebahn sieht", so Handwerg. "Bei einer Attacke wird es dann plötzlich taghell." Wird ein Pilot ins Auge getroffen, droht ihm die Berufsunfähigkeit, im schlimmsten Fall Blindheit — ganz zu schweigen von den Hunderten Passagieren, die darauf vertrauen, sicher zurück auf den Boden gebracht zu werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort