Mönchengladbach Wurzelzwerge werden zum Modell

Mönchengladbach · Eine private Krippe lässt sich von der Kreisbau einen Kindergarten errichten und zieht als Mieter ein: Diese Initiative hilft der Stadt. Denn sie muss bis August 2013 ausreichend Plätze für unter Dreijährige anbieten. Das ist eine Aufgabe, die Geld, Kreativität und Einsatz notwendig macht.

Der Termin steht seit langem fest: August 2013 muss die Stadt so viele Plätze für unter Dreijährige vorhalten, dass die Nachfrage komplett abgedeckt werden kann. Rund 1800 Plätze sollen es dann sein. Es sieht derzeit nicht danach aus, dass diese Zahl erreicht werden kann. Der zuständige städtische Sozialdezernent Dr. Michael Schmitz geht davon aus, dass die Stadt mit Müh' und Not auf eine Versorgungsquote von 30 Prozent kommt. Experten legen 35 Prozent zugrunde.

Selbst dieser Wert ist im Endeffekt "gegriffen": Tatsächlich kann niemand sagen, ob der Bedarf nicht wesentlich größer ist und auf die 40 Prozent zusteuert. Mehr Kinder, zusätzliche Gruppen und schließlich auch eine bessere Betreuung – das macht erhebliche Investitionen notwendig. Doch Geld hat die Stadt nicht. Sie braucht bei diesem Vorhaben Helfer. Die gibt es, wie das beispiel der "Wurzelzwerge" zeigt. Diese private Kinderkrippe lässt von der Kreisbau einen Kindergarten bauen und zieht als Mieter ein.

Nur wenige Plätze

Damit endet für die Initiative ein Weg, der 2008 an der Mathildenstraße begann. Damals ergriff Cathrin Drossart-Kemter die Initiative, als sie mit ihrer Tochter schwanger war und keinen Krippenplatz in Mönchengladbach fand. Seinerzeit waren Betreuungsplätze für unter Dreijährige rar in der Stadt: Für mehr als 5300 Kindern unter drei Jahren gab es insgesamt nur rund 800 Plätze in Krippen, Spielgruppen und Tagespflegestellen. Drossart-Kemter fand für "ihre" Krippe Räume an der Mathildenstraße, ließ sie umbauen und begrüßte am 1. September die ersten Kinder.

Inzwischen ist es so, dass sich die Wurzelzwerge vor Anfragen kaum retten können. Die Interessenten scheut nicht, dass sie zum Kindergartenbeitrag nach der Elternstaffel auch noch einen zusätzlichen Anteil von 80 Euro monatlich zahlen müssen. Sie wollen eine möglichst optimale Unterbringung ihrer Kinder. Und die bekommen sie. Drossart-Kemter, die frühkindliche Pädagogik studiert hat, entwickelte ein spezielles Betreuungskonzept, das in einer direkten Beziehung zur Raumgestaltung steht. Bisher konnte sie ihre Ziele in Ansätzen verwirklichen, musste jedoch auch immer auf die räumlichen Möglichkeiten Rücksicht nehmen.

Dies ändert sich 2013. Bis dahin will die Kreisbau den neuen Kindergarten für die Wurzelzwerge an der Böningstraße fertig haben. Das Erdgeschoss belegen dann die Wurzelzwerge, oben entstehen Wohnungen. Kreisbau-Vorstand Jürgen Meisen, dessen Unternehmen bereits sechs Kindergärten in der Stadt gebaut hat, ist von dem Konzept begeistert: "Das wird in dieser Form etwas ganz Neues. Und eine Herausforderung für alle."

(RP)
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