Mönchengladbach Wo Kulleraugen Kult sind

Mönchengladbach · Das BIS-Zentrum veranstaltet einen Workshop, bei dem Teilnehmerinnen Manga-Zeichnen lernen. Die japanische Comic-Kunst findet auch in Deutschland viele Freunde. Wichtig ist der Glanzpunkt in den Augen der Figuren.

Heute sind echte Zeichentalente am Werk. Das BIS-Zentrum bietet einen Manga-Workshop mit Alexandra Völker an, und die acht Teilnehmerinnen, ausschließlich Mädchen und Oma Ursula, zeigen sich aufmerksam, fix und kreativ. In diesem dreistündigen Crash-Kurs bekommen die jungen Damen im Alter von neun bis 13 Jahren das Rüstzeug, um waschechte Manga zeichnen zu können.

Manga sind japanische Comics, die sich seit den 1990er-Jahren auch in Deutschland etablieren. Seit ungefähr zehn Jahren herrscht ein regelrechter Boom. Und Mangakünstlerin Alexandra Völker mischt richtig mit. Seit ihrer Grundschulzeit zeichnet die heute 25-Jährige leidenschaftlich gerne Manga und hat schon fünf eigene auf den Markt gebracht. "Doch noch ist der Markt leider zu klein, als dass man nur vom Zeichnen leben könnte", erklärt die Absolventin der Akademie für Kommunikationsdesign in Köln den gebannten Zuhörerinnen. Deswegen gibt sie ihre große Erfahrung regelmäßig in Workshops an den Nachwuchs weiter.

Die Workshop-Teilnehmerinnen sitzen erwartungsvoll da und hören hochmotiviert den Erklärungen von Alexandra zu. Fantasy ist das Thema für heute, und wer mag, darf seine Hauptfigur auch mit Spinnennetzen und "ekligen Sachen" dekorieren, passend zu Halloween.

Dann geht es endlich los. Alex zeichnet zwei Striche auf die Flipchart-Tafel und sofort ist zu erkennen: Das ist ein Gesicht. Geschickt führen Lotta (zwölf Jahre) und Katharina (13 Jahre) ihren Bleistift übers Papier, und Alexandras Kennerblick sieht sofort, dass die zwei Talent haben. "Wir zeichnen immer zusammen in der Freizeit, nicht nur Manga, sondern auch anderes", so die Erklärung der Fortgeschrittenen. Das Gesicht gewinnt schnell an Profil, wenn die typischen Manga-Kulleraugen hinzukommen. "Ganz wichtig ist das Glanzpünktchen", so die Expertin. Mit weißen Punkten setzen auch Amelie und Wiebke die Lichtreflexe in ihre Manga-Augen, und mit ein paar weiteren Strichen ist das Gesicht fertig. Bei der Königsdisziplin, dem Haare-Zeichnen, erweist sich, wer schon Manga-Erfahrung hat, und vor allem, dass wenige Striche zwar eine fertige, echte Figur entstehen lassen können, doch unendlich viele, perfekte Striche (und viel Übung) für die Profiversion vonnöten sind. Auch bei den Haaren sind der Ausdrucksvielfalt keine Grenzen gesetzt. Katharina verdeckt mit einer Strähne das zweite Auge ihrer Figur, ihr Kleid verrät später die Gothic-Vamp-Note.

Oma Ursula gibt ihrem Mädel mit einer wuschigen Mähne viel Esprit. Lotta schmückt ihre Manga-Haarpracht mit einem Totenkopfschleifchen. Nach so viel Übung ist die Jungen-Variante schnell ergänzt, zum Schluss dürfen alle eine komplette Manga-Seite gestalten – mit Sprechblasen und Geschichte. Aber Achtung: Manga liest man von rechts nach links, eben japanisch.

(apo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort