Mönchengladbach Wo die Klänge sirren, flirren und klopfen

Mönchengladbach · "An den Wassern Babylons" lautete das Thema der elften Gladbacher Nachtmusik. In der Münsterkirche tauchten die Besucher, umgeben von Skulpturen und Bildern der Künstlerin Maria Lehnen, in sphärische Klangwelten ein.

 Auch die zahlreichen Gefäße, über deren Ränder Finger strichen, trugen zu den Klangwelten bei.

Auch die zahlreichen Gefäße, über deren Ränder Finger strichen, trugen zu den Klangwelten bei.

Foto: Detlef Ilgner

Sphärische Töne erfüllen den Raum: Es sirren, flirren, klopfen die Klänge. Sie schwellen fast schon bedrückend heftig an, drängen durch den Raum, ziehen sich dann leise wieder zurück. Streicher, Bläser, Steine und mit blauem Wasser gefüllte große und kleine, schmale und bauchige Gefäße, über deren Ränder Finger streichen, erzeugen eine außergewöhnliche akustische Atmosphäre. Stimmen, die singen, flüstern, sprechen und schreien, tragen zu der intensiven Stimmung bei.

Die Münsterkirche ist in ein angenehmes halbdunkles Licht gehüllt, das Mittelschiff der Kirche zur Orchesterbühne verwandelt worden, wobei die Blickrichtung ungewohnterweise nicht auf den Altarraum, sondern das Seitenschiff gerichtet ist. Auch stehen die Musiker weiter als von einer "normalen" Konzertaufführung gewohnt voneinander entfernt, ertönt ein Instrument auch schon mal von der gegenüberliegenden Seite.

Umgeben von den bewegenden Skulpturen und Bildern der Mönchengladbacher Künstlerin Maria Lehnen sind die Gäste am Freitagabend in der Münsterkirche in die elfte Gladbacher Nachtmusik eingetaucht. Das Thema lautete "An den Wassern Babylons". Es ist auch der letzte Tag der Ausstellung "Sein und Werden". Die schmalen, wie in einen Kokon gewickelt anmutenden Figuren, die starken Gemälde, die an den Wänden lehnen, sie sind sowohl Zuschauer und Zuhörer als auch Akteure des Abends. Verschiedene Gemälde werden nacheinander auf eine große Leinwand projiziert und blicken auf die Musik, den Kirchenraum und die Zuhörer hinab.

Die Gladbacher Nachtmusik ist geprägt von einem angenehmen Wechsel zwischen der klassischen und der experimentellen Musik. Dafür sorgen die "Voces" aus Düsseldorf unter der Leitung von Odilo Klasen, das ART-Ensemble NRW unter der Leitung von Miro Dobrowolny und - außergewöhnlich - die Stimmen von Schülern des Babylon-Projektes am Gymnasium Am Geroweiher, übrigens ein Kulturrucksack-Angebot.

Es ist eins der musikalischen Ziele von Miro Dobrowolny, Grenzen der Wahrnehmung auszuloten, mit Spannung, Steigerung und Entspannung zu experimentieren. Dadurch, und das zeigt sich am Freitagabend, bannt er die Zuhörer, fesselt sie förmlich. Mit seinem ART- Ensemble NRW, das mittlerweile seit fast 30 Jahren besteht, gelingt ihm der Spagat zwischen Experiment und Alter und Früher Musik, gelingt es ihm, die Musik als Kunstvermittlerin der besonderen Art - so wie in der Ausstellung von Maria Lehnen vorgemacht - einzusetzen.

Arvo Pärts "An den Wassern Babylons", das "Konzert d-moll für Oboe, Violine und Orchester" mit Phoebe Funk, Oboe, und Vincent Dobrowolny, Violine, Wolfgang Hildemanns "Ritmi dispari" Sonatine für Klarinette und Klavier von 1976 standen ebenso auf dem Programm wie Uraufführungen von Theodor Pauß, Martin Wistinghausen und Odilo Klasen.

Und das Publikum wurde einbezogen. Gemeinsam mit den Musikern waren sie eingeladen, den Kanon "By the waters of Babylon" von Philip Hayes aus dem 18. Jahrhundert mitzusingen. Dieser Einladung kamen sie gerne nach.

Unterstützt wurde die elfte Gladbacher Nachtmusik vom Kulturbüro Mönchengladbach, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sowie dem Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen.

(b-r)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort