Mensch Gladbach Wir trotzen den Idioten und sagen: Danke!

Mönchengladbach · Heute dürfen Sie entscheiden, was sie in dieser Kolumne lesen. Wollen Sie die Wahrheit wissen, lesen Sie das ganze Mensch Gladbach. Wollen Sie Ihre Haltung als Dauer-Nörgler bestätigt wissen, lesen Sie nur die erste Hälfte. Wollen Sie gut gestimmt ins neue Jahr gehen, lesen Sie nur Teil 2. Wir wünschen Ihnen in jedem Fall für 2017 alles Gute!

Immer, wenn ich mich über Mönchengladbach und Mönchengladbacher ärgere wie früher ein HB-Männchen, holt mich ein guter Freund herunter. Du musst bedenken, sagt er dann ganz weise, dass Mönchengladbach eine Großstadt ist. Da sei manches anders. Du darfst dann zum Beispiel nicht erwarten, dass die Bürger samstags den Straßenbesen aus dem Keller holen und den Rinnstein fegen, erklärt er mir. Das sei vielleicht noch in Mennrath, Herrath oder Bettrath so. Aber in den Citybereichen von Alt-Gladbach und Rheydt, da wüssten viele Bürger gar nicht mehr, was einen Normalbesen von einem speziellen Straßenmodell unterscheide. Und Dreck und Abfall - den lagere man einfach an einem Container-Standort ab. Müll falle ja eh irgendwie doch vom Himmel. Sagt er.

Dieser Eindruck drängt sich mir auch immer auf, wenn ich über die Hindenburgstraße gehe. Da sind zwar die früheren GEM-Leute, die jetzt Mags-Leute heißen, mit Besen und Riesensaugern unterwegs und sammeln alles auf, was achtlos weggeworfen wird. In einer Hinsicht sind sie hilflos: Die zigtausende Kaugummiflecken, die so quasi jede Gehwegplatte verschandeln, kriegen sie damit nicht weg. Dafür brauchen sie Spezialgerät, das sie nicht haben. Und weil die Kaugummiflecken-Produzenten sich gar nicht damit anfreunden konnten, dass der neue Sonnenhausplatz fleckenfrei ist, haben sie ihn mittlerweile voll miteingezogen. Symmetrie ist halt die Kunst des kleinen Mannes.

Ist es jetzt spießig oder kleinbürgerlich, wenn sich ein Nicht-Großstädter fragt: Was veranlasst Menschen, ihr Kaugummi auf die Straße zu spucken, damit es sich da festtritt? Und wenn wir gerade dabei sind: Es ist ebenso rätselhaft, was die Idioten antreibt, die den Karnevalisten ihre Wagen zerstören. Da arbeiten Menschen monatelang in ihrer Freizeit und nur für die Ehre an ihren Fahrzeugen, um dann vor den zerstörten Wagen zu stehen. Ein Nackenschlag. Und nicht nur einer.

Zum Glück lassen sich weder sie noch viele andere Mönchengladbacher von solchen Hiobsbotschaften unterkriegen: Sie geben nicht auf, sie packen an, sie entwickeln sogar viele neue Ideen. Diese Bereitschaft, sich für ein Gemeinwesen einzusetzen, ist eindrucksvoll. Und das wird honoriert. Wer sich sozial und kulturell engagiert und Eigenleistung erbringt, kann erhebliche Zuschüsse von der Stadt bekommen. Stadtspitze und Politik haben erkannt: Das fördert die Verbundenheit zum Gemeinwesen Stadt. Und ist außerdem eine tolle Geldvermehrungsmaschine. Deshalb am letzten Tag des Jahres dafür auch von dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Und weil wir jetzt so gut drauf sind und die Umweltsünder und das HB-Männchen längst verdrängt haben: Danke auch an die IHK. Die Analyse, die Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz für 2016 und mit Ausblick auf 2017 vorlegt, strotzt nur so von guten Nachrichten: Unternehmer und Einzelhändler sind mit der Geschäftslage zufrieden. Die Nachfrage ist gut. Die Arbeitslosenquote ist in diesem Jahr um 10 Prozent zurückgegangen und liegt bei 9,5 Prozent. Besser als in Krefeld. Damit Dauerpessimisten und Nörgler uns jetzt keine PR für Stadt und Politik vorwerfen: Ja, es gibt Risiken. Die Steuern sind zum Beispiel zu hoch. Darauf weist die IHK auch hin. Aber wollen wir das heute lesen? Nee!

(RP)
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