Serie Denkanstoß Wir sind keine Maschinen

Mönchengladbach · Krankheitsbedingte Auszeiten sind zwar lästig, aber gleichwohl auch hilfreich, denn sie ermahnen uns, dass unserem Machen und Wollen immer enge Grenzen gesetzt sind - findet unser Autor.

Die Grippewelle wogt durch das Land und ist leider nicht an St. Marien vorbei gezogen. So musste die Arbeit sowohl in der Verwaltung, als auch in der Seelsorge stark eingeschränkt werden; wo Fieber, Husten, Halsweh und Schnupfen das Regiment übernehmen, da nutzt kein falsches Aufbegehren. Das Wort Grippe ist im 18. Jahrhundert aus dem Französischen in unsere Sprache gekommen und meint ursprünglich "Grille, Laune"; dahinter steht wohl die Erfahrung, dass diese Krankheit den Menschen plötzlich und launenhaft befällt. Es nutzen keine Ursachenforschungen, warum man plötzlich daniederliegt; sie ist da, und heuer besonders heftig.

Natürlich kommt eine Grippe immer zu unpassender Zeit! Wichtige Termine müssen verschoben, Pläne kurzfristig verändert werden, denn wozu man eben noch Kraft und Schwung hatte, das wird von jetzt auf gleich zu einer nicht mehr zu bewältigenden Aufgabe. So sehr uns diese Zwangspause ärgern mag, so ruft sie uns Wichtiges ins Gedächtnis! Wir Menschen sind keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren, sondern diffizile Wesen, wo vieles miteinander im Einklang sein muss, will man seine Möglichkeiten verwirklichen. Dazu gehört auch, dass wir uns Zeit lassen müssen, die Krankheit auszukurieren. Zwar preist die Pharma-Industrie wahre Wundermittel an, doch letztlich können wir uns nicht selbst überlisten. Genesung braucht Geduld, damit die alten Kräfte wiederkehren.

Insofern sind solche krankheitsbedingte Auszeiten zwar lästig, aber gleichwohl auch hilfreich, denn sie ermahnen uns, dass unserem Machen und Wollen immer enge Grenzen gesetzt sind. Jung und gesund wähnen wir, die Welt aus den Angeln heben zu können, doch schon etwas erhöhte Körpertemperatur stutzt uns auf das rechte Maß. Denn wir erfahren, wie sehr wir eigentlich bedürftige Wesen sind, die auf die Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen sind und deren Pläne schnell Makulatur werden können! Grippewellen kommen und gottlob gehen sie auch wieder.

Aber dass wir immer einander brauchen, dass wir füreinander einstehen müssen, darum sollten wir gerade wissen, wenn wir wieder gesund und stark sind!

DER AUTOR IST IST PFARRER VON ST. MARIEN RHEYDT.

(RP)
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