Früherer Karnevalsprinz und Borussia-Präsident Wilfried Jacobs wird heute 70 Jahre alt

Mönchengladbach · Die einen zählen die Tage bis zur Rente, weil sie sich so auf diesen Lebensabschnitt freuen. Die anderen zählen die Tage, weil sie sich vor dem, was da kommt, so sehr fürchten. Und dann gibt es noch diejenigen, die weder Grund zur Freude noch zur Furcht haben – weil für sie nach der Arbeit vor der Arbeit ist.

 Wilfried Jacobs wird 70 Jahre alt.

Wilfried Jacobs wird 70 Jahre alt.

Foto: Schulzki

Die einen zählen die Tage bis zur Rente, weil sie sich so auf diesen Lebensabschnitt freuen. Die anderen zählen die Tage, weil sie sich vor dem, was da kommt, so sehr fürchten. Und dann gibt es noch diejenigen, die weder Grund zur Freude noch zur Furcht haben — weil für sie nach der Arbeit vor der Arbeit ist.

Sie gehen einfach nicht in Rente. Wilfried Jacobs ist so einer. Der Hardter war Karnevalsprinz und Borussia-Präsident — also alles Wesentliche, was man in dieser Stadt werden kann. Als er, ungewöhnlich spät mit 68 Jahren, als Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg ausschied, blieb er exakt ein Wochenende daheim. Danach fing er als Geschäftsführer des von ihm gegründeten Instituts zur patientenorientierten Versorgungsforschung an. Eineinhalb Jahre ist das her. Und geändert hat sich für Wilfried Jacobs seither wenig. Noch immer hat einen Fulltime-Job, und zwar einen, der ihn regelmäßig aus seiner Wahlheimat Korschenbroich-Pesch quer durch die Republik führt. Noch immer ist er für hochrangige Politiker, Mediziner und Forscher einer der gefragtesten Ansprechpartner, wenn es um Organisation von medizinischer Leistung in Deutschland geht. Noch immer ist er Macher und Querdenker in einer Person. Noch immer ein gefragter Vortragsredner. Und selbstredend noch immer ein hervorragender Erklärer komplexester Vorgänge. "Das deutsche Gesundheitssystem hat die Abläufe so verkompliziert, dass ihm der Patient abhandengekommen ist. Wir brauchen Vergütungssysteme, die die sprechende und zuhörende Medizin fördern." Ein typischer Jacobs-Satz. Den er dann gleich noch mit einem bildreichen Beispiel illustriert. Wenn ein Krebspatient aus dem Krankenhaus entlassen wird, bekommt er einen verschlossenen Umschlag für seinen Hausarzt mit. "Was er braucht, ist ein Gespräch mit dem Arzt."

Jacobs ist eitel genug, um sich zu ärgern, dass sein Alter ab morgen mit einer "7" beginnt. Und klug genug, um zu wissen, dass sich dadurch rein gar nichts ändert. Seinen runden Geburtstag feiert er selbstredend am Wochenende. So, wie es alle Arbeitenden tun.

(jüma)
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