Mönchengladbach Wie sich der Bungtbach verändert

Mönchengladbach · Schnurgerade, in ein enges Korsett gezwängt und ökologisch wenig bedeutsam: So floss der Bungtbach durch den Volksgarten. Inzwischen ist der erste Teil renaturiert. Mitte 2013 schlängelt er sich komplett durch eine Auenlandschaft. Sie soll bei einem Wolkenbruch Wassermassen auffangen.

Als die Bagger Ende 2009 im Wald am Volksgarten vorfuhren und Arbeiter die Motorsäge ansetzten, da fuhr manchem Naturschützer ein mächtiger Schreck in die Glieder: Die Renaturierung des Bungtbaches, ein millionenschweres Projekt in drei Bauabschnitten, wirkte zu diesem Zeitpunkt wie ein Anachronismus. 140 Bäume fielen alleine auf dem ersten Stück von 300 Metern zwischen Korschenbroicher Straße und Peter-Krall-Straße. Und wer zwischendurch die dann kahle und verschlammte Schneise sah, hat sich in diesem Moment den alten Bungtbach in seinem Kanalbett wieder herbeigewünscht. Aber heute: Wo einst das Wasser steril durch den Volksgarten floss, erstreckt sich nun eine Auenlandschaft — mit einem Bungtbach, der sich durch die Landschaft schlängelt und mehr als 1700 neu gepflanzten Schwarzerlen, Eschen und Stieleichen sowie rund 2500 Sträuchern. Dazu Binsen, Schilf und Rohrkolben, die sich hier angesiedelt haben.

Mittlerweile ist dieser Teil des Bungtbaches ein ökologisches Vorzeigeprojekt. Der Umweltaspekt, Flüsse und Bäche in der Stadt in ihre natürlichen Verläufe zurückzubringen, war nicht ausschlaggebend, als NVV und der Niersverband den Masterplan "Niers" starteten. Der sieht bis zum Jahr 2027 eine Investition von rund 40 Millionen Euro vor. Der Niersverband konzentriert sich dabei auf die Veränderungen der Niers, die NVV ist für Bungtbach, Gladbach, Papierbach, Bottbach, die Alte Niers, Trietbach, Neersbroicher Graben und Rheydter Bach zuständig.

Neben der Verbesserung des ökologischen Zustands der Gewässer wollen die Investoren ein anderes Problem lösen: Bei starken Regenfällen können die stark begradigten Niers, Bungtbach, Gladbach, Papierbach und Bottbach die Wassermassen kaum auffangen. Es kommt zum Rückstau — Überschwemmungen und voll laufende Keller sind da die häufige Folge. Wollten Niersverband und NVV dieses Problem anders lösen, müssten sie mehr als 15 neue Regenrückhaltebecken bauen und dafür rund 150 Millionen Euro ausgeben. Und besonders schön sähen die in die Landschaft gesetzten Wannen auch nicht gerade aus.

Trotz der insgesamt positiven Ansätze gab es vereinzelt Kritik am ersten Bauabschnitt des Bungtbaches. "Auch wenn's schade ist: Aber wir müssen erst Bäume fällen, um dem Bungtbach einen neuen Verlauf und eine Struktur zu geben. Denn wir brauchen zunächst einmal Fläche. Die Bäume und Sträucher, die hier wuchsen, hätten in einer Auenlandschaft nicht überleben können. Und aus wirtschaftlichen Gründen müssen wir schweres Gerät einsetzen und können nicht mit dem Spaten graben", sagt Armin Marx, der als Hauptabteilungsleiter bei der NVV für das Gewässerprogramm zuständig ist.

Bei ihm laufen derzeit die Fäden für den zweiten Bauabschnitt Bungtbach zusammen. Wenn die politischen Gremien zustimmen, soll das nächste, 800 Meter lange Teilstück des Baches von Peter-Krall-Straße bis Hardterbroicher Straße im kommenden Winter renaturiert werden, damit im Frühjahr nächsten Jahres neu angepflanzt werden. Der dritte Abschnitt ist dann laut Plan im Winter 2012/2013 an der Reihe: Auf diesem längsten und mit 2,8 Millionen Euro teuersten Stück, dessen künftiges Aussehen derzeit nur auf einer Entwurfsskizze zu sehen ist, fallen mehrere Biotope auf. "Mitte 2013 könnte der Bungtbach, wenn alles glatt geht, auf einer Länge von rund zwei Kilometern ein neues Bett gefunden haben", sagt Marx.

Keller blieben trocken

Die Feuertaufe hat der erste bereits renaturierte Abschnitt bereits bestanden. Als Ende August 2010 ein Starkregen niederging, war die Auenlandschaft des Bungtbaches zwar überflutet — dafür blieben aber zahlreiche Keller trocken, die es ansonsten erwischt hätte. Eine Gewähr, dass dies auch in der Zukunft immer so ist, kann und will Marx nicht geben: "Wir orientieren uns an statistischen Größen. Bei einem Super-Wolkenbruch kann aber alles wieder anders sein."

(RP)
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