Mönchengladbach Widerstandsfähig selbst gegen rohe Gewalt

Mönchengladbach · Beim Tag der offenen Tür beim Rollladen-Hersteller Müllers standen "Live-Einbruchsversuche" auf dem Programm. Fazit: Kein Haus ist völlig einbruchsicher - aber man kann es den Tätern schwer machen.

 Aushilfsganove Ralph Müller war einer der Tester, die sich mit schwerem Einbruchswerkzeug an einem Fenster versuchten.

Aushilfsganove Ralph Müller war einer der Tester, die sich mit schwerem Einbruchswerkzeug an einem Fenster versuchten.

Foto: Jörg Knappe

Ein grüner Kubus steht auf dem Gelände des Fenster- und Rollladenherstellers Müllers in Wickrath. Ohne Türen steht dieses drei mal drei Meter große Häuschen da, dafür aber mit einem Fenster an jeder Seite. Bei dreien davon sind die Rollläden aufgebrochen und die Glasfenster zersplittert. Doch weit und breit keine Polizei in Sicht, die diesen vermeintlichen Vandalismus aufnimmt. Stattdessen flanieren rund 30 Personen gut gelaunt über das Firmengelände: Es ist Tag der Offenen Tür bei dem Unternehmen, und auf dem Programm stehen vier "Live-Einbruchsversuche".

Doch was sich nach einem großen Spaß anhört, hat einen ernsten Hintergrund: "Fachbetriebe, aber auch polizeiliche Beratungsstellen, empfehlen heute WK2- beziehungsweise RC2-Bauelemente. Wir möchten erklären, was sich hinter den Begriffen verbirgt", erläutert Markus Müllers (41), der in der strategischen Geschäftsleitung des Familienbetriebs sitzt. Gleichzeitig möchte er testen, wie lange seine Fenster tatsächlich einem Einbruchversuch standhalten. "Wir sind sehr gespannt, wie sich die Sicherheitselemente und die Einbrecher schlagen werden", sagt er. Selbst für ihn als Profi sei der Versuchsausgang im Grunde völlig offen.

Ein Ergebnis nimmt er allerdings schon vorweg: "Es ist schlicht unmöglich, ein Haus so einbruchsicher zu machen, dass kein Einbrecher hineinkommt." Einen Trost hat er aber gleich parat: "Man kann es Einbrechern zumindest sehr schwer machen." Das Werkzeug hat Markus Müllers auch bereitgestellt: Zwei große Schraubenzieher, Zangen und Keile. "Was man als Einbrecher halt so dabei hat", sagt er.

Sein Großvater hat den Familienbetrieb im Jahr 1953 gegründet, sein Vater und sein Onkel haben ihn weitergeführt. Aktuell arbeiten neben Markus Müllers auch seine Schwester und sein Cousin in dem Unternehmen - sowie weitere 90 Mitarbeiter. Zunächst spezialisierte sich der Betrieb auf den Rollladenbau, seit 1967 fertig er auch Kunststofffenster an. Und WK2? Das steht für "Widerstandsklasse", oder auf Englisch "Resistance Class" (RC).

Gleich mehrere freiwillige Einbrecher haben sich bei Markus Müllers gemeldet und die Fenster in dem grünen Kubus bereits bearbeitet. Die Fenster und Rollladen haben sie alle geknackt - aber dafür deutlich länger gebraucht, als es die Widerstandsklasse WK2 erfordert. Markus Müllers zeigt sich dementsprechend zufrieden: "Die Fenster haben die erforderliche Zeit standgehalten. Und die Einbrecher waren so laut, dass Nachbarn aufmerksam geworden wären und die Polizei gerufen hätten", sagt er. Doch was tun, wenn eine hilflose Person hinter den Rollläden auf Hilfe wartet? Dafür hat Markus Müllers eigens die Freiwillige Feuerwehr Herrath um Hilfe gebeten. Einsatzleiter Stefan Schmitz demonstriert den Zuschauern zunächst, wie schnell er und seine Kollegen ein auf Kipp stehendes Fenster öffnen können: in lediglich 30 Sekunden nämlich. "Das schaffen Einbrecher genauso schnell", betont er. Bei dem Versuch, die geschlossenen Rollläden zu öffnen, tut sich dann auch die Feuerwehr schwer. Aber auch sie schafft es schließlich, mit Trennschleifer und hydraulischem Rettungsgerät in den grünen Kubus vorzudringen.

Zum Schluss hat Markus Müllers noch einen Tipp parat: "Der beste Einbruchschutz sind aufmerksame Nachbarn", sagt er. Und: Man solle es Einbrechern so schwer wie möglich machen, ins eigene Heim einzusteigen.

(drlp)
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