Mensch Gladbach Wer rechnet denn richtig: Stadt oder Land?

Mönchengladbach · Wie viele Einwohner hat Mönchengladbach? Diese Frage müsste sich leicht beantworten lassen, weil die Stadt jeden ihrer Einwohner registriert. Denkste. Es ist viel komplizierter. Die Landesstatistiker rechnen Gladbach klein. Wenn aber das Datenmaterial nicht einheitlich ist: Wie können wir dann Demografiemanagement betreiben? Weil wir darauf keine Antwort haben, tun wir es erst gar nicht.

Ich stelle Ihnen heute eine Aufgabe: Gehen Sie mal die Straße entlang, an der Sie wohnen und zählen Sie die Menschen, die in den Häusern leben. Oder picken Sie sich Ihre Nachbarn heraus, die neben, über und unter Ihnen wohnen. Am Ende haben Sie eine ziemlich exakte Zahl. Wenn Sie aber eine Landesstatistik studieren, ist alles anders. Ganz anders. Das fängt schon bei den Grunddaten an.

Es gibt zum Beispiel Datenmaterial des Landes zur Größe der Stadt. Die NRW-Statistiker behaupten steif und fest: Mönchengladbach hatte am 1. Januar 2014 fast genau 255 400 Einwohner. Plus/minus ein paar Gequetschte, denn wir sind ja nicht so. Und wenn Sie dann bei der Stadtverwaltung anrufen und da fragen, erfahren Sie: Am 30. Juni 2015 lebten in Mönchengladbach exakt 264 231 Menschen. Weil Sie clever sind, werden Sie sagen: In anderthalb Jahren hat die Stadt also um 11 831 Einwohner zugelegt. Fürs richtige Rechnen bekämen Sie ein "Sehr gut", für die kesse, unreflektierte Behauptung ein "Mangelhaft". Glauben Sie wirklich, dass die Stadt in dieser Zeit so gewachsen ist?

Natürlich nicht. Die Landesstatistiker gehen von den Zensus-Zahlen von 2011 aus. Und die sind per se deutlich niedriger als die Stadt-Zahlen. Aber können wir der Stadt trauen, dass ihre Daten dann die richtigen sind? Oder wird da nicht ein bisschen geschummelt, um mehr Geld vom Land zu kriegen? Auf jeden Fall haben die Landesstatistiker ausgerechnet, dass Mönchengladbach bis 2040 auf 252 500 Menschen schrumpfen wird. Und wenn Sie zu den Jahrgängen 1960 und früher gehören, zählen Sie zu der Gruppe, die bis 2040 am meisten Wachstum verzeichnen wird: Um mehr als 67 Prozent (!) nimmt die Gruppe der Gladbacher zu, die dann 80 Jahre und älter sind. Ich überlasse es Ihnen, wie Sie das bewerten, Beklemmend? Schön? Interessant?

So und dann beschäftigen Sie sich mal damit, wie die Stadt das Thema angeht, dass wir alle älter und die Jungen immer weniger werden. Es gab einen Workshop mit vielen Beteiligten, von dem alle sagen, dass er richtig toll war. Und es existieren politische Grundsatzerklärungen, dass Demografiemanagement das Gebot der Stunde sei. Aber seitdem ist wenig passiert. Und eigentlich ist auch dieses Thema längst wieder überholt. Denn: Wie integrieren wir die Flüchtlinge, die dauerhaft in Mönchengladbach bleiben werden? Haben wir sie auf dem Schirm, wenn wir zum Beispiel Schulthemen behandeln? Wohl kaum. In einem Rheydter Berufskolleg wollten jetzt 80 Flüchtlinge zum Deutschunterricht. Das sprengte die Kapazitäten. Und was wird in diesem Fall gemacht: Wir führen eine Warteliste.

Zu einem anderen Thema, was trotz mancher Verbesserungen im Stadtbild verdrängt wird. Ich bin gestern Nachmittag durch die Grünanlage am Konrad-Adenauer-Platz gegangen. Das ist einer der schönsten Zentren-Plätze in der Stadt. Und wie sieht er aus? Ungepflegt. Da geht's nicht nur darum, dass der Rasen in die Wege wuchert. Oder dass Pflastersteine herausgerissen sind . Der ganze Platz im Gründerzeitviertel strahlt eine schäbige Atmosphäre aus, die im Kontrast zu vielen attraktiven Gebäuden drumherum steht. Lasst da doch mal die Designer der Hochschule Niederrhein ran. Sie können mit wenig Geld dank guter Ideen viel bewegen.

(RP)
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