Mönchengladbach Wenn plötzlich das Herz streikt

Mönchengladbach · Brigitte Nockemann aus Korschenbroich verdankt ihr Leben dem Einsatz eines Defibrillators und ihr Wohlbefinden einem implantierten Defi. Tausend dieser Geräte werden im Bethesda eingesetzt.

 Brigitte Nockemann, Carsten Stoepel und der Defi - am Bethesda wurden in den vergangenen fünf Jahren 1000 dieser Geräte implantiert.

Brigitte Nockemann, Carsten Stoepel und der Defi - am Bethesda wurden in den vergangenen fünf Jahren 1000 dieser Geräte implantiert.

Foto: Rietdorf

Anfang Januar ist Brigitte Nockemann mit ihrem Mann in Korschenbroich unterwegs. Die beiden waren einkaufen und sind nun auf dem Nachhauseweg. Alles ist wie immer, nichts deutet auf das Drama hin, das gleich beginnt. "Es kam aus heiterem Himmel", sagt Brigitte Nockemann. "Sie sackte weg wie ein Stein", erinnert sich Burkhard Nockemann, dem der Schock noch Wochen später anzumerken ist. Er versucht seine Frau zu stützen, Passanten und Anwohner eilen zur Hilfe. Sie bringen einen Stuhl, eine Decke. Und einer kommt auf die glückliche Idee, eine nahegelegene Arztpraxis zu informieren. Eine Praxis, die über einen AED, einen automatischen externen Defibrillator, verfügt. Der rettet Brigitte Nockemann das Leben.

"Die Überlebenswahrscheinlichkeit wird durch den Einsatz eines AEDs vervierfacht, das zeigen entsprechende Studien", erklärt Carsten Stoepel, Chefarzt der Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus Bethesda in Mönchengladbach, wohin Brigitte Nockemann nach der erfolgreichen Reanimation gebracht wird. Der Kardiologe ist ein vehementer Verfechter einer flächendeckenden Bereitstellung von AEDs. Es gebe noch immer zu wenige, dabei müsse man kein Arzt sein wie in Nockemanns Fall, um den AED erfolgreich einzusetzen. "Jeder Laie kann das", betont der Chefarzt.

"Das Gerät führt mit Sprache und Bildern durch das weitere Programm, analysiert den Herzrhythmus und entscheidet automatisch, welche Reaktion die richtige ist." Es löst die Defibrillation aus und leitet auch zur Herzdruckmassage an. Weil bei Brigitte Nockemann alles so schnell ging und richtig gemacht wurde - mit jeder Minute, in der nicht gehandelt wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent -, ist der Kreislauf der 68-Jährigen bereits wieder stabil, als sie ins Bethesda eingeliefert wird.

Dort ist bereits alles vorbereitet: Ein Intensivbett steht bereit, im Herzkatheterlabor wird sie erwartet. Später wird ein MRT gemacht. Das Ergebnis aller Untersuchungen: Es handelte sich um ein primäres Kammerflimmern, das unbehandelt immer zum Tod führt. "Die Ursachen für ein solches primäres Kammerflimmern sind unklar, aber die anschließende Behandlung ist klar", erklärt Stoepel. "Zur Sekundärprävention wird ein Defibrillator implantiert." Vier Tage später erfolgt der Eingriff - einer von tausend, die der Kardiologe in den letzten fünf Jahren am Bethesda durchgeführt hat.

Das kleine, hochmoderne Gerät, fast liebevoll Defi genannt, verhindert, dass es wieder zum Kammerflimmern kommen kann. Es überwacht den Herzrhythmus, zeichnet ihn auf und greift nur ein, wenn die Daten auf Gefahr hinweisen. "Erstaunlich, was ein Defi kann", sagt Brigitte Nockemann. Einschränken muss sie sich in keiner Form. "Tun Sie, was Ihnen Spaß macht", sagt ihr Arzt. Selbst das neue Cerankochfeld, das sie sich vorsichtshalber zugelegt hat, müsse nicht sein.

Brigitte Nockemann verdankt ihr Leben Defibrillatoren und Menschen, die bereit waren, sie einzusetzen. "AEDs retten Leben", betont Stoepel. "Es müssten noch viel mehr Geräte bei Sportvereinen und im öffentlichen Raum aufgehängt werden." Die als Halb- und Vollautomaten erhältlichen Geräte kosten zwischen 1500 und 5000 Euro - sie leisten unbezahlbare Hilfe.

(RP)
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