Mönchengladbach Wenn Kinder wieder lachen

Mönchengladbach · Sie weinen zusammen, schreiben Briefe und verstehen einander: In einer Trauergruppe wendet sich das Deutsche Rote Kreuz speziell an Kinder. Dort wird den Kleinen geholfen, den Tod eines geliebten Menschen zu verkraften.

Julia weint nicht mehr so viel, wie am Anfang, Rahel fühlt sich befreit und dem neunjährigen Tobias hat es gut getan, mit anderen Kindern über seine Trauer zu sprechen. Alle drei trafen sich in einer der kostenlosen Trauergruppen des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dort betreuen zwei Diplom-Sozialpädagogen bis zu acht Kinder, die erlebt haben, wie jemand im näheren Umfeld verstorben ist. Mehr Teilnehmer dürfen es nicht sein – jedes Kind soll genug Aufmerksamkeit erhalten.

Sich nicht mehr alleine fühlen

Das Trauern unter Gleichaltrigen ist wichtig: "Erwachsene können den Kindern nicht geben, was sie einander geben", sagt Waltraud Angenvoort, die gemeinsam mit Karin Schmitz die Gruppe leitet.

Denn die Kinder machen in der Gruppe die Erfahrung, dass es andere in in ihrem Alter gibt, denen es genau so geht wie ihnen. "Vorher hat mein Sohn oft gesagt, dass ihn keiner verstünde und er ganz allein sei. Das hat sich durch die Gruppe geändert", schildert eine betroffene Mutter. Hilfreich sei auch, dass die Kinder in einer gemischten Altersgruppe von sieben bis 13 Jahren sind. "Was die einen nicht ausdrücken können, können dafür die anderen", sagt Angenvoort.

Wenn Kinder trauern, geschehe das in der Regel im Stillen, schildert sie. "Meistens ziehen sich die Kleinen zurück, werden aggressiv oder bekommen schlechtere Noten in der Schule – dabei sind sie nur in Trauer."

Alle vierzehn Tage treffen sich die Gruppen des DRK für zweieinhalb Stunden. "Was wir bei unseren Treffen besprechen, darf keiner weitersagen – das ist ein bisschen so wie bei dem Priester und der Beichte", schildert Tobias. Wichtig ist auch: "Hier kann jeder weinen, wenn ihm danach ist. Aber eigentlich haben wir in der Gruppe öfter gelacht als geweint."

An verschiedenen Themen arbeiten die Kleinen ihre Trauer auf. Bei den Treffen schrieben sie Briefe an den Verstorbenen, packten sie Besitztümer des Toten in eine Schatzkiste oder lernten, sich mit Yoga zu entspannen. Einen Teil der Zeit verbringen die Kleinen auch mit Spielen, Essen und Beisammensein. "Das DRK stellt uns dafür die Räume und das Essen kostenlos zur Verfügung - für unsere Arbeit eine unglaubliche Unterstützung", sagt Angenvoort, die mehrere Trauergruppen in der Region betreut.

Zum Abschluss bekommt jedes Kind eine Mappe, die zusammenfasst, was die kleinen Teilnehmer gemeinsam erlebt haben. Drei Monate nach dem letzten Treffen gibt es ein Nachtreffen und auch für die Zeit nach der Kindertrauergruppe bieten die Sozialpädagogen an, mit Eltern und Kindern in Kontakt zu bleiben.

(RP)
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