Mönchengladbach Wenn der Laufsteg auf dem Kopf steht

Mönchengladbach · Nicht horizontal, sondern vertikal ging es für drei Models im Minto in luftiger Höhe über den Laufsteg. Zum "Unexpected Vertical Fashion Day" wurden Outfits mit Körperspannung und Adrenalin präsentiert.

Model Diana ging bei der vertikalen Modenschau im Minto über einen Laufsteg, der senkrecht über mehrere Ebenen des Einkaufscenters führte.

Model Diana ging bei der vertikalen Modenschau im Minto über einen Laufsteg, der senkrecht über mehrere Ebenen des Einkaufscenters führte.

Foto: Ilgner

Eigentlich scheint auf den ersten Blick alles wie ein ganz normaler Samstagmittag in einem Einkaufszentrum. Menschen drängen mit Einkaufstüten in den Händen aneinander vorbei, bewegen sich in kleinen Strömen durch die Läden oder lassen ihren Blick von der Rolltreppe aus durch die Gegend schweifen.

Um kurz vor 13 Uhr versammeln sich im Minto auf Ebene 1 auf einen Schlag immer mehr Besucher, die ihre Köpfe allesamt nach oben richten. Dort suchen sie sich den besten Platz am Geländer, um freie Sicht nach unten zu genießen. Doch ob oben oder unten: Im Mittelpunkt der Szene steht ein Model. Diana macht sich mit blondem Zopf, rotem Lippenstift, weißer Hose und einem lilafarbenem T-Shirt fertig für die anstehende Modenschau.

Das heißt in diesem Fall: Sich von den Technikern am Gerüst mit einem Klettergurt und einem Seil sichern zu lassen und auf das Geländer der 3. Ebene zu klettern. Denn der Laufsteg ist nicht horizontal, sondern verläuft passend zum "Unexpected Vertical Fashion Day" im Minto vertikal 10,8 Meter an einem Banner entlang nach unten. Dann winkt Diana zum Start und kippt kerzengerade nach vorne, bis sie in einem 90-Grad-Winkel zu dem Laufsteg an der Wand steht.

Das Model strahlt. Und selbst als Diana beginnt zu laufen, ihre Arme im Takt der Musik bewegt, nach vorne springt, sich zurückfallen lässt oder sich hin und wieder einmal um die eigene Achse dreht, strahlt alles an ihr eine Leichtigkeit aus, die jede Anstrengung der Modenschau verdeckt. Auch ihre Modelkollegen Johannes und Svetlana laufen tänzerisch den Laufsteg zu Songs wie "Feeling Good" hoch und runter und setzen mit Sprüngen, einem Handstand oder auch mal einem Spagat in der Luft ihre Sommerkleidung in Szene.

Präsentiert werden Outfits, die aus den aktuellen Kollektionen der Läden zusammengestellt sind. Weiße Hosen, blaugraue Hüte und rote Blusen mit Blumenprint werden nacheinander durch die Luft zwischen Geländer, Rolltreppen und Boden gewirbelt.

15 Minuten dauert die Show, dann hat Model Diana wieder horizontalen Boden unter den Füßen. Wie man sich das Modeln im 90 Grad Winkel vorstellen kann? "Es ist eine Mischung von Sport, Modeln, Tanzen und jeder Menge Adrenalin", erzählt die ausgebildete Tänzerin. Mit dem Veranstalter "Eh showbox" war sie schon in Einkaufszentren in Singapur, Hongkong und Izmir zu Gast und ist mit dem Gesicht zum Boden bereits das Rockefeller Center in New York und den Burj Khalifa in Dubai heruntergelaufen.

Nun laufen die Models das erste Mal in Mönchengladbach. "Wir wollten mal etwas Neues bringen und die Möglichkeiten nutzen, die wir hier im Center haben", erklärt Jona Poggel, Marketingmanager des Mintos. "Die Besucher sollen heute den ganzen Tag Mode erleben können. Darum gibt es neben den Shows unter anderem auch noch einen Barbier und einen Stand mit Make-up."

Zu dieser Marketing-Idee gehört auch die Möglichkeit für die Besucher, den vertikalen Laufsteg in der Stunde nach den Modenschauen einmal selbst auszuprobieren. Wer mehr als 16 Jahre alt ist und und Mitglied des Treueprogramms des Einkaufszentrums, kann den Laufsteg kostenlos herunterlaufen und am Ende ein Erinnerungsfoto mitnehmen.

So richtig trauen will sich aber keiner der Gäste. Also ergreift Mitarbeiterin Arjeta Zatrici die Initiative und lässt sich den Sicherheitsgurt anlegen. "Am Anfang hatte ich so viel Angst. Aber dann war es doch einfacher als gedacht und hat viel Spaß gemacht", sagt sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. Animieren kann sie keinen mehr. Aber das ist nicht weiter schlimm: Zwei vertikale Shows hat sie an diesem Tag ja noch vor sich.

(mcv)
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