Mönchengladbach Wenn das Gesichtsfeld schrumpft

Mönchengladbach · Auch in Mönchengladbach gibt es Menschen, die an einer zunehmenden Zerstörung des Sehnerven leiden, die zur Erblindung führen kann. Ein Mönchengladbacher Arzt erläutert, was gegen das Glaukom vorbeugend getan werden kann. Auskünfte gibt auch der Verein Sehbehindertenhilfe.

Wenn der Volksmund vom "Grünen Star" spricht, ist vom Glaukom die Rede. "Beim Glaukom handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der Sehnerv langsam geschädigt wird", erläutert Dr. Jens Egli. Die Ursache liegt in einem Missverhältnis zwischen Augeninnendruck und Durchblutung des Sehnerven. Der 43-jährige, in Rheydt niedergelassene Augenarzt warnt davor, mit der Diagnose so lange zu warten, bis der Patient die schleichende Verengung seines Blickfeldes selbst wahrnimmt. "Dann ist es vielfach schon zu spät", sagt Egli. Das Glaukom (Grüner Star) ist nicht schmerzhaft, das heißt, man spürt nichts. Daher wird das Glaukom auch als "der heimliche Dieb des Sehens" bezeichnet, so Dr. Egli.

Bildbearbeitungsprogramm

Auffällig werde die Erkrankung für den Patienten erst, wenn ein großer Teil (etwa 80 bis 90 Prozent) des Sehnerven hinter der Netzhaut zerstört sind. In manchen Fällen ist das Gesichtsfeld beeinträchtigt, in anderen hat der Patient einzelne "blinde Flecke" auf der Netzhaut. "Unser Gehirn schafft es am Anfang, einen Teil dieser Defizite quasi wegzuretuschieren", erklärt Egli, "es funktioniert wie ein gutes Bildbearbeitungsprogramm, das fehlende Daten einer lückenhaften Optik einfach ausfüllt."

Was hilft gegen die heimtückische Krankheit, die zu völliger Erblindung führen kann? Egli: "Bei Kontrolluntersuchungen schauen wir uns gezielt den Zustand des Sehnerven und der Nervenfaserbündel drumherum an. Ganz wichtig ist auch der Augeninnendruck. Er ist ein großer Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms." Den Zustand der Sehnervenfasern kann der Augenarzt mit einem Laserstrahl feststellen, der den Sehnerven bis auf eine Minifläche von einem Tausendstel Quadratmillimeter abtastet und vermisst. Dadurch kann der Augenarzt frühzeitig Veränderungen feststellen und behandeln. Den Krankheitsverlauf zu bremsen oder zum Stillstand zu bringen vermag die regelmäßige Gabe von Medikamenten, eine engmaschige Kontrolle und im Notfall auch ein operatives Vorgehen.

Wer frühzeitig, also nach dem 40. Lebensjahr, spätestens alle ein bis zwei Jahre (je nach individuellem Risiko) eine Glaukom-Vorsorge vornehmen lässt, hat die besten Chancen, glimpflich davonzukommen. "Diesen Menschen kann ich zu fast 99 Prozent versprechen, dass das Krankheitsbild für sie nicht zur Erblindung führt", sagt der Experte.

Wer bereits stark in seiner Sehleistung und damit im praktischen Alltag gehandicapt ist, findet bei dem im Rheydter Medicentrum angesiedelten Verein Sehbehindertenhilfe am Niederrhein e.V. Rat und Hilfe. "Wir versuchen den Patienten und Angehörigen Hilfe auch außerhalb des medizinischen Systems zu geben", erklärt Vereinsleiter Jens Egli, "dazu haben wir Selbsthilfegruppen und hochqualifizierten fachlichen Beistand mit Prof. Dr. Marcus Knorr (Helios-Klinikum Krefeld) und Prof. Dr. Helmut Wilhelm (Uniklinik Tübingen) mit ins Boot genommen."

(RP)
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