Serie Galerien In Mg Wenn Christian Löhrl die Kunst packt

Mönchengladbach · Die Galerie ist ein Familienunternehmen im wahrsten Sinne. Seit 44 Jahren ist sie kontinuierlich in den Händen der Familie. Gegründet wurde sie von Dietmar und Christa Löhrl. Vor zwölf Jahren stieg der Sohn ein.

 Christian Löhrl stieg vor zwölf Jahren offiziell in die Leitung der Galerie ein. Der Kaufmann hat den Kunstsachverstand von seinen Eltern mit auf den Weg bekommen.

Christian Löhrl stieg vor zwölf Jahren offiziell in die Leitung der Galerie ein. Der Kaufmann hat den Kunstsachverstand von seinen Eltern mit auf den Weg bekommen.

Foto: Detlef Ilgner

Bei ihm zu Hause, da bleiben die Bilder an dem Platz, für den sie erworben wurden - in seiner Galerie sieht das deutlich anders aus. Die Rede ist von Christian Löhrl und der Galerie Löhrl, die sich mittlerweile über die Gebäude Kaiserstraße 58, 60, 67 und 69 erstreckt. Diese Galerie ist ein Familienunternehmen im wahrsten Sinne: Seit 44 Jahren ist sie in den Händen der Familie.

Dietmar und Christa Löhrl wagten 1981 den Schritt von der kleinen Galerie im Anbau eines Hauses in Willich-Schiefbahn, die sie damals bereits seit sieben Jahren betrieben, nach Mönchengladbach. Hier wurde ihre Arbeit ideell unterstützt von Kulturdezernent Diekamp, Bürgermeister Bolzenius und Museumsdirektor Cladders. Die Stadt war in diesem Jahrzehnt offen für künstlerische Experimente. In Mönchengladbach bauten sich die Löhrls einen Künstlerstamm auf und banden treue und interessierte Besucher und Sammler an sich.

Vor zwölf Jahren stieg der 1970 geborene Sohn Christian Löhrl offiziell in die Galerieleitung ein. Als Diplomkaufmann sind ihm die wirtschaftlichen Facetten des Galeristen wie Vertrieb, Marketing und Verkauf vertraut. Aber er kann auch mal anpacken - was man als Galerist durchaus können sollte. Außerdem gehört zu dem Job auch, "eloquent und verbindlich mit den Kunden" umzugehen. "Ein guter Galerist ist ein Generalist", sagt Christian Löhrl. Die Tätigkeit sei wie ein "Mosaik" und setze sich aus so vielen Dingen zusammen.

Den Kunstsachverstand hat er im Elternhaus mit auf den Weg bekommen. Schon als Kind nahmen ihn seine Eltern mit zu Ausstellungen und ließen ihn an ihren Einschätzungen teilhaben, so dass er früh lernte, genau hinzuschauen. Durch Schauen und Vergleichen, so Löhrl, kann man in der Kunst die Qualität erkennen. Und dann ist da immer auch noch das, was man nicht benennen kann: "Wenn's mich packt, dann ist es etwas Besonderes", beschreibt er dies.

Allerdings auch wichtig: Die Kunst muss zu dem langjährigen Programm der Galerie passen beziehungsweise es ergänzen. Dieses Programm konzentriert sich auf zeitgenössische internationale Kunst. Die ausgestellten Werke reichen von den klassischen Positionen der Nachkriegszeit bis zu jungen, noch nicht so bekannten Avantgarde-Künstlern. Malerei, Fotografie, Skulpturen stehen ebenso auf dem Programm wie die neuen Medien. "Wichtig", sagt Löhrl, "ist, sich breit aufzustellen." Zu den Künstlerinnen und Künstlern der ersten Stunden gehören Otto Piene, Heinz Mack, Günther Uecker, Antoni Tapiès.

Wenn Löhrl einen neuen Künstler entdeckt oder eine Kunst, die "ihn packt" - dann wartet er dennoch erstmal ab. Beobachtet den Künstler und seine Arbeit. Macht sich ein Bild von ihm und seinem Konzept, seinen Ansichten, verfolgt, wie es mit ihm weitergeht. Denn es kann schon vorkommen, dass ein Künstler zwar ein beeindruckendes Werk schafft, dass dann aber bald "die kreative Kraft ausgeht", wie Löhrl es nennt.

Was man von außen wahrnimmt, macht nur den geringsten Teil der Arbeit eines Galeristen aus. Von außen sieht man die vier bis fünf Ausstellungen jährlich mit zwei, manchmal auch mehr Künstlerinnen und Künstlern. Dazu kommen die Beteiligungen an Kunstmessen wie die Art Cologne und die Art Basel. Was man von außen weniger sieht, ist der "Sekundärhandel": Dazu gehören der An- und Verkauf von Kunstwerken, die Vermittlung von Bildern, Fotografien und Skulpturen an Kunstsammler, die Betreuung von Kunstsammlungen, die Nachfragen zu künstlerischen Nachlässen und natürlich der Besuch kultureller Veranstaltungen. Was selbstverständlich noch hinzukommt, sind die Bewerbungen von Künstlern, die in der Galerie Löhrl ausstellen möchten.

(b-r)
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