Mönchengladbach Weniger seelische Erkrankungen
Mönchengladbach · Überraschenderweise ging die Anzahl der gemeldeten psychischen Erkrankungen im ersten Halbjahr zurück. Dies weist eine Erhebung unter angestellten AOK-Versicherten aus. Insgesamt ist der Krankenstand weiter gestiegen.
Der Krankenstand unter den Mönchengladbachern ist im ersten Halbjahr 2011 erneut angestiegen, bei den psychischen Erkrankungen hingegen ist er leicht gesunken. Zumindest gilt dies für die 20 426 AOK-Versicherten, die versicherungspflichtig beschäftigt sind. Das hat jetzt eine statistische Auswertung der AOK-Tochter BGF (Institut für betriebliche Gesundheitsförderung) ergeben. Angesichts eines AOK-Marktanteils von 29 Prozent in Gladbach seien aus der Erhebung aber durchaus gewisse gesamtgesellschaftliche Trends abzulesen, sagte jetzt der stellvertretende BGF-Geschäftsführer Gregor Mertens bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Unsichere Anstellungsverhältnisse
Und die sind durchaus interessant: Demnach sind die Gladbacher zwar häufiger krank (5,67 Prozent aller Arbeitstage entfallen durch Krankheit) als im Rheinland-Durchschnitt (5,58), dafür aber kürzer: im Durchschnitt 11,15 Tage gegenüber 11,36 im gesamten Rheinland. Seit 2007 sind beide Werte jedoch deutlich und kontinuierlich angestiegen. "Wir beobachten seit fünf Jahren wieder moderat ansteigende Krankenstände", bestätigt Manrico Preissel, stellvertretender AOK-Regionaldirektor. Die körperlichen und seelischen Belastungen am Arbeitsplatz hätten zugenommen, die "Arbeitsverdichtung" mache sich bemerkbar, zunehmend unsichere Anstellungsverhältnisse täten ihr Übriges.
Warum die Anzahl der gemeldeten psychischen Erkrankungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010 in Gladbach trotzdem – und erfreulicherweise – leicht zurückging (3,71 statt 3,77 Fälle je 100 Versicherten), ebenso die dadurch bedingten Ausfalltage, ist nicht eindeutig zu klären, denn damit widersetzt sich die Vitusstadt dem rheinlandweiten Trend. "Es könnte eine vorübergehende Erscheinung sein, kann aber auch damit zusammenhängen, dass die Versorgung vor Ort deutlich besser geworden ist", so Mertens. Auch gingen Gesundheitsberater mittlerweile früher auf Erkrankte zu als noch vor einigen Jahren. 2007 hatte der Wert noch bei 2,88 Fällen pro 100 Versicherten gelegen, 2000 sogar noch bei 1,2. Die Statistik zeigt jedoch auch: Die Diagnosegruppe Muskel- und Skeletterkrankungen ist deutlich auf dem Vormarsch. Sie ist für die mit Abstand meisten Fehltage verantwortlich – und kann eben oft auch einen psychosomatischen Hintergrund haben.
Im rheinlandweiten Vergleich jedenfalls ragen die Mönchengladbacher weder positiv noch negativ raus. Am niedrigsten ist der Krankenstand im Kreis Kleve (4,8 Prozent), am höchsten in Remscheid (6,6). Und: Die meisten der bei der AOK versicherten Beschäftigten (53,84 Prozent) in Mönchengladbach sind immerhin so gesund, dass sie sich im ersten Halbjahr 2011 nicht ein einziges Mal haben krankschreiben lassen.