Mönchengladbach Wegen falscher Anlageberatung hat ein Pilot die Stadtsparkasse verklagt

Mönchengladbach · Vor der Zehnten Zivilkammer des Landgerichts beschuldigte der Kunde den Bankberater, er habe ihm zu hochspekulativen Anlagegeschäften geraten.

Im Saal 107 saßen sich gestern im Mönchengladbacher Landgericht Kläger und Beklagte mit ihren Anwälten gegenüber. Vor der Zehnten Zivilkammer ging es um eine Kapitalanlagesache.

Ein Pilot, der als junger Mann bei der Mönchengladbacher Stadtsparkasse eine Banklehre gemacht hat, hatte gestern die Rolle des Klägers vor Gericht übernommen. Sein Bankberater, den er bereits durch seine Mönchengladbacher Familie kannte, habe ihn bei Anlagegeschäften falsch beraten. Er habe viel Geld verloren, weil ihn der Bankkaufmann (58) zu hochspekulativen Anlageschäften überredet habe. Deshalb wurde jetzt von ihm die Stadtsparkasse verklagt.

Zuerst musste der Kunde aussagen. Nach der Banklehre habe er sofort eine Pilotenausbildung angefangen. Als er bereits im bayerischen Freising lebte, sei er von dem Bankkaufmann der Stadtsparkasse angerufen worden. "Denn die Stadtsparkasse war noch immer meine Hausbank. Meine Eltern waren auch noch Kunden der Stadtsparkasse", erinnerte sich der Pilot. "Auf Ihrem Konto hat sich Geld angesammelt. Das könnte man gut einlegen", habe der Bankkaufmann am Telefon gesagt. In weiteren Telefonaten habe der Bankberater ihm zu Geldanlagen geraten. "Ich habe ihm gesagt, dass ich weniger Wert auf Rendite legen würde, aber auf Sicherheit", so der Pilot gestern. Dabei sei nie die Rede von Risiken, möglichen Wertpapierverlusten oder Provisionen gewesen. Der Bankberater habe ihm alles so schmackhaft gemacht, dass er drei Geldanlagen getätigt habe. Als ihn der Anwalt der Stadtsparkasse fragte, ob er als gelernter Bankkaufmann wirklich davon ausgegangen sei, dass Geldanlagegeschäfte immer ohne Risiko seien, antwortete der Pilot: "Wir hatten in der Ausbildung keine Ahnung von solchen Geschäften. Wir lernten erst einmal, Kaffee zu kochen und Schecks zu zählen. Man hat mein Vertrauen missbraucht." So der Pilot am Ende seiner Aussage.

Dagegen erinnerte sich der 58-jährige Bankkaufmann ganz anders an die Kontakte und Geschäfte mit dem Piloten. Den Kunden habe er sowohl durch die Eltern des Piloten als auch aus der Ausbildung zum Bankkaufmann gekannt. "Ich war auch sein Ausbilder", so der 58-Jährige. Der Pilot sei an ertragreichen und steueroptimierten Geldanlagen interessiert gewesen. Der Pilot habe ihn immer angerufen und um Rückruf gebeten. Als es um unternehmerische Beteiligungen ging, habe er den Kunden auch auf mögliche Kapitalverluste aufmerksam gemacht. Der Prozess wird mit der Urteilsverkündung fortgesetzt.

(RP)
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