Mensch Gladbach Warum Müntefering recht hatte

Mönchengladbach · Der große Sozialdemokrat Franz Müntefering konnte die ganze Welt in drei Wörtern erklären. 2004 ging der Klare-Kante- Münte-Sprech so: Opposition ist Mist! Dabei hat er damals den aktuellen Mönchengladbacher Rat ja nicht einmal gekannt.

Ratsmitglieder sind allein ihrem Gewissen - oder was sie sonst so im Kopf haben - verpflichtet. Manchmal würde ich, von chronischer, berufsbedingter Neugierde geplant, da gerne mal reingucken. "Mut zur Wahrheit" hatte Hans Werner Schoutz seinen Wählern vor der Kommunalwahl versprochen und fand tatsächlich ein paar Dolle, die ihn für die AfD in den Rat wählten. Aus dieser Partei ist er inzwischen ausgetreten und nunmehr Einzelkämpfer. Wenn es um Personalia geht, stimmt er zumeist mit Grünen und Linken - weswegen nun Karl Sasserath den Rat beim Städtetag vertritt. Bei nötigen Entscheidungen zur Unterbringung von Flüchtlingen enthielt er sich, vielleicht als Reminiszenz an seine Ex-Wähler. Die sonst nur noch von der NPD bedient werden, die gegen alle Anträge der Verwaltung zum Thema Flüchtlinge stimmten. Alle anderen, quer durch den politischen Gemüsegarten, waren sich in der Flüchtlingsfrage einig.

Ich weiß nicht einmal, was ich bemerkenswerter finde: Dass man binnen Minuten Positionen von ganz links bis ganz rechts geschmeidig vertreten kann. Oder dass die Grünen sich in einer solchen. "Wir-sichern- uns-durch-gemeinsames-Abstimmen-Posten"- Verbindung tatsächlich am rechten Platz fühlen.

Dagegen waren die argumentativen Pirouetten der Linken bei der Wahl des neuen Baudezernenten Gregor Bonin ja fast schon wieder harmlos. Bonin habe sich der Fraktion vorgestellt. Und man sei angetan von seiner fachlichen Kompetenz gewesen und habe große Übereinstimmung festgestellt. Deswegen - so Linken-Chef Torben Schultz - wähle man Bonin. Also nicht jetzt, aber vielleicht bei seiner Wiederwahl in acht Jahren, wenn er dann gezeigt habe, dass er wirklich so gut sei, wie er im Vorstellungsgespräch gewirkt habe. Als Büttenrede gar nicht so schlecht (Lieber Bernd Gothe, merken Sie sich den Mann!), als politisches Statement in einem Stadtrat hingegen Mist.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass einer der Ratsherren, der von Pro NRW, nie da ist, weil er wahrscheinlich einfach zu viel zu tun hat mit der Vorbereitung der ganzen Demonstrationen zur Rettung des Abendlandes? Oder weil er gerade der Polizei Rede und Antwort stehen muss. Dann gibt es noch die Partei, die das ganze Polit-Leben als Satire-Bühne nutzt und schon mal ankündigt, im Rat Bratwürste zu verteilen, es dann aber doch nicht macht, weil einer krank geworden ist. Nicht vergessen will ich auch den höflichen Piraten ohne Augenklappe, der sich gut mit dem Internet auskennt. Und die gute, alte FWG, die - wie der Vater, so der Sohne - schon mal so aus der Zeit gefallenen Dinge wie korrekte Verfahrensweisen anmahnt.

Gut, dass Sie mitdenken! Jetzt hätte ich fast die FDP vergessen. Der ist diese Gesellschaft an Opposition nicht geheuer. Deswegen stimmt sie einfach immer mit der GroKo und macht sie damit zur GröKo. Vielleicht ist diese Buße, ein Anhängsel einer Mehrheit zu sein, ohne wirklich mitreden zu dürfen, genau die richtige Läuterung für die Liberalen. Nachdem sie zuvor eineinhalb Jahrzehnte lang ihre größeren Partner jedweder Couleur über Gebühr nach ihrer Pfeife tanzen ließen.

Lieber Münte, Opposition ist Mist. In Mönchengladbach nachgewiesenermaßen.

(RP)
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