Mönchengladbach Warum die Generation Z die Arbeitswelt umkrempeln wird

Mönchengladbach · Auf eine häufig gestellte Frage gab der Professor aus Saarbrücken keine Antwort: was nach der Generation Z noch kommen könnte. Das wusste der Experte für Personal- und Informationsmanagement auch nicht. Aber wie die Generation Z, die nun auf den Arbeitsmarkt drängt, denkt, fühlt und handelt, das erläuterte Christian Scholz unterhaltsam, detailreich und einprägsam. Der BWL-Hochschullehrer war Gastredner beim Jahrestreffen der Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie im Haus Erholung. Er bereitete die Teilnehmer - neben geladenen Gästen zum Großteil Arbeitgeber - auf eine Generation vor, die andere Werte und Vorstellungen von Arbeit und Privatleben hat als die vorangegangenen.

Scholz unterschied vier Generationen, die je 15 Geburtsjahrgänge umfassen: die Babyboomer von 1950 bis 1965, die daran anschließende Generation X, die Generation Y (1980 bis 1995) und besagte Generation Z, die 1995 beginnt. Während beispielsweise bei den Babyboomern der Beruf als sehr wichtig empfunden wird und die Generation Y keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben will ("Sie wollen Karriere machen. Diese Generation ist der Traum aller Personaler"), haben die nach 1995 Geborenen andere Vorstellungen. "Sie sind behütet aufgewachsen, haben Skandale erlebt, leben mit der Bolognareform und sehen die gesundheitlichen Probleme, die die Generation Y durch ihre Karriereorientierung hat", zählte Scholz die Prägungen der Z-Generation auf.

Die Jugend habe daraus mehrheitlich ihre Schlüsse gezogen: Sie wolle klare Strukturen, pünktlich Feierabend machen, habe kein Interesse an der Übernahme von Verantwortung und trenne Beruf und Arbeit klar. Sie wolle weniger Stress und strebe deshalb auch keine Führungsverantwortung an. Allerdings: "Wer wird dann 2030 für Führungspositionen zur Verfügung stehen?". Man müsse sich rechtzeitig Gedanken machen, denn die Generation Z lasse sich nicht "umschulen". Sie sei zufrieden, wenn alle in der Gruppe die gleiche Note bekommen, "auch wenn einige besser sind", wusste Scholz aus Erfahrung zu berichten. "Die Harmonie in der Gruppe ist ihnen wichtiger als die Note und die Leistungsgerechtigkeit."

Das Umdenken müsse folgendermaßen aussehen: "Die hochmoderne Büroarchitektur, die überall in Richtung Open Space läuft, ist nichts für die Generation Z", meinte Scholz. "Sie wollen kleinere Gruppenräume mit eigenem Schreibtisch." Auch der Handel müsse umdenken. "Diese Generation ist nicht mehr markenorientiert und richtet sich auch nicht nach Prominenten, sondern orientiert sich an Gleichaltrigen." Und stellte fest: "Das Verhalten der Generation Z ist ansteckend. Wenn die Jungen pünktlich Feierabend machen, ziehen auch die Älteren irgendwann nach." Der Trend zu einer immer stärkeren Flexibilisierung der Arbeitszeiten, den Arbeitgeber wünschen, setze sich so unter Umständen nicht fort.

(RP)
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