Mönchengladbach Warten auf Godot in der Spaßversion

Mönchengladbach · Melanie Haupt tourt mit ihrem total verrückten Musik-Kabarett "Pabel Bluffka - Chronik eines sinnvoll verkorksten Lebens" heute Abend im Theater im Gründungshaus vorbei. Wir haben mit der Berliner Künstlerin gesprochen.

Melanie Haupt ist völlig aufgeregt. Sie zappelt und brabbelt, lächelt, strahlt, prustet los und reißt sich wieder zusammen. Dabei wirkt die kürzlich 40 gewordene Kabarettistin ganz natürlich: Kurzhaarfrisur, wenig Schminke um strahlend grünblaue Augen und legeres, körperbetontes, dem heißen Tag angepasstes Shirt. Aber die aus Bielefeld stammende Berlinerin soll ja was über ihr Programm erzählen, mit dem sie heute Abend im TiG (Theater im Gründungshaus) gastiert. Und da kommt sie ins Flattern.

Ist aber auch kein Wunder. Denn "Pabel Bluffka - Chronik eines sinnvoll verkorksten Lebens" ist reichlich gaga. Man lernt auf der Bühne ein Paar kennen, Eddy und Maria, das zueinander nicht kommen kann. Bis Eddy Pabel Bluffka erfindet, den kleinen Italiener aus Pilsen, Klangschalenforscher und bekennenden Indianerdarsteller, mit dessen Lebensgeschichte er seine angebetete Maria ganz und gar in den Bann zieht. Wenn man Melanie Haupt Glauben schenken will, und warum eigentlich nicht, dann gilt: "Dieser Abend bin auch ich." Als Maria ist sie ganz vernarrt in diese Kunstfigur, in der sich eine Unzahl von aktuellen Themen spiegeln. "Letztlich", so versucht die Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin das Chaos zu ordnen, "ist der Abend eine Satire auf die Macht der Sprache und ein Reflex auf die menschliche Schwäche, an etwas glauben zu wollen und darauf ein ganzes Lebenskonzept aufzubauen." Freunde hätten nach einer Vorstellung gesagt: "Das ist ja wie ,Warten auf Godot' in Lustig."

Die Zuhörer im TiG werden sich also auf ein Experiment gefasst machen, bei dem der Text wie improvisiert klingt. "Er isses aber nicht", sagt die Kabarettistin, die erzählt, dass er in den acht Jahren bis zur Bühnenreife erhebliche Änderungen erfahren hat. Ihr Partner auf der Bühne, Boris Leibold, sitzt zwischendurch ausgiebig am Klavier, denn "Pabel Bluffka" ist auch Musik-Kabarett, bei dem ein professioneller Liedbegleiter mit einer studierten Sängerin durch die Musikgeschichte wirbelt. "Das reicht vom Chanson bis zur Arie aus Tosca, wir lassen nichts aus", schwärmt die temperamentvolle Frau, die zuletzt im Düsseldorfer "Kom(m)ödchen" in "Sushi" begeisterte und mit dem Frauen-Trio "Proseccopack" durch die Republik tourte. "Mit Pabel Bluffka probiere ich etwas aus, das es so noch nicht gibt", spricht Melanie Haupt geradezu zärtlich zu ihrem, "meinem Kind". Vielleicht kommt sie damit ja ganz groß raus. Und wenn nicht, ist das auch kein Beinbruch. Ein neues Programm mit einem neuen Frauenensemble ist schon in der Mache, es geht um Frauen und Steuer. Also was ganz einfach Lustiges. Pabel Bluffka ist dagegen "Kabarett noir" - da tappen auch die Schauspieler im Dunkeln.

Aufführung: "Pabel Bluffka - Chronik eines sinnvoll verkorksten Lebens" ist heute, 20 Uhr, im TiG, Eickener Str. 88, zu sehen. Karten kosten 19 Euro; Telefon 02161 1858280.

(ark)
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