Mönchengladbach Warnstreik: Mittwoch wird's kritisch

Mönchengladbach · Als die Tarifforderung der Gewerkschaft Verdi für den öffentlichen Dienst bekannt wurde, war der Haushaltsentwurf von Stadtkämmerer Bernd Kuckels gleich wieder Makulatur: 6,5 Prozent mehr Lohn für 2400 Beschäftigte bei der Stadtverwaltung würden eine Mehrbelastung von rund 6,7 Millionen Euro im Jahr bedeuten.

Eingeplant hat Kuckels eine Summe von einer Million Euro, wohl wissend, dass eine nur einprozentige Gehaltssteigerung eher unrealistisch ist.

"Wenn die Gewerkschaft ihre Forderung in dieser Höhe durchsetzt, wird es hart. Dann müssen wir noch mehr Stellen offen halten und noch mehr Arbeiten auf weniger Beschäftigte konzentrieren. Da wächst der Arbeitsdruck und nimmt die Arbeitsdichte zu", sagt der städtische Beigeordnete Peter Holzenleuchter. Er selbst erwartet einen harten und langen Arbeitskampf. Am morgigen Mittwoch bekommen die Bürger einen Eindruck, was auf sie zukommen könnte: Verdi hat in Mönchengladbach zu Warnstreiks aufgerufen.

Langer Arbeitskampf?

Wenn Holzenleuchter sein Büro in Rheydt verlassen und bei der Vorsitzenden des städtischen Personalrats im Verwaltungsgebäude an der Aachener Straße anklopfen würde, bekäme er etwas anderes zu hören. Beim Personal dürfe keinesfalls gespart werden. Unter anderem deshalb, um den öffentlichen Dienst für die Zukunft attraktiv zu gestalten, würde Roswitha Mirbach ihrem Kollegen Holzenleuchter sagen.

Damit ist sie auf der Linie von Verdi-Gewerkschaftsboss Frank Bsirske, der Ende Februar in der Stadt war, um die Beschäftigten auf die Tarifrunde einzustimmen. "Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind es leid, wenn man sie für die Schuldenproblematik der Städte und Gemeinden verantwortlich macht. Sie sind dafür nicht verantwortlich. Eine verfehlte Steuerpolitik hat die Finanznot verursacht", sagt Mirbach. Fast zwei Jahrzehnte Haushaltssicherung gepaart mit Einstellungsstopps und einer ausgedünnten Personaldecke hätten nicht zu einem Rückgang der Schulden geführt.

Auch Beigeordneter Holzenleuchter, als Wahlbeamter eher auf Arbeitgeberseite, muss einräumen: In Mönchengladbach bleiben jedes Jahr 150 Stellen bei der Stadtverwaltung unbesetzt. "Das geschieht in einem rollierenden System. Jedes Fachamt ist davon betroffen." Und er gesteht auch: "Der Druck ist größer geworden. Aber diese utopische Lohnforderung führt dazu, dass die Rationalisierung weiter zunimmt und noch mehr Stellen nicht besetzt werden können."

Morgen kommt es zu einem ersten Kräftemessen in dieser Tarifrunde. Verdi hat die Beschäftigten zu einem Protestmarsch mit Abschluss-Kundgebung auf dem Alten Markt (10.15 Uhr) aufgerufen. Mirbach rechnet mit rund 1000 Teilnehmern. Beigeordneter Holzenleuchter versucht in dieser Zeit, die Lücken zu schließen, die der Warnstreik in der Behörde reißen wird. Mit Engpässen ist zu rechnen.

(RP/rl/ila)
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