Mönchengladbach Wallfahrtsort Hehn beauftragt Graffiti-Künstler

Mönchengladbach · Fünf international bekannte Sprayer sollen im Auftrag der Pfarre St. Mariä Heimsuchung die Turnhalle in Hehn verschönern. Unter dem Motto "Fair Play" soll auch Aufklärungsarbeit zum Thema legale Graffiti geleistet werden. Auch Senioren machen begeistert mit.

Die Turnhalle in Hehn wurde immer schon mit Graffiti besprüht. Bisher geschah das nur illegal, und das Ergebnis war auch ziemlich hässlich. Diesmal sollen Profis ran — legal und im Auftrag der Pfarre. Fünf internationale Graffiti-Künstler aus Brasilien, Italien und Russland werden neben den beiden deutschen Sprayern, kj263 und Ami, vom 12. bis 19. Oktober die Turnhalle in Hehn verschönern. Außerdem werden Kunst-Interessierte auf Folien neben der Turnhalle sprayen und dazu beitragen, dass Hehn eine der größten Baum-Alleen of Fame wird.

Die Pfarrei St. Mariä Heimsuchung befindet sich direkt hinter der Turnhalle, die in der Vergangenheit immer wieder beschmiert wurde. Dies führte dazu, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzten musste, da Hehn auch ein beliebter Wallfahrtsort ist und viele Besucher in den Ort kommen. Schwester Stefanie Kallenborn, Gemeindereferentin, Leiterin der Wahlfahrtsseelsorge und einer der Initiatoren der Aktion, erklärt: "Wir haben lange nach einer Lösung gesucht. Natürlich war es zu Beginn nicht leicht, jemanden von meiner Idee, Menschen das Gebäude legal besprühen zu lassen, zu überzeugen. Aber ich war und bin davon überzeugt, dass es ein tolles Projekt ist." Zunächst musste jemand gefunden werden, der sich mit dem Thema Graffiti gut auskennt. Der Düsseldorfer Künstler und Designer kj263, der bereits in Mönchengladbach ein Graffiti-Projekt am Berufskolleg Rheydt-Mülfort für Technik leitete, war sofort bereit, auch in Hehn mitzumachen. Aber er erklärte Schwester Stefanie gleich, dass das ganze Projekt nur Sinn mache, wenn die komplette Turnhalle als Leinwand diene und nicht wie eigentlich geplant, nur ein Teil des Gebäudes. Denn Freiflächen blieben nie lange frei.

Kj263 stellte dann auch den Kontakt zu Binho Ribeiro aus Brasilien, Etnik aus Italien, Worm aus Russland und Ami aus Deutschland her, die mit ihm zusammen die Wand der Turnhalle "besprayen" werde. Im Vorfeld durften Schüler der Klassen neun bis elf der Bischöflichen Marienschule Vorschläge zusammentragen, wie die Turnhalle gestaltet werden soll. "Mit dieser Graffiti-Aktion wollen wir auf außergewöhnliche Weise Kirche, Graffiti-Kunst, Fair Play, Pray und Spray vereinigen. Wir sprechen jede Altersgruppe an und jeden, der Spaß an gemeinsamer, künstlerischer Aktion hat", sagt Schwester Stefanie. Durch das Zusammenarbeiten unterschiedlicher Nationen, Interessensgruppen, Fußballfans, Schülern und Menschen mit Behinderung soll für "Fair Play" geworben werden. Musik und Tanz, Spray-Gottesdienste und Reden werden neben dem Sprayen für ein abwechslungsreiches Programm sorgen. Außerdem wird es eine Tribüne geben, von wo aus die Zuschauer den Künstlern beim Sprayen zuschauen können.

"Es ist wirklich toll, dass sich bislang schon so viele Sponsoren für unser Projekt interessieren und uns auch finanziell unterstützen. Wir sind dankbar um jeden, der uns dieses Projekt ermöglicht. Besonders beeindruckt mich, dass die Seniorengruppe des Hehner Alten- und Pflegeheims mitmacht und ,reuige Schmierer' beim Aufräumen und Verschönern helfen möchten", berichtet Schwester Stefanie. Beim Sprayen ist den Künstlern und auch den Initiatoren wichtig, dass naturfreundliche Farbe verwendet wird und auch für Schutzkleidung und Atemschutz gesorgt wird.

Auch Oberbürgermeister und Schirmherr des Projekts Norbert Bude begrüßt die Aktion: "Zum einen wird die Turnhalle durch das Projekt attraktiver, zum anderen können wir Menschen und Künstlern, die gerne sprayen, die Möglichkeit geben, dies jetzt auf legalem Wege zu tun. Außerdem können wir das Projekt durch seine Nachhaltigkeit weiter unterstützen. Durch das Schaffen von Freiräumen können traditionelle Gebäude besser vor dem "Besprayen" geschützt werden." Guido Ahrendt, Mitglied des Leistungsteams des Pfarrgemeinderates und Koordinator des Wallfahrtsprojekts, zeigt sich jetzt schon euphorisch. "Wir hoffen, dass wir viele Menschen mit dieser Aktion erreichen können und gemeinsam ein Kunstwerk erschaffen, dass viel Freude bereitet. Jeder, der die Turnhalle passiert, muss sich mit der Botschaft auseinandersetzten, denn sie wird nicht zu übersehen sein".

In einer 48-Stunden-Aktion soll am 20. September eine "Generalprobe" stattfinden. Das Gelände um die Turnhalle wird gesäubert und die Wände grundiert, damit für Mitte Oktober alles bereit ist. Hehn soll auch nach dem Graffiti-Event ein Treffpunkt von "Fair Play" sein. Geplant sind Workshops, Trainings und Veranstaltungen zum Thema "Fair Play" in Mönchengladbach.

(RP)
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