Mönchengladbach Wahlplakate zerrissen und beschmiert

Mönchengladbach · Vor der Kommunalwahl gehören Wahlplakate zum Stadtbild. Immer wieder werden sie von Unbekannten beschädigt oder zerstört. Die Jungen Liberalen kritisieren den Plakat-Vandalismus als "demokratiefeindliches Verhalten".

Das Plakat von OB-Kandidat Norbert Bude (SPD) liegt halb auf dem Boden, das Konterfei von FDP-Kandidat Wolfgang Eckhardt wurde mit einem schwarzen Stift beschmiert, das Schild von Frank Eibenberger (CDU) hat jemand mit einem spitzen Gegenstand durchbohrt und vom Plakat der Grünen fehlt eine Ecke - immer wieder werden im Wahlkampf die Plakate der Kandidaten zerstört. Die Sachbeschädigung ist für die Parteien ein Ärgernis. "Es zeugt von wenig Toleranz und demokratischem Verständnis, wenn man sieht, wie viele Plakate in einem Gebiet ramponiert und abgerissen werden. Wir halten das für demokratiefeindliches Verhalten", kritisiert Daniel Winkens, stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen, die Zerstörungen.

Die Beschädigung von Wahlkampfplakaten ist für die Parteien in Mönchengladbach nichts Neues. Die Politiker unterscheiden zwischen politisch motivierten Taten und einfachem Vandalismus - manch ein Wahlplakat fällt außerdem den unvermeidlichen Unwägbarkeiten von Wind und Wetter zum Opfer. Für Hans Smolenaers, Kreisgeschäftsführer der SPD, sind die Taten mit politischem Hintergrund besonders ärgerlich. "Werden unsere Plakate mit Hakenkreuzen beschmiert, bringen wir das sofort zur Anzeige", so Smolenaers. Gleichzeitig beruhigt der SPD-Geschäftsführer auch: "In diesem Jahr gab es bei uns noch nicht auffällig viele Fälle von Vandalismus."

Ähnliches berichten auch Werner Hoek, Geschäftsführer der Grünen, und CDU-Kreisgeschäftsführer Jochen Klenner. "Es gibt schon einige Beschädigungen, aber vieles ist dem Wetter geschuldet. Dann rutscht ein Plakat auch mal auf den Boden", sagt Klenner. Der Schaden bei der CDU durch Vandalismus sei sehr gering, "vielleicht im zweistelligen Bereich". Gleichzeitig berichtet der CDU-Politiker, dass Plakate mit potenziell provokanten Themen deutlich schneller zur Zielscheibe werden. "Aber in diesem Jahr ist ja nichts dabei", so Klenner.

Parteien, wie beispielsweise ProNRW, die mit ihren Thesen die Gemüter erhitzen, haben derweil auffällig oft ihre Plakate besonders hoch - und damit außerhalb der Reichweite von aufgebrachten Passanten - an den Laternenmasten befestigt. Sie entgehen damit auch der Zerstörungswut so manches Betrunkenen. Dass bei erhöhtem Alkoholgenuss die Hemmschwelle sinkt, weiß auch die FDP. "In der Nähe von Jahrmärkten und Stadtfesten, bei denen Alkohol im Spiel ist, werden Schilder schneller beschädigt", so FDP-Kreisgeschäftsführer Hans Joachim Stockschläger.

Dabei ist das Beschmieren, Zerreißen oder Herunterzerren von Wahlplakaten kein Kavaliersdelikt, sondern Sachbeschädigung, die zu Anzeige gebracht werden kann. Stockschläger erzählt weiter, dass ihn bereits besorge Anwohner in Odenkirchen angesprochen und von einer neuen Qualität der Zerstörungen berichtet hätten. "Im Stadtteil wurde ein Schild sogar verbrannt. Das ist dann Sache des Staatsschutzes." Die Zerstörungswut trifft derweil vor allem die, die sich in ihrer Freizeit für die Kandidaten einsetzen. "Am ärgerlichsten ist der Vandalismus für die Ehrenamtler, denn die hatten zuvor viel Arbeit beim Aufhängen der Plakate", so Stockschläger.

(RP)
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