Mönchengladbach: Rocker-Banden Waffenfunde bei Razzien im Rocker-Milieu

Mönchengladbach · Die Ermittlungen nach der Massenschlägerei zwischen den verfeindeten Clubs Hells Angels und Bandidos in der Altstadt nähern sich dem Ende. Die Polizei ist sicher, dass es genug Beweise gibt, um die Rocker vor Gericht zu bringen.

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Über 1000 Asservate lagern alleine zu diesem Fall bei der Polizei: unzählige Messer, Macheten, Totschläger, Revolver, Drogen und vor allem Datenträger. Nach der Massenschlägerei in der Altstadt zwischen etwa 100 Rockern der verfeindeten Gruppen Hells Angels und Bandidos hat die Polizei alles daran gesetzt, genügend Beweismittel zu finden, um die Beteiligten vor Gericht zu bringen.

Einfach war das nicht. Denn in der Rockerszene gilt eine eiserne Regel: Kein Wort zur Polizei. "Selbst der Mann, der bei der Messerstecherei beinahe gestorben wäre, sagte uns, nachdem er wieder ansprechbar war: ,Wie kommen Sie darauf, dass ich mit der Polizei spreche?'", berichtet Friedhelm Schultz, Leiter der Mordkommission "Kutte".

Bandidos und Hells Angels seien zwar tief verfeindet, aber in diesem Punkt einig. "Für sie gibt es keine staatliche Obrigkeit", sagt Polizeisprecher Peter Spiertz. Außerdem scheinen die Rocker überall Angst und Schrecken zu verbreiten. Vielleicht gab es deswegen so wenig Zeugenaussagen, obwohl die Schlägerei an einem Samstag mitten in der belebten Altstadt stattfand.

Ermittlung wegen versuchten Mordes

Vier Männer waren bei der gewalttätigen Auseinandersetzung durch Messerstiche schwer verletzt worden. Deshalb ermittelt die Polizei wegen versuchten Mordes und schweren Landfriedensbruchs. "Wir sind keine Rocker-Jäger, wir sind Kriminalisten und wollen die Straftaten aufklären", sagt Schultz.

Um an ausreichend Beweismittel zu kommen, gab es Großrazzien in 19 Städten. Immer mit dabei Spezialeinsatzkräfte (SEK). Denn alle Tatverdächtigen gelten als extrem gewaltbereit und kriminell. Sieben Vereinsheime sowie 37 Privatwohnungen und Geschäftsbetriebe wie Bordells wurden gestürmt. 120 Gerichtsbeschlüsse wurden dafür benötigt.

Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auf etliche Zufallsfunde — Hinweise auf Straftaten, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Rocker-Krieg in Mönchengladbach stehen. 32 neue Verfahren wurden eingeleitet, angefangen beim Verdacht auf Menschenhandel bis hin zu unerlaubten Waffenbesitz und Drogenhandel. "In Düsseldorf haben wir beispielsweise die größte Indoor-Haschisch-Plantage entdeckt, die jemals in NRW gefunden wurde", sagt Schultz.

Die aufwendige Ermittlungsarbeit, bei der unter anderem 720 000 Funkzellendaten (einige Rocker hatten fünf Handys und mehr dabei) ausgewertet wurden, haben sich nach Ansicht des Kommissionsleiters gelohnt. Denn die Polizei kennt nun Mitglieder-Listen und Strukturen.

"Es gibt bei den Clubs ganz klare Aufgabenverteilungen und Hierarchien", sagt Polizeisprecher Peter Spiertz. Sowohl bei den Hells Angels als auch bei den Bandidos sorgen beispielsweise so genannte "Sergeants at arms" für die Verteilung der Waffen unter den Mitgliedern. "Auch wenn sich einige Chapter und Charter aufgelöst haben oder verboten worden sind, die Personen gibt es ja noch, und wir kennen sie jetzt", sagt Schultz.

Dank der Videobeobachtung am Alten Markt hatte die Polizei am 21. Januar relativ schnell erkannt, dass sich da etwas "zusammenbraut". Und sie sah auch: "In Mönchengladbach waren die ganz großen Club-Bosse präsent", sagt Schultz. Das musste einen Hintergrund haben: Es waren territoriale Machtansprüche.

(RP/rl)
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