Mönchengladbach Das Sterben der Buchhandlungen

Mönchengladbach · Im Laufe dieses Monats schließt Wackes an der Hindenburgstraße. Und Ende Juni wird auch Jürgen Schneider seinen Laden Prolibri an der Schillerstraße aufgeben. Der Online-Handel macht es den Buchhandlungen zunehmend schwer.

 Jürgen Schneider führt die Buchhandlung Prolibri seit 1977. Ende Juni ist Schluss. Er sagt: „Wir sind mit unseren Kunden alt geworden, junge Leute kaufen ihre Bücher online.“

Jürgen Schneider führt die Buchhandlung Prolibri seit 1977. Ende Juni ist Schluss. Er sagt: „Wir sind mit unseren Kunden alt geworden, junge Leute kaufen ihre Bücher online.“

Foto: Ilgner Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

28 Jahre lang haben Gabriele und Klaus Wackes Bücher verkauft – die ersten acht an der Bismarckstraße, dann übernahmen sie vor 20 Jahren die ehemalige Buchhandlung Boltze an der Hindenburgstraße. Nun wird das Haus zwischen dem Kaufhof und TK Maxx, in dem seit 1846 Bücher verkauft wurden, abgerissen, Wackes verschwindet im Laufe dieses Monats. Anfang Juni rollen die Bagger an. Das alte Haus wird abgerissen, ein neues soll gebaut werden

„Wir gehen nicht ganz“, sagt Klaus Wackes. Er und seine Frau haben einen ehemaligen Showroom an der Korschenbroicher Straße angemietet. Von dort werden sie Bücher ausliefern. Die Fachbuchhandlung Wackes war immer schon auf Recht, Wirtschaft und Steuern spezialisiert. „Wir lassen unsere Stammkunden nicht alleine, sie können weiterhin über uns ihre Fachbücher beziehen.“

 Gabriele und Klaus Wackes geben ihr Geschäft diesen Monat auf.

Gabriele und Klaus Wackes geben ihr Geschäft diesen Monat auf.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

Ehepaar Wackes hat sich gegen ein neues Ladenlokal entschieden. „Man hatte uns einige Räume angeboten, aber wir haben abgelehnt“, sagt Klaus Wackes. Das Alter spielte dabei eine Rolle – Klaus Wackes ist 66, seine Frau 63 Jahre alt. Aber auch der Online-Handel habe sich zunehmend negativ auf den Bücherverkauf ausgewirkt. „Wir hatten Zeit, uns auf die große Veränderung, die uns bevorsteht, einzustellen“, sagt Wackes. „Dennoch gehen wir mit Wehmut.“

Auch die Stammkunden seien traurig. „Manche sitzen weinend im Laden und müssen von uns getröstet werden.“ Einen Vorteil sieht der Buchhändler jedoch in der beruflichen Veränderung. „Meine Frau und ich werden mehr Freizeit haben. Das kommt vor allem mir als bekennenden Morgenmuffel sehr zugute.“

Auch die Buchhandlung Prolibri an der Schillerstraße schließt – und zwar Ende Juni. Seit 1977 wird der Laden von Jürgen Schneider geführt. Nach Standorten an der Waldhausener Straße, Albertus- und Regentenstraße eröffnete er das Geschäft an der Schillerstraße. Ein Grund für die Geschäftsaufgabe sei die zukünftige Baustelle an der Steinmetzstraße. „Schon der Umbau des Schillerplatzes und die Neuregelung des Verkehrs haben dem Geschäft nicht gutgetan“, sagt Schneider. Ihm graut vor erneutem Dreck und Lärm, und er geht davon aus, dass die Anfahrt für seine Kunden noch schwieriger sein wird, wenn die Bauarbeiten an der Steinmetzstraße demnächst beginnen.

Aber er nennt auch andere Gründe: „Der Online-Buchhandel tangiert uns natürlich gewaltig. Und sicher ist, wir sind mit unseren Kunden alt geworden, junge Leute kommen nicht in den Buchladen.“ Jürgen Schneider gibt unumwunden zu: „Der Laden trägt sich nicht mehr.“ Allerdings sieht er sich damit nicht alleine. „In den Mitteilungen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels können Sie jede Woche von Schließungen lesen.“

Seine Filiale in Odenkirchen, die er 2011 eröffnet hat, läuft gut, das Geschäft an der Burgmühle wird er nicht schließen. „Offenbar gehen Buchläden in kleineren Orten oder Stadtteilen besser als in den größeren Zentren.“ Zumindest das Odenkirchener Geschäft bleibt dem 65-jährigen Jürgen Schneider erhalten. „Wenn ich meinen Laden an der Schillerstraße zum letzten Mal abschließe, werde ich trotzdem sehr traurig sein.“

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