Mönchengladbach Vorsicht bei "Schnäppchen" im Internet

Mönchengladbach · Für ihr Patenkind bestellte eine Gladbacherin im Internet günstige Markensportschuhe. Geschickt bekam sie ein billiges Portemonnaie. Reklamationen brachten nichts. Der Lieferant ist nicht zu erreichen, das Geld futsch. Kein Einzelfall.

Vorweihnachtszeit ist Shoppingzeit. Auf der Suche nach Schnäppchen stöbern viele gerne im Internet. Doch Verbraucherzentrale und Polizei warnen: Im World Wide Web lauern viele Fallen, darunter sogenannte Fake-Shops. Das sind betrügerische Online-Anbieter, die meistens Vorauskasse verlangen und entweder gar keine Ware oder Billigprodukte liefern.

In der Verbraucherberatungsstelle Rheydt tauchten Kunden auf, die zwar etwas bekamen, aber nicht das, was sie in Auftrag gaben. "Eine Frau hat eine sehr teure Creme bestellt und bekam einen Tiegel, der offenbar schon geöffnet wurde. Die Schutzfolie war auf jeden Fall ab", berichtet Verbraucherberaterin Bettina Theißen. Und auch dieses Beispiel ist ein Fall aus Mönchengladbach: Eine Frau fand im Internet für ihr Patenkind Markensportschuhe zu einem überaus guten Preis. Geschickt wurden aber keine Schuhe, sondern ein Portemonnaie, "das ziemlich komisch roch", sagt Bettina Theißen. Auch in diesem Fall war das Geld futsch. Denn die Lieferanten waren entweder gar nicht auszumachen, oder sie sitzen im Ausland. "Da können auch unsere Rechtsvertreter nicht viel ausrichten", sagt der Leiter der Verbraucherberatungsstelle in Rheydt, Sebastian Dreyer.

Das Problem der Fake-Shops im Internet ist riesig. "Die meiste Abzocke findet online statt. Das ist auf jeden Fall unsere Erfahrung", sagt Dreyer. Bei der Mönchengladbacher Kriminalpolizei gibt es noch keine Zahlen, wie viele Fake-Shop-Betrügereien dort angezeigt wurden. Das relativ neue Phänomen fällt bis jetzt unter den allgemeinen Begriff Betrug. "Aber geben Sie mal im Internet bei Google "Nike" und "Fake-Shop" ein. Sie bekommen Dutzende, wenn nicht Hunderte Web-Adressen genannt. Das Gleiche gilt für jede andere Marke", sagt Hajo Hackin, Erster Kriminalhauptkommissar. Deshalb erklären Polizei und Verbraucherberatung auf, worauf man beim Internet-Shoppen achten muss.

Zahlungsweise Fake-Shops verlangen meistens Vorauszahlungen. Zwar werden am Anfang noch andere Methoden wie Paypal angeboten. Zum Schluss bleibt aber die Überweisung im Voraus als einzige Möglichkeit. "Bei Überweisungen lässt sich das Geld nur zurückholen, wenn man sehr schnell, am besten am gleichen Tag noch reagiert", sagt Hackin, "aber meistens wartet man ja zwei bis drei Tage auf die Lieferung". Manche Fake-Shops verlangen vom Kunden auch, dass man vor dem Kauf eine Email schickt. "Dann kommt meistens die Aufforderung, das Geld auf ein ausländisches Konto zu überweisen", weiß Bettina Theißen.

In der Regel werden in Fake-Shops Markenprodukte und hochwertige Elektronikartikel angeboten - zu Preisen, die deutlich unter dem normalen Geschäftspreisen liegen. "Kissenbezüge und Fusselroller werden Sie dort nicht finden," sagt Dreyer. Fake-Shops haben sich auf beliebte Produkte und Luxusartikel spezialisiert. Gelockt wird mit Rabatten von 50 bis 70 Prozent. "Das alleine sollte schon stutzig machen", warnt der Verbraucherschützer.

Oft sehen die Fake-Shops täuschend echt aus. Sie verwenden gerne auch bekannte Adressen, die dann erweitert werden. Statt der Endung "de" steht da "de.com". Solche Ungereimtheiten sollte man beachten.

Oft schmücken sich Fake-Shops mit Gütesiegeln. Die sind aber nicht selten erfunden, oder einfach auf die Seite kopiert, ohne ein entsprechendes Zertifikat zu besitzen. "Wer auf ein Gütesiegel klickt, wird in der Regel zur entsprechenden Seite weitergeleitet", informiert Bettina Theißen. Geschieht dies nicht, sollte man äußerst vorsichtig sein.

Auch hier verhalten sich die Fake-Shop-Betreiber betrügerisch. Die Bewertungen - natürlich alles Lobeshymnen - sind frei erfunden. Tipp der Verbraucherberatung: externe Bewertungen suchen.

Wenn sie nicht ganz fehlen, sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei Fake-Shops oft von anderen Seiten kopiert oder in schlechtem Deutsch verfasst.

Bei Fake-Shops fehlen oft Angaben zum Anbieter, zur Adresse und zu Vertretungsberechtigten. Es gibt oft keine Telefonnummer und keinen Verweis aufs Handelsregister.

Je mehr das vermeintliche Schnäppchen zum Kauf lockt, desto vorsichtiger sollten die Kunden sein. "Neue Markenschuhe für ein Drittel des aktuellen Preises, das geht einfach nicht", sagt Dreyer. Bettina Theißen weiß, dass alle Kunden in der Verbraucherberatung Rheydt, die auf einen Fake-Shop reinfielen, "vor dem Kauf ein mulmiges Gefühl hatten". Heute bereuen sie, dass die darauf nicht mehr geachtet haben.

Mehr Informationen zum Thema gibt es unter: www.verbraucherzentrale.nrw/fakeshops

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort