Mönchengladbach Vorschnelle Kaiserschnitte vermeiden

Mönchengladbach · 130 Hebammen kamen zur Fortbildungsveranstaltung ins Elisabeth-Krankenhaus. Das ist, mit mehr als 2600 Geburten im Jahr, Nordrhein-Westfalens größte Geburtsklinik.

 Gunnar Schwennicke, Nicole Schmelcher-Fabri (Mitte) und Hebamme Irina Kloos berichten über die Fortbildung.

Gunnar Schwennicke, Nicole Schmelcher-Fabri (Mitte) und Hebamme Irina Kloos berichten über die Fortbildung.

Foto: Angela Rietdorf

"In 80 Prozent der Fälle ist ein Abfall der Herztöne während der Geburt kein Problem", erklärt Gunnar Schwennicke, leitender Oberarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt. Heute werden die Herztöne des Babys während der Geburt ständig überwacht. Das CTG gibt Aufschluss darüber, wie es dem Kind geht. Es muss allerdings auch richtig interpretiert werden, und dazu bedarf es großer Erfahrung. Erfahrung, wie man sie am Eli hat - mit mehr als 2600 Geburten im Jahr Nordrhein-Westfalens größte Geburtsklinik.

Deshalb bietet das Rheydter Krankenhaus seit Jahren auch Fortbildungsveranstaltungen für Hebammen an. "Es kommen 130 Hebammen aus der Region und dem ganzen Land", sagt Nicole Schmelcher-Fabri, selbst Hebamme am Eli. Regelmäßige Fortbildungen sind für Hebammen gesetzlich vorgeschrieben: In drei Jahren müssen sie 60 Stunden nachweisen. Fünf davon konnten sie jetzt an der Mutter-Kind-Klinik ableisten. "Wir haben zwei Blöcke", erklärt Schmelcher-Fabri. "Zum einen geht es um Dokumentation und Haftung, ein großes Thema bei den Hebammen." Zum anderen um die Beurteilung des CTG nach aktuellen Kriterien. "Was wir auf dem CTG sehen, muss interpretiert werden", erklärt Oberarzt Schwennicke. "Was sind eigentlich ,schlechte' Herztöne? Wann muss ein Kaiserschnitt erfolgen, wann gibt es Alternativen?" Das sind Fragen, mit denen sich Hebammen und Ärzte während einer Geburt auseinandersetzen müssen.

Und es sind Entscheidungen, die schnell gefällt werden müssen. Der in der Geburtshilfe erfahrene Mediziner Schwennicke kann den Hebammen anhand von Fallbeispielen erläutern, worauf zu achten ist, welche Entscheidung tatsächlich getroffen wurde und was daraufhin geschah. "Es ist wichtig, einen Abfall der Herztöne richtig einzuordnen", erklärt der Oberarzt. "Er kann völlig normal sein, dem Baby geht es gut und es muss nicht zwingend mit Kaiserschnitt geholt werden."

Weil die Medizin immer präventiver arbeitet, sind hochauffällige CTGs immer seltener. "Kinder, denen es nicht gut geht, werden heute früher erkannt", sagt der Oberarzt. Die schwere Anämie eines Babys beispielsweise wird nicht mehr erst bei der Geburt entdeckt, sondern schon deutlich früher behandelt.

Von stetig wachsender Bedeutung ist die Dokumentation: Ärzte und Hebammen müssen die Behandlung, aber auch die Aufklärung der Patientin dokumentieren, um für den Ernstfall, ein Gerichtsverfahren, gewappnet zu sein. "Die Menge der Klagen in Deutschland nimmt zu", weiß Gunnar Schwennicke.

Oft werden den Medizinern Aufklärungsfehler vorgeworfen: Sie haben die Patienten dann nicht über mögliche Alternativen bei der Behandlung informiert. Dagegen hilft die Dokumentation, mit der Hebammen und Ärzte nachweisen, was sie getan und wie sie aufgeklärt haben.

(RP)
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