Mönchengladbach Von Befreiung und Ermutigung

Mönchengladbach · Albert Damblon, Pfarrer und ehemaliger Münsterpropst, erzählt in seinem neuen Buch kritisch und liebevoll von der Kirche, Menschen, Begegnungen und Erfahrungen. Auch seiner Herzensangelegenheit - der Ökumene - widmet er sich.

 Albert Damblon (l.) hat sein mittlerweile fünftes Buch in der Holter St.-Michael-Kirche vorgestellt. Peter Grotepaß, evangelischer Pfarrer in Korschenbroich und ökumenischer Weggefährte Damblons, hielt die Einführung.

Albert Damblon (l.) hat sein mittlerweile fünftes Buch in der Holter St.-Michael-Kirche vorgestellt. Peter Grotepaß, evangelischer Pfarrer in Korschenbroich und ökumenischer Weggefährte Damblons, hielt die Einführung.

Foto: Jörg Knappe

Wenn ein kluger Mann ein Buch schreibt, ist das eine gute Nachricht. Wenn er außerdem noch über Humor, Kritikfähigkeit und die Erfahrungen einer 40-jährigen Tätigkeit als Gemeindepfarrer verfügt, darf man gespannt sein auf neue, nachdenkliche und bedenkenswerte Geschichten, die mit Kirche, Ökumene und Bibel, vor allem aber mit Menschen in all ihrer Widersprüchlichkeit zu tun haben. Diese Ansicht teilen offensichtlich viele, und deshalb ist die Holter St.-Michael-Kirche auch beeindruckend gut gefüllt, als Albert Damblon sein neues Buch "Verbeult, verschlafen - durchgehalten - Wie ich als Pfarrer die Kirche erlebe" vorstellt.

"Eine Lektüre, die gut tut" nennt Peter Grotepaß, evangelischer Pfarrer in Korschenbroich und ökumenischer Weggefährte Damblons, das Buch in seiner Einführung. In 38 Kapiteln erzählt der promovierte Theologe und ehemalige Münsterpropst davon, wie er Kirche erlebt hat und erlebt. Er staunt darüber, als Pfarrer durchgehalten zu haben, spürt den Gründen nach und findet seine persönlichen Kirchengeschichten: "Hinter dem Einerlei stehen wunderbare Menschen, die ich kennengelernt habe." Eine Geschichte stammt aus seiner Jugend, als er noch Messdiener in einer kleinen Wallfahrtskirche war, und beschreibt, wie ein alter Pater mit seiner sehr persönlichen Predigt die ganze Gemeinde inklusive den jungen Messdiener Albert zum Weinen brachte. Eine andere schildert humorvoll, was bei einer Hochzeit am heißesten Tag des Jahres bei 40 Grad in einem Pfarrer vor sich geht, dem dann erfreulicherweise Laien das Wasser reichen. In "Päpstliches Bekenntnis" plädiert er für einen anderen Umfang mit Fehlern und Schuld in der Kirche. Schuld zuzugeben und um Vergebung zu bitten sei ein wichtiger Schritt, das gelte ebenso für Papst und Bischöfe wie für Pfarrer, Gemeindeleitungen oder Gemeindemitglieder.

Die Ökumene gehört zu Albert Damblons Herzensangelegenheiten, und natürlich widmet er auch ihr einige Kapitel. In "Im ökumenischen Gestrüpp" schildert er den Besuch einer ökumenischen Reisegruppe aus Mönchengladbach in Rom beim Einheitssekretariat. Der Monsignore, der die Gruppe empfängt, ist ein beschlagener Theologe. "Ein Dokument nach dem anderen zitierte er, und für uns wurde die Ökumene immer verwirrender", schreibt Damblon. Und dann geschieht etwas, was durch die Schichten theologischer Differenzen, das "Gestrüpp", wie der Monsignore selber sagt, zum Kern der Sache führt. Zum persönlichen Leiden an der Trennung der Kirchen und der Christen, das ein Vater, Mitglied der Gruppe, bewegt und bewegend beschreibt. Das erreicht und berührt auch den Kirchenbeamten, der dann Papst Franziskus zitiert und zu einem persönlichen Gespräch mit dem Herrn und zu einer Herzensentscheidung rät.

Solcher Art sind die Geschichten, die Albert Damblon erzählt und mit kurzen, persönlichen Auslegungen von Bibelstellen verbindet. Zwei Jahre hat er an dem Buch, dem fünften, das im Echter-Verlag erschienen ist, gearbeitet. Anlass war sein 70. Geburtstag. "Die Jahre bergen jetzt einen Schatz an Vergangenheit", stellt er fest.

Und: Damblon arbeitet schon am nächsten Buch. Da widmet er sich einem Thema, dem die meisten möglichst aus dem Weg gehen - dem Sterben.

(arie)
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