Serie Was macht eigentlich? Sicherheitskonzepte für Bökelberg und Borussia-Park

Mönchengladbach · 33 Jahre war Volker Klüttermann Leiter des Ordnungsdienstes und DFB-Sicherheitsbeauftragter für die Bundesliga. Erinnert sich an eine Bombendrohung und sagt, was er von Pyrotechnik im Stadion hält.

 Und wir haben den Pokal: Volker Klüttermann, Peter Willms, Danni Hamraths und „Mike“ mit dem UEFA-Cup 1979.

Und wir haben den Pokal: Volker Klüttermann, Peter Willms, Danni Hamraths und „Mike“ mit dem UEFA-Cup 1979.

Foto: VK

Mit dem Aufstieg Borussias 1964 in die Bundesliga und wachsenden Zuschauerzahlen kamen immer größere Aufgaben auf den Verein zu, darunter der Kassen- und Ordnungsdienst. Hans Klüttermann war einer der Leiter des Ordnungsdiensts. Man griff vor allem auf Leute aus den Abteilungen Fußball, Handball und Tischtennis zurück, darunter auch Volker – der sein Debüt ausgerechnet an jenem denkwürdigen 20. Oktober 1971 gab, beim Spiel gegen Inter Mailand.

1982 fragte Manager Helmut Grashoff Volker Klüttermann, ob er interessiert sei, eine eigene Abteilung für den Ordnungsdienst aufzubauen. Er war interessiert und packte mit seinem Freund Peter Willms die ständig wachsende Aufgabe an, schrieb das erste Sicherheitskonzept für den Bökelberg. Mit dem Umzug 2004 in den Borussia-Park wurde ein neues Konzept fällig, das immer wieder aktualisiert wird. Heute ist der Ordnungsdienst die größte Abteilung im Verein mit 450 Mitgliedern. Bei einem Bundesligaspiel sind 400 Ordner nötig, hinzu kommen etwa 30 vom privaten Sicherheitsdienst Schmitz Security für den VIP-Bereich. „Wir sind einer der inzwischen wenigen Vereine in der Bundesliga, die den Ordnungsdienst selbst übernehmen und seine Mitglieder dafür speziell ausbilden. Die anderen engagieren gewerbliche Dienste“, sagt Klüttermann nicht ohne Stolz.

33 Jahre, von 1984 bis 2017, war er Leiter des Ordnungsdienstes und DFB-Sicherheitsbeauftragter für die Bundesliga, auch bei vielen Auswärtsspielen im Einsatz, dazu bis Februar 2019 Mitglied des Arbeitskreises der DFB-Regionalkonferenzen für die drei Profi-Klassen des deutschen Fußballs (Dritte, Zweite und Bundesliga). Bei all dem kamen schon mal 120, 130 Stunden im Monat zusammen – Arbeitsstunden, die er als Ehrenamt gerne übernahm: „Und meine Frau Erika hat all dies Gott sei Dank mitgetragen.“ 2017 übergab er das Amt an Matthias Neumann, bis dahin Sprecher des Fanprojekts. „Es war der Zeitpunkt gekommen, wo ich es ruhiger angehen lassen, mehr mit der Familie unternehmen wollte.“

Im Borussia-Park sieht man Volker Klüttermann aber weiter, längst nicht nur bei Bundesligaspielen. Denn er hat immer noch einige Aufgaben: Im Ehrenrat ist er noch als Vertreter der Amateur-Abteilungen (zwei Jahre war er auch mal im Aufsichtsrat). Er ist weiter Sicherheitsbeauftragter für die Regionalliga, in der die U23 spielt, und für den Borussia-Park: Er analysiert die Besucherströme und achtet für den DFB auf die Erfassung strafrechtlicher Ermittlungen, Verhängung und Einhaltung von Stadionverboten: „Da kommen pro Saison schon an die 50, 60 Fälle zusammen, von Borussia- und auch Gast-Fans.“

Zweimal die Woche sieht man Volker Klüttermann übrigens immer noch in Sportkleidung: beim Training der Alten Fußball-Herren, auch wenn er Ende März sein letztes Spiel mit nun 75 Jahren gemacht hat – bei dem einer seiner einstigen Zöglinge aus der E-Jugend sich nicht mit der Zuschauer-Rolle begnügte, sondern spontan umzog und mitspielte: Kalle Pflipsen, der frühere Nationalspieler.

Es hat einmal große Aufregung am Bökelberg vor einem Spiel gegeben: Borussia bekam telefonisch die Aufforderung, das Spiel abzusagen: „Sonst geht eine Bombe hoch!“ Der Ordnungsdienst informierte die Polizei, das Stadion, das kaum Verstecke für Bomben bot, wurde von Polizei und Feuerwehr durchsucht - ergebnislos. Und man entschied: „Wir tun nichts, lassen das Spiel laufen.“ Kein Verständnis hat Volker Klüttermann für das inzwischen immer mehr ausufernde Abbrennen von Feuerwerk im Stadion: „Das ist extrem gefährlich. Die moderne Pyrotechnik erzeugt bis zu 2000 Grad Hitze, den Rauch einzuatmen ist schlimm. Denen, die sie abbrennen, geht es auch gar nicht um einen schönen Effekt, sondern um Randale“, sagt Klüttermann. „Wir haben mal angeboten, auf einer abgesicherten Fläche von Fachleuten Feuerwerk machen zu lassen, um Stimmung zu erzeugen. Doch darauf gab es gar keine Reaktion!“

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