Mönchengladbach Vogel bezeichnet Lau als "Freund"

Mönchengladbach · Salafisten-Prediger Pierre Vogel offenbarte gestern im Terror-Prozess gegen Sven Lau im Zeugenstand viele Erinnerungslücken. Von der Unschuld des Angeklagten zeigte er sich aber überzeugt: "Er ist ein sehr guter Mensch."

 Salafisten-Prediger Pierre Vogel (hier bei einer Kundgebung in Hamburg) sagte gestern vor Gericht aus (Archivbild).

Salafisten-Prediger Pierre Vogel (hier bei einer Kundgebung in Hamburg) sagte gestern vor Gericht aus (Archivbild).

Foto: dpa, mks lre olg

Sie waren die prominentesten Köpfe der Salafisten in Mönchengladbach. Gestern sahen sich die Salafisten-Prediger Pierre Vogel und Sven Lau vor Gericht wieder. Vogel sagte im Hochsicherheitstrakt vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf im Prozess gegen Lau aus. Und er betonte: "Ich bin überzeugt davon, dass Herr Lau unschuldig ist. Ich glaube, dass er ein sehr guter Mensch ist." Seltsamerweise wechselten die beiden Männer dabei keinen Blick.

Laut Anklage allerdings soll Lau (35) im Jahr 2013 in vier Fällen eine terroristische Vereinigung im Ausland unterstützt haben. Bereits zu Prozessbeginn hatte der ehemalige Feuerwehrmann erklärt, er wolle von seinem Aussageverweigerungs-Recht Gebrauch machen und schweigen. So sind Zeugen und deren Aussagen für den Fall von großer Bedeutung.

Deshalb erschien gestern Vogel als Zeuge im Prozessgebäude in Düsseldorf. Der 38-Jährige hatte sich dafür einen Anwalt als Vernehmungsbeistand mitgebracht. Nach einem Beruf gefragt, antwortete er ohne zu zögern: "Ich bekomme Stütze vom Staat." Ja, er wisse, was die Bundesanwaltschaft Sven Lau vorwerfe, beantwortete er die Frage des Strafsenats-Vorsitzenden. Und ja, er wolle Angaben machen. Sven Lau sei sein "Freund" und ein "sehr guter Mensch". Die Szene im Gerichtssaal wirkte während der Zeugenaussage merkwürdig emotionslos - trotz der Freundschaftsbeteuerung des 38-Jährigen.

In einer Rheydter Moschee habe er Sven Lau 2003 zufällig kennengelernt. In einer Kölner Moschee habe man sich erneut getroffen, so Vogel. "Ich hatte Kontakte zu Sven Lau, und wir hatten gemeinsame religiöse Überzeugungen. Ich sollte in Eicken in der Moschee die Freitags-Predigt halten", erinnerte sich der Zeuge. Man habe auch mehrere Pilgerreisen gemeinsam gemacht. Probleme mit einer Bürgerbewegung habe es erst 2010 gegeben. "Da wurde über die Moschee geredet. Dort würden Terroristen ausgebildet. Das war aber gelogen. Da hat RTL falsch berichtet", beschwerte sich der 38-Jährige.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte Ismail I., ein ehemaliger Freund des Angeklagten, vor dem Oberlandesgericht anders ausgesagt. Dabei hatte der Zeuge Sven Lau beschuldigt, ihn als Syrienkämpfer in eine Kampfeinheit vermittelt zu haben, die von Laus Freund Konrad S. angeführt wurde. Auch dazu wurde Pierre Vogel gestern befragt. "Den Ismail würde ich heute nicht wiedererkennen", antwortete der Salafistenprediger. Ismail I. musste sich damals vor einem Gericht in Stuttgart verantworten. "Sie und Sven Lau haben doch am Telefon über den Stuttgarter Prozess geredet. Und Sven Lau musste damals in Stuttgart als Zeuge aussagen", hielt der Vorsitzende Richter Pierre Vogel vor. Was Lau ihm damals berichtet habe, wisse er nicht mehr, so Vogel.

Der Richter fragt Vogel auch nach Konrad S., der in Syrien eine Kampfeinheit geführt haben soll. Den habe er nur oberflächlich gekannt, antwortet Vogel ausweichend. Ihnen sei es doch immer nur um Hilfe gegangen, um Lieferungen von Medizin und Nahrungsmitteln, nie um Gewalt, beteuerte der Prediger. Aber auf die Frage des Vorsitzenden Richters "Hat Sven Lau Hilfstransporte nach Syrien organisiert?" kam nur die Antwort: "Das weiß ich nicht genau." Danach war Vogels Zeugenaussage vorerst beendet - aus Zeitmangel. Er soll am 3. Mai erneut aussagen.

(RP)
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