Mönchengladbach Viele Gläubige kehren zur Kirche zurück

Mönchengladbach · Trotz der sich überschlagenden Nachrichten von immer mehr Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und vermehrten Kirchenaustritten gibt es auch Menschen, die sich (wieder) für die katholische Kirche entscheiden. Das berichtet Regionaldekan Ulrich Clancett auf RP-ONLINE-Anfrage. Und auch die evangelische Kirche vermeldet überraschende Zahlen.

 Erneut steht die Kirche im Fokus von Missbrauchsvrowürfen.

Erneut steht die Kirche im Fokus von Missbrauchsvrowürfen.

Foto: AP, AP

Seit Anfang des Jahres sind in Mönchengladbach etwa 200 Gläubige aus der Kirche ausgetreten (2009 waren es mehr als 700), vermelden die beiden Amtsgerichte in Gladbach und Rheydt. 65 Prozent dieser Fälle sind Austritte aus der katholischen Kirche.

"Doch rund ein Siebtel aller Menschen kommt zu uns zurück”, erklärt Clancett. "Auch die Zahl der Menschen, die unserer Kirche neu beitreten, ist auf die vergangenen Jahre betrachtet konstant geblieben bis leicht gestiegen.” Zurzeit gibt es in Mönchengladbach 168 000 Katholiken.

"Die Gründe, der Kirche beizutreten, sind sehr unterschiedlich, und die Entscheidung für oder gegen die Kirche ist ein langwieriger Prozess”, erklärt der Jüchener Pfarrer. Er habe aber die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Menschen feststellen würden, dass die Kirche eine wichtige gesellschaftliche Rolle habe. "Vor allem Menschen aus der ehemaligen DDR stellen dies fest und entscheiden sich für die Kirche.”

Auch die Übernahme einer Patenschaft, die bevorstehende eigene Heirat oder die Suche nach einem größeren Sinneszusammenhang seien Anlässe und Gründe, sich über den (Wieder-)Eintritt Gedanken zu machen. Und sich letztlich für die katholische Kirche zu entscheiden, ungeachtet der Missbrauchssfälle.

Auch in der evangelischen Kirche nimmt Pfarrer Stephan Dedering eine Entwicklung wahr. "Mehr Menschen begeben sich auf eine spirituelle Heimatsuche und finden dabei den Weg zu uns.” Aktuell informiere sich jede Woche ein Mensch über den Beitritt zur evangelischen Kirche. Vor allem junge Menschen ab 25 bis 45 Jahren entscheiden sich für die Kirche, weil sie bleibende Werte und Traditionen suchen, die ihnen im hektischen Alltag Halt geben, sagt Dedering.

Einen ungewöhnlichen Trend hat Dedering seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale festgestellt: "Rund zwei Drittel aller Menschen, die sich für uns entscheiden, sind von der katholischen Kirche zu uns übergetreten.” Doch das sei nicht nur auf Reaktion auf die Missbrauchsfälle zu verstehen.

Die Frauenfrage, das Amt des Papstes oder die Stellung der katholischen Kirche zum Schwangerschaftsabbruch könnten Gründe sein, sich von der katholischen Kirche ab- und der evangelischen Kirche zuzuwenden.

(RP)
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