Mönchengladbach Viele Diskussionen über de Camargo

Mönchengladbach · Gewiefter Profi oder Bösewicht? Auch am Tag nach dem Viertelfinalsieg im Pokal über Hertha BSC Berlin diskutiert Gladbach über den von Igor de Camargo provozierten Foulelfmeter. Die Fans und Fußballfunktionäre der Stadt sind kritisch – freuen sich aber auf das Halbfinale.

 Vor ziemlich genau einem Jahr war Igor de Camargo auf St. Pauli der Gelackmeierte: Nach einem vermeintlichen Kopfstoß des Belgiers sank Matthias Lehmann theatralisch zu Boden, Schiedsrichter Wolfgang Stark zückte Rot.

Vor ziemlich genau einem Jahr war Igor de Camargo auf St. Pauli der Gelackmeierte: Nach einem vermeintlichen Kopfstoß des Belgiers sank Matthias Lehmann theatralisch zu Boden, Schiedsrichter Wolfgang Stark zückte Rot.

Foto: Müller

Gewiefter Profi oder Bösewicht? Auch am Tag nach dem Viertelfinalsieg im Pokal über Hertha BSC Berlin diskutiert Gladbach über den von Igor de Camargo provozierten Foulelfmeter. Die Fans und Fußballfunktionäre der Stadt sind kritisch — freuen sich aber auf das Halbfinale.

Ob im Supermarkt, bei der Arbeit oder im engsten Familienkreis am Frühstückstisch: Ganz Gladbach diskutierte gestern über den Foulelfmeter, der Borussia in der Verlängerung beim Pokalviertelfinale gegen Hertha BSC in Führung brachte. Theatralisch hatte sich Igor de Camargo nach einem leichten Zusammenprall mit Hertha-Innenverteidiger Roman Hubnik im gegnerischen Strafraum fallenlassen — und der Borussia damit den Weg ins Halbfinale geebnet.

"Ganz ehrlich, warum sollte Igor dieses Geschenk nicht annehmen? Selbst schuld! Nur die Cleveren kommen weiter", kommentiert ein Fan die umstrittene Szene im Internet. Ein anderer schreibt: "Wenn das von de Camargo eine Masche ist, dann sollte man ihn sich doch mal ordentlich zur Brust nehmen."

Auch Gladbachs oberste Fußball- und Schiedsrichterfunktionäre bewerten die Szene mit gemischten Gefühlen. "Der Klügere und Unsportlichere ist gefallen", resümiert Bernd Schoemann, der Lehrwart der Schiedsrichtervereinigung Mönchengladbach/Viersen. "Die Theatralik beim Fallenlassen ist natürlich nicht in Ordnung. Aber mein erster Gedanke war: De Camargo hat dazugelernt. Bei der Partie gegen St. Pauli war er bei einer ähnlichen Szene unschuldig stehengeblieben — und hatte Rot gesehen."

Franz-Josef Vos, der Vorsitzende des Fußballkreises, bedauert, dass beim heutigen Profifußball oft "die Show im Vordergrund steht". "Sowohl Gegner als auch Schiedsrichter haben sich am Mittwochabend verführen lassen", sagt Vos. "Doch der Herthaner hatte keine Veranlassung, etwas zu unternehmen. Der Ball war schon beim Torwart. Wenn er so agiert, muss er sich über den Strafstoß nicht wundern." Aus der Sicht des Schiedsrichters sei die Entscheidung konsequent. "Wenn er eine Tätlichkeit gesehen hat — über die man sicherlich streiten kann —, dann muss er so pfeifen."

Rolf Göttel, der Vorsitzende der Kreis-Schiedsrichtervereinigung, schließt nicht aus, dass Felix Brych, der Unparteiische der Partie, Bauchschmerzen bei der Fernsehwiederholung bekommt. "Die Entscheidung war auch für mich etwas überraschend", räumt Göttel ein. "Wir sind im Prinzip alle einer Meinung: Man kann nicht sagen, es war 100-prozentig in Ordnung. Ebenso wenig kann man sagen, alles war falsch." Brych gehöre zu den Spitzenschiedsrichtern in Deutschland. "Er hat eine sehr gute Reputation. Die Frage ist, was er gesehen hat." Doch auch Göttel bedauert solche Szenen. "Borussia hat sich mit ihrer hervorragenden Leistung in den vergangenen Monaten einen tollen Ruf erarbeitet. Solche Aktionen können dem Ansehen der Mannschaft schaden."

Thomas Klingen, der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses, erachtet die Entscheidung für den Foulelfmeter als "unglücklich". "Aber das sind die Gesetze des heutigen Profifußballs. Wohl jeder Profi hätte sich bei dieser dummen Aktion von Hubnik leider fallenlassen."

In einem Punkt sind sich alle Funktionäre und Fans jedoch einig: Sie freuen sich über den Halbfinaleinzug.

(fae)
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