Mönchengladbach Viel Theater um ein Chromosom

Mönchengladbach · Volle City-Kirche und gute Laune zum Welttag des Down-Syndroms

 Erzieherinnen und Erzieher vom Maria-Lessen-Berufskolleg haben sich theatralisch mit dem Thema Down-Syndrom beschäftigt.

Erzieherinnen und Erzieher vom Maria-Lessen-Berufskolleg haben sich theatralisch mit dem Thema Down-Syndrom beschäftigt.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Irgendwann in diesen berührend unbeschwerten zwei Stunden sagt der Vater von Jonathan den Satz: "Normal ist, dass wir verschieden sind." Er steht am Ambo der voll besetzten Citykirche und redet über sich und das Leben mit seinem Sohn, der mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen ist. Dass Jonathan sein eigenes Tempo hat, seinen eigenen Kopf. Und dass so ein "Sonnenschein"-Kind, wie junge Menschen mit Trisomie 21 schon mal gern genannt werden, auch eine ganz schöne "Schweinebacke" sein kann. Es ist "Welttag des Down-Syndroms", der 21. März erinnert an das dreifach vorhandene 21. Chromosom in den Zellen der Menschen, die durch die Änderung ihres Erbguts in vielen Bereichen des täglichen Lebens beeinträchtigt sind. In Mönchengladbach bündelt der Verein "Kleeblätter 21" die Belange von Betroffenen und Angehörigen. Und feiert seinen "Welttag" mit einem bunten Programm im Zentrum der Stadt. Wer zu den Eingeweihten gehört, hat zwei verschiedene Socken an.

Fünf ganze Tage haben angehende Erzieherinnen und Erzieher vom Maria-Lenssen-Berufskolleg, angeleitet vom Theater mini-art aus Bedburg-Hau, sich theatralisch mit dem Thema Down-Syndrom beschäftigt. Die zehnköpfige Gruppe sitzt im Stuhl-Halbkreis vor dem Altar, paarweise treten die jungen Leute nach vorn und spielen Szenen aus dem Alltag, lesen Texte von Betroffenen. Eine Mutter erzählt, wie sich das anfühlt, wenn man in der 20. Schwangerschaftswoche die Diagnose Trisomie 21 erhält. Und wenn man sich für das beeinträchtigte Kind entscheidet. Ein Vater spricht von "Entschleunigung" seines Lebens, seit seine Sofia auf der Welt ist.

Es geht um Inklusion, Integration, um Autonomie, um Anstrengung, Leid und Glück. Die Jugendlichen sind beherzt und aufmerksam bei der Sache. Sie treffen den Ton, der in den gemeinsamen Schlusssatz mündet: "Das Leben ist schön." Sie werden in dieser Theater-Woche eine Menge für ihren Beruf, vielleicht auch ihr Leben gelernt haben.

Die "Kleeblätter 21" sind gut vernetzt. Für die Stadt ist die Inklusionsbeauftragte Ingrid Icking da, Grußworte schicken die Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel und Günter Krings. Die erstaunlich zahlreichen Besucher erwarten Getränke, Knabbereien und reichlich Informationsmaterial. Zum Programm gehören auch die "Otto Singers", ein - diesmal ziemlich Grippe-geschwächter - Chor der Stiftung Hephata, der mit Lust und Laune und frenetisch beklatscht ein paar Songs zum Besten gibt.

Danach wird es vermeintlich ernst, weil ein Dr. Hammfeld ans mitgebrachte Rednerpult tritt und einen fulminanten Vortrag mit Laptopunterstützung beginnt. Schnell ist klar, der Redner überholt sich in rasendem Tempo selbst, ist in Wirklichkeit Schauspieler Volker Büdts und die Anwesenden haben das Lachen auf ihrer Seite.

Es folgen Blumen, Küsschen, kleine Geschenke für die Mitwirkenden, viele und schöne Gespräche nachher zwischen Aktiven und Besuchern.

(ark)
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