Mönchengladbach Verschachtelte Räume

Mönchengladbach · Zum zweiten Mal ist die Künstlerin Monica Bonvicini im Museum Abteiberg zu Gast. In ihrer Ausstellung Desire Desiese Devise widmet sie sich dem Wesen des Raumes – von der Konstruktion bis zu seiner Zerstörung.

Zum zweiten Mal ist die Künstlerin Monica Bonvicini im Museum Abteiberg zu Gast. In ihrer Ausstellung Desire Desiese Devise widmet sie sich dem Wesen des Raumes — von der Konstruktion bis zu seiner Zerstörung.

Monica Bonvicini hat das Museum Abteiberg verändert. In die großzügigen Räume hat sie neue Räume gesetzt, an deren Wänden sie Zeichnungen, Collagen und Textarbeiten präsentiert. Die mehr als 300 Werke, die in den vergangenen 25 Jahren entstanden sind, zeigen zum großen Teil wieder fertige Räume, Architektur und Konstruktionspläne für neue Räume.

Auf diese Weise werden Räume ineinander verschachtelt, sie ergänzen einander und grenzen sich gegenseitig aus. Auch wenn der Besucher streng nach dem Raumplan zur Ausstellung "Desire Desiese Devise" vorgeht, um die Werke in der vorgeschlagenen Reihenfolge zu betrachten, hat er etwas Mühe, sich darin zurechtzufinden. Obwohl die Räume, die die Künstlerin geschaffen hat, sich klar abgrenzen.

Erotische Komponente

Der Raum steht in der Kunst Monica Bonvicinis stets im Mittelpunkt. Die italienische Künstlerin, die in Berlin lebt, ist zum zweiten Mal mit einer Ausstellung zu Gast im Museum Abteiberg. Das Gladbacher Publikum lernte die jetzt 46-Jährige vor sieben Jahren kennen: 2005 präsentierte sie an gleicher Stelle ihre Rauminstallation "Never Again", zwölf Schaukeln aus Leder und verzinkten Stahlketten, die an Gerüsten hingen.

Blick in eine Toilette

An diese Arbeiten werden die Museumsbesucher erinnert, wenn sie die Schaukeln auf Zeichnungen wieder erkennen. Denn einige der Zeichnungen und Konstruktionspläne sind Entwürfe für Installationen, die zum Teil realisiert, zum Teil verworfen wurden. So manche Zeichnung gibt einen Hinweis darauf, was eventuell oder tatsächlich passiert, wenn die Installation realisiert wird. Wie die Zeichnungen von einer Toilette, bei der der Nutzer nicht so genau weiß, ob der Raum von außen eingesehen werden kann oder nicht.

Die Künstlerin stellt ihre Räume und Architektur in verschiedene Bezüge: In der Serie "Hurricanes and other Catastrophes" sind Häuser im Begriff, sich aufzulösen. In den Zeichnungen und Skizzen, die im Wechselausstellungsraum gezeigt werden, geht es um die Entstehung. Dabei verleiht Bonvicini dem entstehenden Raum gern auch eine erotische Komponente, wenn sie Kalenderbilder muskulöser Bauarbeiter neben Werkzeuge wie Schlagbohrer und Presslufthammer stellt. Aber auch Sachlichkeit wird vermittelt, wenn den Konstruktionsplänen Bilder von Projekt-Präsentationen, Vorstandssitzungen und Textpassagen aus Protokollen beigefügt werden.

Möglich wurde die Schau durch Zusammenarbeit des Museums Abteiberg mit den Deichtorhallen Hamburg, die gemeinsam die Ausstellung vorbereiteten. Der Sammler Harald Falckenberg, der zur Eröffnung kam, hat wie andere Privatsammler und sogar das Museum of Modern Art (MOMA) in New York Werke von Bonvicini für die Ausstellung ausgeliehen.

(gam)
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