Mönchengladbach Verein setzt sich nach Flugzeugabstürzen ein

Mönchengladbach · Der Verein Crash gründete sich nach dem Concorde-Absturz. Nun wollen die Mitglieder Angehörigen der Opfer des Absturzes von MH 17 helfen.

Ukraine: Flug MH17 zerschellt am Boden
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Passagiermaschine über der Ukraine abgestürzt

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Als am 17. Juli der Flug MH 17 über dem Osten der Ukraine abstürzte, erschütterte das Schicksal der Opfer an Bord die Welt. Keiner der 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder hatte das Unglück überlebt, wer für den Absturz der Boeing 777 verantwortlich ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Auch der gemeinnützige Verein "Crash" beobachtet die Entwicklungen seitdem sehr genau. Seit 13 Jahren setzt sich der Gladbacher Verein für die Rechte von Opfern und Angehörigen bei Unfällen und Katastrophen ein. Insbesondere in der Folge von Flugunfällen engagieren sich die Vereinsmitglieder. Auch im Fall MH 17 wollen sie helfen.

 „Wir stehen bereit, aber werden uns nicht aufdrängen“, sagt Christof Wellens Vorsitzender des Vereins „Crash“.

„Wir stehen bereit, aber werden uns nicht aufdrängen“, sagt Christof Wellens Vorsitzender des Vereins „Crash“.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

"Wir stehen bereit, aber werden uns nicht aufdrängen", sagt "Crash"-Vorsitzender Christof Wellens. Vier deutsche Frauen waren unter den Opfern, um 193 Tote trauern die Familien in den benachbarten Niederlanden. Auch für jene Angehörigen möchte sich Crash einsetzen. Nationale Grenzen spielten keine Rolle, sagt Wellens. "Es ist uns ein Anliegen, die Hilfe weiterzureichen", sagt Wellens.

"Crash" gründete sich nach dem Absturz der Concorde im Juli 2000 nahe Paris. Damals kamen 113 Menschen in einer Air-France-Maschine ums Leben. 13 Opfer stammten aus Mönchengladbach, die Angehörigen schlossen sich ein Jahr später zusammen.

Die Gesichter von Flug MH17
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Die Gesichter von Flug MH17

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Heute sind 50 Mitglieder im Verein organisiert, "Crash" bietet finanzielle Soforthilfe für Hinterbliebene an, stellt Kontakt zu Psychologen und Seelsorgern her, leistet aber auch juristische Expertise - wenn dies nötig ist.

Denn nach Flugunfällen zögen sich die in der Regel multinationalen Verfahren oft über Jahre, manchmal über Jahrzehnte, sagt Wellens. Darum pflege man Kontakte zu guten und seriösen Anwälten rund um die Welt. "Das sind Fälle, die nicht nach deutschem Recht verhandelt werden", sagt er. Darum sei professionelle Unterstützung stets hilfreich. "Man kann sich sicher sein, dass aufseiten der Versicherungen ebenfalls Profis sitzen", sagt Wellens aus Erfahrung.

Eltern von deutschem MH17-Opfer besuchen Absturzstelle
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Zuletzt setzten sich die Mönchengladbacher von "Crash" nach einem Hubschrauber-Unfall in den USA ein, nach dem Flugunfall am Bodensee 2002 war der Verein ebenfalls aktiv. Auch bei Abstürzen von Kleinflugzeuge leistet "Crash" zuweilen Hilfe. "Gott sei Dank sind Flugunfälle nicht so häufig", sagt Christof Wellens, "aber wenn sie passieren, sind sie für die Betroffenen katastrophal."

In den allermeisten Verfahren würden Entschädigungen erwirkt, oftmals im sechsstelligen Bereich. Wird ein Bezug zum US-amerikanischen Rechtssystem hergestellt, etwa wenn die Fluggesellschaft aus den USA kommt oder US-Amerikaner unter den Opfern sind, würden besonders hohe Schadensersatzsummen erwirkt, so Wellens.

Im Falle des in der Ukraine abgestürzten malaysischen Flugzeuges sei "Crash" zurzeit noch nicht aktiv. Es gebe noch keinen Kontakt zu Angehörigen, so Wellens. "Wir werden niemandem hinterher recherchieren. Die Angehörigen müssen sich melden." Zurzeit suche man den Kontakt zu Multiplikatoren in den Niederlanden. Womöglich seien viele Angehörige aber noch mit der Trauerarbeit beschäftigt, so Christof Wellens.

(RP)
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