Kolumne Der Verbraucherschützer So durchschauen Sie Tricks von Vergleichsportalen

Mönchengladbach · Vergleichsportale können Hilfen bei der Suche nach Handyverträgen und Krediten sein – wenn man die Ergebnisse einzuschätzen weiß.

 Internet-Vergleichsportale bilden bei Suchanfragen nicht immer ein wirklich neutrales Ergebnis ab.

Internet-Vergleichsportale bilden bei Suchanfragen nicht immer ein wirklich neutrales Ergebnis ab.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wer überlegt, seinen Stromanbieter oder Handytarif zu wechseln, einen Kredit aufzunehmen oder eine Versicherung abzuschließen, kommt an Vergleichsportalen im Internet kaum vorbei. Diese geben schnelle Übersicht über Anbieter und Konditionen. Doch die Ranglisten der Portale bilden oftmals nicht die besten oder günstigen Angebote ab. Häufig sind die ganz oben genannten Angebote werbliche, also gekaufte Einträge. Nicht immer sind sie zudem als Werbung gekennzeichnet. Darüber hinaus fehlen oft wichtige Anbieter im Vergleich, wenn sich das Vergleichsportal und der Anbieter nicht über die Provisionen einigen können.

Der Handel mit Daten ist bei Vergleichsportalen häufig Teil des Geschäftsmodells. Diese Daten können an andere Anbieter weitergegeben werden. Einige Verbraucher erhielten schon nachträglich und unaufgefordert Kreditangebote mit deutlich veränderten Laufzeiten und Kreditsummen. Einem Mann aus Odenkirchen wurde statt eines Kreditangebots eine „Finanzsanierung“ untergeschoben. Er sollte mehrere Hundert Euro für eine Dienstleistung zahlen, die er nie haben wollte.

Achten Sie daher besonders auf die Seriosität des Vergleichsportals und ob Sie dazu aufgefordert werden, zuzustimmen, dass Ihre Daten an Dritte weitergegeben werden.

Sollten Sie nun auf die Nutzung von Vergleichsportalen verzichten? Mein Tipp: Nein! Sie sollten sie jedoch mit Bedacht nutzen.

Vergleichen Sie mehrere Portale und verlassen Sie sich nicht auf eines allein. Achten Sie auch darauf, nicht einfach die Voreinstellungen der Tarifrechner zu übernehmen, sondern überlegen Sie genau, welche Bedingungen Ihnen wichtig sind. Die Ergebnisse der Portale sollten Sie dann anschließend mit den Angeboten und Preisen auf der Internetseite des jeweiligen Anbieters abgleichen. Davon abgesehen sollten Sie überlegen, welche Dinge Ihnen bei dem Angebot neben Preis und Konditionen noch wichtig sind. Auch Kundenservice, Erreichbarkeit und Firmenpolitik eines Anbieters können entscheidende Faktoren für eine Vertragsentscheidung sein.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Nach Kündigung meines Handyvertrags habe ich kein Vergleichsportal genutzt, sondern konnte über die Kundenrückgewinnung meines Providers ein besseres Angebot bekommen als damals jede Suchmaschine ausgespuckt hat.

Sebastian Dreyer ist Rechtsanwalt und leitet die Verbraucherzentrale Mönchengladbach.

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