Mönchengladbach Veilchendienstagszug - bunt und abgefahren

Mönchengladbach · 400.000 Menschen sahen beim Veilchendienstagszug so viele Wagen wie noch nie, auch wenn sich nicht alle Räder drehten. Getreu dem Motto "Wir fahren ab auf Mönchengladbach" hatten sich viele der 4500 Aktiven als Fahrzeuge verkleidet. Dabei wurde nicht nur das Thema Schlaglöcher närrisch aufgegriffen. Es gab nur wenige Zwischenfälle.

Niersia Bärbel hatte ihre Erkältung überstanden, Prinz Hartmut II. war fit wie seine Fußbekleidung, und dazu strahlte die Sonne. Bei solchen Voraussetzungen mochte man gerne abfahren auf den Veilchendienstagszug. So viele Wagen gingen noch nie mit auf die 5,5 Kilometer lange Strecke. Auch wenn nicht alle Fahrzeuge Räder hatten. Getreu dem Motto "Wir fahren ab auf Mönchengladbach" hatten sich viele der insgesamt rund 4500 Aktiven als Autos verkleidet.

Trotz der vielen Zuschauer und der ausgelassenen Stimmung verlief der Veilchendienstagszug weitgehend friedlich. Laut Polizei gab es nur wenige Zwischenfälle. Am Alten Markt ging plötzlich ein Pferd durch. Dabei wurden ein elfjähriges Kind und eine 41 Jahre alte Frau zum Glück nur leicht verletzt. Außerdem wurde ein Polizist auf einem Krad von einem Auto angefahren. Auch er trug leichte Verletzungen davon. Ansonsten blieb das Karnevalsvergnügen ungetrübt. Es gab nur drei Ingewahrsamnahmen, fünf Verfahren wegen Körperverletzung und vier Platzverweise. "Angesichts der Masse an Menschen ist das so gut wie nichts", sagte ein Polizeisprecher, "die Menschen haben fröhlich und friedlich gefeiert."

Der Veilchendienstagszug war diesmal besonders bunt und auch politisch. Bundeskanzlerin Angela Merker fuhr gleich in mehrfacher Ausfertigung mit. Thema Nummer eins: der Euro-Rettungsschirm. Ein Mottowagen des MKV zeigte die Kanzlerin im Tutu mit einem Ei tanzend. Der Kegelclub "Dröckeberger" setzte Merkel unter seinen Spruch "Wir lasse uns nicht verzocke". Überregionale Themen wie "Rauchverbot" und "Wildpinkeln" wurden genauso aufgegriffen wie lokale Probleme. Einige machten sich über den Verkehr in der Stadt lustig wie die Mitwirkenden des Abenteuerspielplatzes Römerbrunnen ("Jau, isch steh? im Stau"), andere nahmen die Schlaglöcher ins närrische Visier wie die Karnevalsgesellschaft "Botterblom" ("Gladbachs Straßen sind nur mit Gehhilfen zu nutzen").

Wie schnell einen die Realität einholt, bekamen die "Jecken Hühner" zu spüren. Die Fußtruppe, die schon mehrfach wegen ihrer tollen Kostüme ausgezeichnet wurde, kam diesmal als Ballonfahrer-Schwarm. Die jecken Hühner steckten in Körben auf Rädern mit bunten Stoffballons über dem Kopf. Auf der Aachener Straße gerieten mehrere Gefährte ins Straucheln. Grund: Schlaglöcher.

Viele der insgesamt 61 Fußgruppen hatten sich zu dem diesjährigen Motto Originelles einfallen lassen. Vor allem sie prägten das bunte Bild des Veilchendienstagszuges. Die Frauen der KG "Schöpp op" kamen zum Beispiel als Straßen verkleidet. "Route 77 - wir kreise(l)n durch Eicken" lautete ihr Motto. Die Turnerschaft Lürrip fuhr in vollen Zügen ab. Die Mitglieder hatten sich als Waggons verkleidet. Und es gab noch mehr Fahrzeuge im närrischen Zug: Schiffe, Gondeln, Busse und Flugzeuge. Ein Mottowagen des MKV stand unter der Überschrift "JU(nge), komm bald wieder" und drückte die Hoffnung aus, dass die alte JU 52 bald wieder in Mönchengladbach landet.

Gefeiert wurde auch Borussias sportlicher Höhenflug. Der TuS Jahn hatte sich besonders viel Mühe gegeben. Die Mitglieder hatten Marionetten von allen Borussenspielern (Dante mit voller Lockenpracht) dabei. Live und in echt wurde zwar kein Fußballprofi im Zug entdeckt, der VfL war aber mit einem Wagen vertreten, auf dem immerhin Jünter den begeisterten Kindern am Straßenrand zuwinkte. Und was sucht sich ein Fußballverein als Wurfmaterial aus? Klar, Bälle. Bevor losgezogen wurde, hatten fleißige Helfer alleine drei Sprinter voller Bälle auf den Wagen geladen. Apropos Wurfmaterial - schlau war, wer eine große Tüte dabei hatte. Denn die Karnevalisten brachten jede Menge Kamelle, T-Shirts, Putzlappen, Bälle, Schwämme, Gewürzgurken, Kleinspielzeug, Lutscher und Comic-Hefte unters Volk. Alleine im Prinzenwagen lagerten zu Beginn des Zuges anderthalb Tonnen Wurfmaterial. Nachher war alles weg. Dafür gab es einen majestätischen Muskelkater. Aber man ist ja nur einmal Prinz im Karneval.

Erfreulich verlief der Veilchendienstagszug aus Sicht der Rettungskräfte. Nur drei alkoholisierte Jugendliche mussten ins Krankenhaus gebracht werden, "aber auch die waren nicht so betrunken, dass ein Notarzt im Rettungswagen mitfahren musste", sagte ein Sprecher der Berufsfeuerwehr. Insgesamt hatte es 20 Rettungstransporte gegeben, weniger als im Vorjahr.

Damit alle sicher feiern konnten, waren rund 250 Helfer von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr und den örtlichen Hilfsorganisationen sowie 300 Polizisten im Einsatz. 13 Unfallhilfsstellen wurden entlang des Zugweges eingerichtet. Dort gab es 16 Hilfeleistungen.

(url/rl)
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