Bilanz zum Unwetter in Mönchengladbach Mehr als 200 Einsätze für Feuerwehr und Polizei – eine Person verletzt

Update | Mönchengladbach · Die Sturmtiefs haben die Einsatzkräfte in Mönchengladbach bis Montag gefordert. Im Stadtgebiet fielen mehrere Bäume auf Häuser und Autos. Es gab einen Verletzten.

Unwetter in Mönchengladbach: Fotos von Sturm-Einsätzen wegen Orkan Zeynep
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So fegte der Sturm durch Mönchengladbach

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Foto: Denisa Richters

Der Sturm mit Orkanböen sorgte in Mönchengladbach von Freitagmittag bis Montagmorgen für mehr als 200 sturmbedingte Einsätze für Feuerwehr und Polizei. Das teilten die Behörden mit. Am Montagabend, 21. Februar, meldete die Feuerwehr 41 Einsätze mit 60 beteiligten Feuerwehrmännern und -frauen für den Vortag. Unter anderem ist ein Baum umgestürzte, der die Trompeterallee in Wickrath blockierte. Die Straße wurde gesperrt. In der Nacht kam es zu Verkehrsbehinderungen. Am Schloss Wickrath wurde ein Baum, der bereits teilentwurzelt war und ein Gebäude gefährdete, von den Einsatzkräften entfernt. Viele Schäden aus Sonntagnacht waren erst am nächste Morgen sichtbar geworden. Dabei hatte es sich insbesondere um lose Dachziegel und Dachverkleidungen gehandelt sowie um Äste und Bäume, die auf Gehwege oder die Fahrbahn zu stürzen drohten. Die Polizei meldete von Sonntag, 20 Uhr, bis Montag, 10 Uhr, insgesamt 14 durch das Wetter veranlasste Einsätze.

In ihren vorhergegangenen Meldungen zur Sturm-Lage berichtete die Feuerwehr von einem Verletzten. Am Samstagnachmittag wurde der Leitstelle eine bewusstlose, eingeklemmte Person im Garten eines Einfamilienhauses an der Dahlener Straße gemeldet. Bei Fällarbeiten sei ein Baum auf einen Mann gefallen. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte war der Patient wieder ansprechbar. Er hatte eine Kopfverletzung, war aber nicht eingeklemmt. Ersthelfer hätten bis zum Eintreffen von Feuerwehr und Rettungsdienst vorbildlich Erste Hilfe geleistet, teilte Feuerwehrchef Dirk Schattka mit. Ein Notarzt und die Einsatzkräfte eines Rettungswagens versorgten den Patienten an der Unfallstelle weiter und transportierten ihn dann in ein Krankenhaus.

Bei den übrigen Einsätzen – bis Sonntagmorgen wurden 185 für die Feuerwehr gezählt – handelte es sich um abgebrochene Äste, lose Fassadenteile, umgestürzte Bäume auf Fahrbahnen und Gehwegen. Zunehmend wurden der Feuerwehr leichte bis schwere Beschädigungen an Dacheindeckungen gemeldet. Allein eine Einsatzstelle band Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Einheit Odenkirchen für vier Stunden.

Von der Grundschule Steinsstraße fegte der Sturm das komplette Dach aus Bitumenpappe vom Altbau-Mittelgebäude weg. Der Unterricht werde am Montag aber für alle Schüler stattfinden, wie Stadtsprecher Wolfgang Speen am Sonntag berichtete. Betroffen seien zwei Schulklassen, die in andere Gebäudeteile untergebracht werden könnten. Die Schulleitung habe alle Eltern informiert. Das Gebäudemanagement der Stadt (GMMG) habe bereits für Samstagmorgen Handwerker besorgen können, die das Dach provisorisch mit Folie abdecken und festzurren konnten, so Speen. Denn der nächste Sturm werde bereits erwartet. Am Montag soll genauer untersucht werden, wie das Dach saniert werden kann und wie lange es dauern wird, berichtete der Stadtsprecher. Ansonsten seien bis Sonntagmorgen keine Sturmschäden an städtischen Gebäuden bekannt geworden.

Auch bei der Firma Gothe Edelstahl in Rheydt hatte der Sturm auf etwa 100 Quadratmetern das Dach beschädigt. Laut Unternehmens-Chefin Beate Gothe hatte sich die Dachpappe gelockert und schlug gegen die Glasdächer. Zu der Zeit waren in der Nachtschicht noch Mitarbeiter auf dem Gelände, sie hätten jedoch in anderen Hallen gearbeitet. „Die Feuerwehr hat unglaublich gut und schnell reagiert“, sagt Gothe. Von Vorteil sei gewesen, dass ein junger Mitarbeiter der Firma sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiere, diesem Einsatz zugeteilt gewesen sei und vor Ort weiterhelfen konnte.

Sturmtiefs ziehen seit Mittwochabend immer wieder über NRW hinweg. Die Nacht zu Freitag, 18. Februar, war den Angaben nach noch weitgehend ruhig verlaufen. Das meldeten die Einsatzkräfte mehrerer Städte. Auch in Mönchengladbach blieb die Lage bis zum Mittag entspannt. Dann stürzte ein Baum im Stadtteil Eicken aus einem Garten heraus auf ein an der Bergstraße geparktes Auto. Beschädigt wurde dabei auch ein Hausdach. Auch in Hardterbroich riss der Sturm einen Baum um. Er fiel auf das Dach eines Einfamilienhauses und musste mit einem Kran entfernt werden.

Seit dem Nachmittag waren Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz: Umgestürzte Bäume wurden von der Liebigstraße, von der Hubertusstraße und von vielen anderen Stellen gemeldet. Auch Autos wurden unter Bäumen begraben. Gebäudeteile und Dachziegel flogen durch die Luft.

An der Straße „Am Bahner“ stürzte eine Wand eines alten Betonwerks ein und begrub Autos unter sich. Durch die Feuerwehr wurde das Gelände weiträumig gesperrt, da für das gesamte Gebäude ein weiterer Einsturz angenommen werden musste. Die Bauaufsicht der Stadt sprach zwischenzeitlich für das Gebäude ein Betretungsverbot aus. Unter anderem sei auch ein Rettungswagen durch einen herabstürzenden Ast beschädigt worden, der gegen die Windschutzscheibe flog. „Bei diesem Ereignis und bei allen anderen Einsätzen gab es keine Verletzten zu beklagen“, heißt es seitens der Feuerwehr.„Schäden gibt es im gesamten Stadtgebiet“, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei war am Freitag von 15 Uhr bis 22.15 Uhr rund 50-mal zu Unwetter-Einsätzen ausgerückt. 

Die Leitstelle der Feuerwehr wurde verstärkt, um die zahlreichen Notrufe anzunehmen und die Einsätze zu disponieren. Im Einsatz waren alle Kräfte der drei Feuer- und Rettungswachen, die Führungsdienste der Feuerwehr, sowie die Einheiten Neuwerk, Rheindahlen, Rheydt, Hardt, Kothausen, Odenkirchen, Stadtmitte, Broich, Giesenkirchen, Woof, Schelsen, Wickrath, Wanlo und Wickrathberg der Freiwilligen Feuerwehr. Insgesamt wurden 139 Feuerwehrfrauen und -männer eingesetzt.

Angefangen hatte der Tag ruhig. Bis zum Mittag sei „das Übliche“ angefallen, berichtete eine Polizeisprecherin: weggewehte Mülltonnen, abgerissene Planen, umgekippte Baustellenschilder, heruntergewehte Dachziegel und abgebrochene Äste. Auch die Feuerwehr hatte den eigenen Angaben nach bis zum Mittag keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen. „Wir sind aber gut vorbereitet“, sagte ein Sprecher.

Die Mags meldete am Freitagmittag, dass nach einer ersten Bilanz mehre Astbrüche zu beklagen sind, sowie ein Baumbruch im Bunten Garten und eine umgestürzte Birke auf dem Friedhof Giesenkirchen. „Über das kommende Wochenende bleiben vorsorglich Mitarbeitende von Mags in Bereitschaft, um die Mönchengladbacher Feuerwehr gegebenenfalls bei Aufräumarbeiten unterstützen zu können“, teilt eine Mags-Sprecherin mit.

Das nächste Sturmtief ist bereits angekündigt. Als allgemeine Vorsichtsmaßnahmen empfiehlt die Stadt, alle Türen, Fenster, Dachfenster, Luken und Lichtkuppeln zu schließen sowie Markisen aufzurollen. Im Freien stehende Gegenstände sollen in das Haus gebracht und Autos – wenn möglich – in der Garage geparkt werden.

Die Warnung, öffentliche Grünflächen, Friedhöfe, Spielplätze und Wälder zu betreten, gilt weiterhin und auch noch für die nächsten Tage, da durch den Sturm Bäume geschädigt sein können und herabfallende Äste eine Gefahr darstellen. „Die Bedingungen sind ungünstig. Die Böden sind nass und die anhaltende Sturmlage kann dazu führen, dass irgendwann beispielsweise ein kompletter Wurzelteller nachgibt und dadurch dann doch Bäume stürzen“, sagt Jan Biehl, Leiter Grünunterhaltung, Baum und Forst bei Mags.

Auch am Freitag, 18. Februar, waren alle städtischen Außensportanlagen gesperrt. Das teilte die Stadt am Mittag mit. Ob die Sperrung auch über das Wochenende beibehalten wird, werde „von der weiteren Wetterlage und vom Zustand der Anlagen abhängig sein“, hieß es. Eine Sperrung könnte Folgen für den aktiven Saisonbetrieb im Amateursport haben. Wie am Samstagmittag bekannt wurde, sind die städtischen Außensportanlagen mit Ausnahme von vier Plätzen wieder freigegeben. Die Ausnahmen sind die Bezirkssportanlage Wickrath, die Bezirkssportanlage Geneicken (Schlossstraße), die Sportanlage Mennrath und die Sportanlage Rönneter (Waldsportplatz und Naturrasenplatz).

Vorsorglich vollgesperrt in beide Fahrtrichtungen ist zudem die Autobahn 44 zwischen dem Autobahnkreuz Holz und dem Autobahndreieck Jackerath. Das teilt ein Sprecher der Autobahn GmbH am Freitagmittag mit. Die Sperrung erfolgte kurzfristig ab 13 Uhr im Hinblick auf die Starkwindereignisse. Die Autobahn GmbH informiert nach eigenen Angaben, sobald die Sperrung wieder aufgehoben wird.

Bis Donnerstagabend haben Feuerwehr und Polizei in Mönchengladbach insgesamt 22 Unwetter-Einsätze registriert. Zu den aufsehenerregendsten zählte ein weggewehtes Trampolin und ein im Hardter Wald umgekippter Baum, der einen Weg versperrte und dessen Stamm daher zerlegt werden musste.

(angr/capf/gap/dr)
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