Mönchengladbach Unterricht auf Sparflamme

Mönchengladbach · In den letzten Wochen vor den Sommerferien wird in vielen Schulklassen das Tempo gedrosselt. Nicht nur für Sportfeste oder Aufräumaktionen, sondern auch für Ausflüge ins Schwimmbad und Filme. Das berichteten Schüler.

Offiziell beginnen die Sommerferien am Mittwoch. In vielen Klassen endete der Unterricht allerdings schon lange vor der Zeugnisausgabe – mit Ende der Zeugniskonferenzen nämlich. Nicht wenige Pädagogen nehmen in der Zeit vor den Ferien das Tempo aus dem Unterricht, wie eine lose Umfrage der RP unter Schülern zeigt. Vielerorts werden Projektwochen gemacht, Sportfeste veranstaltet, Klassen aufgeräumt, Wanderungen unternommen. "Solche Tage sind dringend nötig, dafür müssen wir Raum finden", sagt Barbara Henke stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Espenstraße. "Gemeinsame Klassenaktionen haben sich bewährt. Wir lehren in der Schule nicht nur, sondern arbeiten pädagogisch. Dafür sind solche Tage sehr wertvoll."

Doch es geht nicht nur um den üblichen Kehraus zum Schulende. In vielen Klassen wird gerne der Fernseher aufgebaut und ein Film geguckt. "Einerseits Geschichtsfilme, aber eher so Filme, die jeder schon einmal gesehen hat. Wie Forrest Gump", sagt ein Oberstufenschüler des Humanistischen Gymnasiums. Wo nicht gerade Stoff nachzuholen ist, steht nicht selten Freizeitprogramm an – zusätzlich zum Stundenausfall wegen hitzefrei. Lehrer, die den Stoff bis zum letzten Schultag durchziehen, sind offenbar in der Minderzahl.

Viele Schüler berichteten von Ausflügen in Schwimmbäder, von Kartenspielen, vom "Wer-wird-Millionär"-Spiel, einer Wasserschlacht mit Lehrern, andere nennen das schlicht: "Rumsitzen." Einige Schüler empfinden das als "entspannend", wie ein 18-jähriger Gymnasiast zugibt. Andere wiederum ärgern sich über verlorene Zeit. "Lieber jetzt mehr Unterricht, dafür mehr frei zu anderen Zeiten", sagt ein 16-jähriger Zehntklässler des Humanistischen Gymnasiums. Und ein 17-jähriger Oberstufenschüler des Math.-Nat.-Gymnasiums schlägt vor: "Möglicherweise sollten wir den Unterricht durchziehen und dafür weniger Hausaufgaben das Jahr über haben."

Dabei lassen die Lehrpläne eigentlich immer weniger Spielraum. "Der Druck ist höher geworden, aber es gibt Entscheidungsmöglichkeiten", sagt Ludolf Kolsdorf, stellvertretender Leiter des Gymnasiums Odenkirchen. In seiner Schule handhaben die Lehrer das autonom, aber nicht willkürlich. "Ich lehne es ab, nach der Zeugniskonferenz keinen Unterricht mehr zu machen. Das wollen die Schüler auch nicht", sagt Kolsdorf. Heute und morgen will er zwar auf neue Inhalte verzichten, "weil das keine Entlastung für das neue Schuljahr bringt". Dafür wird Lernstoff wiederholt.

Ähnlich ist es in der Hauptschule Stadtmitte. Welchen Stoff es noch gäbe, liege im Ermessen des Lehrers, sagt Schulleiter Hans-Gerd Dedden. "Ich habe aber etwas dagegen, nur noch Filmchen zu gucken. Die Eltern legen Wert darauf, dass der Unterricht so lange wie möglich normal läuft." In seinen Chemiestunden hat er sich für die letzten Schultage eine andere Strategie überlegt: "Ich mache den einen oder anderen Schauversuch." Demnächst steht an, welches Gas-Luft-Gemisch eine Coladose zur Explosion bringt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort