Mönchengladbach Um 22.35 Uhr war die Bombe entschärft

Mönchengladbach · Wegen einer 500-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg mussten am Dienstag mehr als 3000 Menschen ihre Häuser räumen, darunter auch Altenheim-Bewohner. Züge wurden vor der Stadt gestoppt. Über 500 Helfer waren im Einsatz. Am späten Abend kam dann die gute Nachrichtg: Die Bombe ist enschärft.

 Der Evakuierungsplan, herausgegeben durch die Stadt Mönchengladbach.

Der Evakuierungsplan, herausgegeben durch die Stadt Mönchengladbach.

Foto: Stadt Mönchengladbach

Eine Bombe? Die plötzliche Nachricht, dass Eicken aus diesem Grund kurzfristig geräumt werden muss, versetzte einige Betroffene in großen Schrecken. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage dachten sie zuerst an einen versuchten Terroranschlag. Da löste die Erklärung "Die Bombe ist ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg" fast schon Erleichterung aus. Trotzdem waren noch viele verunsichert, als Polizeiwagen am Nachmittag durch den Ortsteil fuhren und die Bewohner per Durchsagen aufforderten, die Häuser zu verlassen.

Bombe in Mönchengladbach erfolgreich entschärft
24 Bilder

Bombe in Mönchengladbach erfolgreich entschärft

24 Bilder

Gegen 13 Uhr war die 500-Kilo-Bombe bei Tiefbauarbeiten der NEW an der Martinstraße entdeckt worden. Da sie vom Bagger bewegt worden war, musste schnell gehandelt werden. "Diese Bomben haben oft einen Säurezünder. Geht die Kapsel bei einem Aufprall kaputt, frisst sich die Säure durch mehrere Schichten und irgendwann kommt es zum Knall", erklärte Achim Heimüller von der Stadt. Der Kampfmittelräumdienst war schnell vor Ort. Doch mit der Entschärfung konnte er erst nach der Evakuierung des Gebietes in einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort beginnen. Und diese Räumung gestaltete sich als schwierig.

1000 Haushalte mussten evakuiert werden, darunter auch zwei Altenheime. Die 130 Bewohner und 15 Kurzzeitbewohner vom städtischen Altenheim an der Thüringer Straße wurden mit Bussen in Seniorenheime nach Lürrip und Rheindahlen gebracht. Der Geschäftsführer der Sozialholding, Helmut Wallrafen-Dreisow, hatte sich einen Evakuierungsplan von Kollegen aus Köln schicken lassen. "Die mussten im vergangenen Jahr gleich dreimal komplett räumen", sagte der Geschäftsführer.

In den Ausweich-Altenheimen gab es neben Obst und Joghurt zur Beruhigung auch Eierlikör, verriet Wallrafen-Dreisow. Wegen der vielen Kranken- und Liegend-Transporte durch die völlig verstopfte Stadt verzögerte sich der Beginn der Entschärfung. Ordnungskräfte fanden in einigen Wohnungen hilflose Personen. In einem Haus waren noch Kinder, die aber nicht raus wollten, weil die Eltern ihnen vor dem Weggang eingebläut hatten, keinem Fremden die Tür aufzumachen.

Im Video sehen Sie die Reaktionen der Anwohner in Eicken auf die Bombenentschärfung.

Über 300 Polizisten, 150 städtische Mitarbeiter, Feuerwehrleute und Kräfte von allen Hilfsdiensten waren im Einsatz. Die NEW setzte acht Evakuierungsbusse ein. Die Kaiser-Friedrich-Halle wurde zur Sammelstelle für alle Menschen, die aus ihren Wohnungen heraus mussten. Bei der Stadt wurde eine Hotline eingerichtet, an der bis zu zehn Mitarbeiter saßen. Trotzdem waren die Leitungen ständig belegt. Menschen fragten, was sie tun müssen, einige vermissten ihre Eltern oder Nachbarn. Bereits um 19.30 Uhr war der Zugverkehr nach Gladbach gestoppt worden.

Die Musikerin und Kabarettistin Monika Hintsches hatte von ihrer Wohnung an der Martinstraße den besten Blick auf die Baustelle mit der Bombe. Aber nur kurz, dann musste auch sie ihre Wohnung verlassen. "Ich habe auf der Straße ein paar ältere Menschen mit Koffern gesehen, ansonsten war es gespenstisch still", sagte sie. Ein großes Lob sprach sie der Polizei aus. "Die Beamten waren absolut ruhig. Respekt." Sie kam bei der Schwiegermutter unter. Mitgenommen hatte sie ihre Papiere, die Gitarre — "und eine frische Unterhose".

Die Kaiser-Friedrich-Halle füllte sich immer mehr mit Evakuierten. Am Ende sollten es mehr als 500 Menschen und einige Haustiere sein. Trotz der Verschiebung des Entschärfungstermins von 19 Uhr auf 21.30 Uhr blieb die Stimmung zunächst gut. Es gab heiße Suppe und Getränke, nur an Pampers herrschte Mangel. Windeln mussten mehrfach nachgeordert werden. Erst, als zwei Stunden keine Nachrichten mehr kamen, gab es ein wenig Unruhe.

22.15 Uhr. Endlich die Meldung: Das Altenheim ist leer, die Entschärfung beginnt. Um 22.35 Uhr gab Fritz Pütz vom Kampfmittelräumdienst Entwarnung. Die Menschen konnten zurück in ihre Häuser.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort