Mönchengladbach "Übergriffe auf Asylbewerber sind nicht zu befürchten"

Mönchengladbach · In den Gladbacher Asylunterkünften gibt es im Gegensatz zu den Heimen in Essen und Burbach keinen privaten Sicherheitsdienst. Doch Frust über die schlechten Lebensbedingungen führe oft zu Gewalt untereinander, beklagt die Initiative "Geflüchtete Menschen." Die Stadt bekennt sich zu den Problemen, relativiert sie aber.

 Die Initiative "Geflüchtete Menschen" kritisiert die Zustände in Gladbachs Flüchtlingsunterkünften.

Die Initiative "Geflüchtete Menschen" kritisiert die Zustände in Gladbachs Flüchtlingsunterkünften.

Foto: detlef Ilgner

In Mönchengladbach leben zurzeit rund 1100 Flüchtlinge, bis zum Jahresende wird ein deutlicher Anstieg erwartet. Rund 100 Neuankömmlinge waren es alleine im September. Viele von ihnen werden in drei Baracken in Rheindahlen untergebracht. Die Zustände dort werden von der Gladbacher Initiative "Geflüchtete Menschen" scharf kritisiert. "Dort leben bis zu sechs Personen auf 16 Quadratmetern", erzählt Stephan Toetsches von der Initiative, die sich vor einem Jahr gegründet hat und sich für die Rechte der Asylbewerber einsetzt. Die Menschen hätten 24 Stunden lang keinerlei Privatsphäre. Noch schlimmer seien allerdings die hygienischen Zustände: "Die Sanitäranlagen sind verschimmelt und verstopfen regelmäßig, es gibt nur zwei Waschmaschinen für rund 70 Personen."

Mönchengladbach: "Übergriffe auf Asylbewerber sind nicht zu befürchten"
Foto: Polizei

Am Wochenende war bekannt geworden, dass in Burbach im Siegerland und auch in Essen Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten, die für die Aufsicht in den Asylbewerberheimen engagiert wurden, Flüchtlinge misshandelt und Fotos von ihren Taten gemacht hatten. In Mönchengladbach sei mit solchen Fällen nicht zu rechnen, sagt Toetsches. Es gebe keinen privaten Sicherheitsdienst in den Asylunterkünften, lediglich einen Hausmeister, der allerdings nicht oft anzutreffen sei. Mit Sorge betrachtet Kulturmanagement-Student Toetsches jedoch die Gewalt unter den Flüchtlingen. "Wo Menschen unterschiedlicher Kulturen und mit unterschiedlichen Sprachen so eng aufeinander sitzen, kommt es natürlich zu Konflikten. Zudem nehmen einige Flüchtlinge Drogen oder trinken Alkohol, um die Lage besser ertragen zu können."

Die Stadtverwaltung bekennt sich zu den Problemen, relativiert sie aber. "Die drei etwa 20 Jahre alten Wohncontainer in Leichtbauweise in Rheindahlen sind nicht mehr zu sanieren, aber dennoch nicht gesundheitsgefährdend", teilt Stadtsprecher Wolfgang Speen mit. Dies belegten regelmäßige Kontrollen unter anderem durch die Gesundheitsbehörde. Die Stadt sei vor dem Hintergrund der hohen Zahl an Zuweisungen auf die Baracken angewiesen, sei aber ständig auf der Suche nach weiteren Lösungen für die Unterbringung von Flüchtlingen, "etwa durch die Umnutzung eines aufgegebenen Schulgebäudes, die Einbindung der städtischen Wohnungsbaugesellschaften sowie durch Anmietung von Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt".

Die Initiative "Geflüchtete Menschen" tut in der Zwischenzeit viel, um das Leben der Asylbewerber zumindest ein wenig zu verbessern. Toetsches und seine Mitstreiter bieten Museumsführungen auf Englisch für die Flüchtlinge an, veranstalten Deutschkurse und spielen mit den Kindern. Vergangenen Samstag haben sie eine Demo auf dem Alten Markt veranstaltet. Zudem läuft eine Petition, die bereits 23.000 Menschen unterschrieben haben. Die Unterschriftenliste soll am Donnerstag Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners übergeben werden.

"Eigentlich sollten diese Unterkünfte ja nur eine Übergangslösung sein", sagt Toetsches. Er kenne jedoch Menschen, die seit mehreren Jahren dort leben. Die Erleichterung, dem Krieg entflohen zu sein, mache die Situation in den Unterkünften nicht erträglicher. "Die Menschen sind mit einem bestimmten Bild im Kopf hierhergekommen, sie wussten, dass Deutschland ein Land ist, in dem gewisse Standards herrschen. Das, was sie hier vorfinden, hatten sie nicht erwartet."

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