Mönchengladbach U3-Kinder: Quote ein Risiko

Mönchengladbach · In der Stadt fehlen in Kindergärten und bei Tagesmüttern für Kinder unter drei Jahren noch 577 Plätze. Bis August 2013 hat die Stadt Zeit, sie einzurichten. Es mehren sich Zweifel, ob die prognostizierte Zahl ausreicht.

Anfang nächsten Jahres bekommen Eltern von Kleinkindern Post von der Stadt. "Brauchen Sie eine Betreuung für ein Kind, das unter drei Jahre ist?", heißt die entscheidende Frage in diesem Anschreiben.

Das Ziel: Die Stadt will ihre Kindergartenplanung für unter Dreijährige auf sicherere Füße stellen. Denn bisher gilt lediglich eine Richtschnur des Landes, nach der voraussichtlich 35 Prozent der Eltern für ihr Kleinkind einen Platz in einem Kindergarten oder bei einer Tagesmutter einfordern werden.

Da Eltern ab 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben, können langfristige Planungen schnell über den Haufen geworfen werden. Wollen weniger als 35 Prozent ihr Kind in Einrichtung oder Tagespflege unterbringen, waren Investitionen vergebens. Werden es mehr, fehlen Plätze, die kurzfristig und mit viel Geld geschaffen werden müssen.

Bisher erst 22 Prozent

"Da sich die Eltern auf ein bedarfsgerechtes Angebot verlassen, müssen wir noch zielgerichteter die Interessen abfragen", sagt Sozialdezernent Dr. Michael Schmitz. Die Stadt ist auch von der 35-Prozentquote noch ein gehöriges Stück entfernt: Derzeit hält sie 1134 Plätze für unter Dreijährige vor. Das entspricht einer Quote von 22 Prozent.

Die Zahl der Kinder unter drei Jahren sinkt nach der Bevölkerungsprognose deutlich. Waren es am Stichtag November 2009 noch 5160 Mädchen und Jungen, sollen es Ende November 2020 nur noch 4704 sein. Das bedeutet: Der Druck, nach 2013 immer weiter in neue U3-Plätze investieren zu müssen, nimmt deutlich ab. Da es auch insgesamt weniger Kinder gibt, könnten Kindergärten normale Plätze umwandeln, um weitere unter Dreijährige aufzunehmen. Diese Rechnung wurde auch in Mönchengladbach aufgemacht. Aber: "In der Stadt greift der demografische Wandel erst richtig ab 2014. Vorher brauchen wir noch jeden Kindergartenplatz", sagt Schmitz.

Für Gladbach, mit rund 1,2 Milliarden Euro verschuldet, ist das ein Spagat. In diesem und im nächsten Jahr werden zwar neue Kindergärten gebaut — Alexianerstraße, Pahlkebad —, und es gibt noch diverse Anbauten an bestehenden Einrichtungen. Doch mehr als 62 neue U3-Plätze sind nicht eingeplant. Um die 35-Prozentquote zu erfüllen, fehlen noch 577 Plätze in der Stadt. Schmitz will die Tagespflege ausbauen und Großtagespflegestelle anbieten (wir berichteten).

Wie sich das entwickelt ist unsicher. Und Stadtkämmerer Bernd Kuckels zu weiteren Investitionen zu überreden, ist angesichts der finanziellen Bilanz nicht einfach: Ihre Kindergärten kosteten die Stadt 2009 rund 41,3 Millionen Euro. Nach Abzug von Zuschüssen und Elternbeiträgen blieb ein Minus von rund 18,4 Millionen.

(RP)
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