Mönchengladbach Treten und schlagen wie Sylvester Stallone

Mönchengladbach · Unsere Autorin hat den Selbstversuch gemacht: Im Sin-To Fight Club hat gelernt, wie man sich gegen Angreifer wehrt. Die Folgen: ein gestärktes Selbstbewusstsein und ordentlich Muskelkater am nächsten Tag,

 Simone Krakau traut sich was: Mit Schmackes tritt sie gegen das Pad, das Trainer Jonny Brand ihr hinhält.

Simone Krakau traut sich was: Mit Schmackes tritt sie gegen das Pad, das Trainer Jonny Brand ihr hinhält.

Foto: Raupold

Ganz sicher kennen Sie noch den Film "Rocky", der 1970er-Jahre-Streifen mit Sylvester Stallone. Während wir zum Aufwärmen einige Runden um die Boxsäcke in Jonny Brands Studio laufen, fühle ich mich wie der Hauptdarsteller bei seinen Trainingseinheiten - die Musik im Hintergrund ist jedenfalls schon mal genau die gleiche, nur noch ein bisschen mehr Ausdauer und ein paar Muskeln fehlen mir vielleicht. Warmgelaufen geht es gleich über zur ersten Übung. Wir sollen mit der flachen Hand auf die Boxpads in Brands Händen schlagen - so als würden wir jemandem eine Ohrfeige geben. "Timing und Distanz ist absolut wichtig", sagt der Kampfsportlehrer. "Steht ihr zu nah vor dem Angreifer, kommt ihr mit der Hand nicht mehr richtig ins Gesicht. Nur auf Distanz kann die Schlagkraft richtig ankommen."

Brand kennt sich bestens aus: Seit seinem fünften Lebensjahr macht der Mönchengladbacher Kampfsport. Seine Leidenschaft führte ihn auch in die USA. Dort bot sich ihm unter anderem die Möglichkeit, mit Spitzensportlern zu trainieren. Um intensiver in die Philosophie und den Ursprung der Kampfkünste einzutauchen und verschiedene Meditationsarten zu erlernen, verbrachte Brand ein halbes Jahr in einem chinesischen Kloster in Henan. Auch nach Thailand zog es ihn, um dort Thaiboxen zu trainieren. Seit 2004 lebt der Kickbox-Weltmeister nun aber in Mönchengladbach und hat hier seine Kampfsportschule. "Jetzt bin ich angekommen", sagt er. Und das merkt man auch: Brand versprüht Ruhe und Gelassenheit, die er an uns Teilnehmer weitergibt.

Weiter geht es mit den Ohrfeigen: Immer wieder müssen wir die Schläge nacheinander wiederholen - das geht ganz schön in die Arme und die Handflächen. In der nächsten Übung sollen wir unsere Beine einsetzen: Brand positioniert die Boxpads, wir holen aus zum Tritt. Erst das rechte Bein, dann das linke Bein, und immer so weiter. Brand bietet den Selbstverteidigungskurs speziell für Frauen an. Er weiß, dass die Selbsthilfe trainiert werden muss, um in einer Gefahrensituation richtig zu reagieren. "Die Technik muss gelernt sein", sagt er. "Ihr müsst mit der Kraft gehen und nicht gegen sie." Man neige dazu, nur die Armkraft zu nutzen. Doch das sei ein Fehler: Die Beine und die Hüften müssen mit eingesetzt werden, um etwas mit voller Kraft zu bewirken. Brand zeigt es uns anhand einer Angriffssituation - die zierliche, aber sportliche Teilnehmerin Lena Lang schafft es aus dem ganzen Körper heraus, Brand zu Boden zu bringen. Die 27-Jährige ist Mutter eines Sohnes. Er wird von Brand im Kickboxen unterrichtet. Lena Lang macht bei dem Selbstverteidigungskurs mit, um ihre Stärken als Frau zu erkennen. "Ich fühle mich bereits jetzt viel selbstbewusster."

Weiter geht es mit einer Partner-Übung. Ob ich vorher schon mal Boxhandschuhe an meinen Händen hatte? Ich glaube nicht. Brand hält die Boxpads und ich soll drauflos schlagen - und es fühlt sich erstaunlich gut und befreiend an. Die motivierende Musik im Hintergrund spornt mich an und lässt meinen Schlag immer fester werden. Muskelkater vorprogrammiert! Nach ein paar Minuten und vielen Schlägen bin ich ausgepowert. Jetzt weiß ich, wie sich Rocky gefühlt haben muss - zumindest ansatzweise.

Als letzte Übung demonstriert uns der Kampfsportler eine weitere Angriffssituation. Wird man von hinten überwältigt, sollte man möglichst versuchen, sich beim Fallen im richtigen Moment aufzufangen und abzudrehen, und dann so gut es geht gezielt den Schlag einsetzen, mit dem der Angreifer nicht rechnet: den Kopf an den Haaren nach hinten ziehen und von unten einen kräftigen Schlag auf die Nase verpassen. Das muss der Angreifer erst einmal verkraften.

Natürlich gibt es für keinen Angriff das exakte Rezept, aber trotzdem gibt der Selbstverteidigungskurs doch eine gewisse Sicherheit und verleiht mehr Selbstbewusstsein. Wer auch gerne mal vorbeischauen und sich von Brand trainieren lassen möchte, kriegt über 02166 6382030 oder 0176 62266785 weitere Informationen. Den Sin-To Fight Club findet man an der Geneickener Straße 62.

(sikr)
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